Was sind Aktien?

„Wer ruhig schlafen will, kauft Renten, wer gut leben will, kauft Aktien“, sagt Börsenaltmeister Andre Kostolany. Bezogen auf Emittenten von Anleihen mit höchster Kreditwürdigkeit wie Deutschland, Schweiz oder den skandinavischen Staaten mag das gelten. Aber auch nur, wenn man die Anleihen gegebenenfalls bis zum Ende der Laufzeit halten kann und will. Da sind bei deutschen Bundesanleihen etwa 2,5 Prozent Zins im Jahr bei Laufzeiten von 10 Jahren drin. Inklusive Zinseszins kommt man in zehn Jahren auf eine Rendite von 28 Prozent. Bei jährlichen Inflationsraten um 2,5 Prozent gibt es unter dem Strich real betrachtet keinen Zugewinn.
35 min | Stand 23.05.2022
Inhaltsverzeichnis

Warum Aktien kaufen & welche Vorteile und Renditen bringen Aktien

Aktien sind anders. Der breite deutsche Aktienmarkt mit dem DAX brachte in den sechs Monaten zwischen Juni 2012 und Dezember 2012 ein Plus von 30 Prozent.

Chancen und Gewinne mit Aktien

30 Prozent in sechs Monaten – geht das immer so weiter? Was können Anleger mit Aktien verdienen? Zwar gibt es bei Einzelwerten immer wieder Kursexplosionen um 100 oder 200 Prozent in wenigen Monaten – doch solche Extrembeispiele sind seltene Glücksfälle auf die man sich nicht konzentrieren sollte. Wer solide investieren und seriös kalkulieren will, achtet auf den breiten Markt und die langfristige Entwicklung.

Langfristig betrachtet sehen die Gewinnperspektiven von Aktien folgendermassen aus: Der S&P 500 – der US-Aktienindex enthält die 500 grössten Firmen der USA aus den wichtigsten Wirtschaftszweigen – kletterte von einem Startwert von 10 Punkten im Jahr 1941 bis Ende 2012 auf 14500 Punkte. Das ist ein Plus von 14.400 Prozent, das 145fache oder ein Plus von 7,4 Prozent pro Jahr.

7,4 Prozent Plus pro Jahr klingt angesichts des enormen Zugewinns bescheiden. Auf lange Sicht von 70 Jahren macht sich der Zinseszinseffekt gewaltig bemerkbar. Der deutsche Leitindex DAX vervierfachte sich in den letzten 20 Jahren von rund 2000 auf 8000 Punkte Ende 2012. Das ist ein jährliches Plus von 7,1 Prozent.

Aktien und Dividenden

Ein Thema gehört zu Aktien wie die Sonne zum Sommer: Die Dividenden. Anders als bei festverzinslichen Papieren – bei denen es von Anfang an fest vereinbarte jährliche Zinsen gibt – erhalten Aktionäre eine Beteiligung am Unternehmenserfolg, am Gewinn des abgelaufenen Geschäftsjahres. In 2012 zahlt man beispielsweise die Dividende für das Geschäftsjahr 2011.

Je nach Ausschüttungspolitik eines Unternehmens und der Höhe des Gewinns fallen Dividenden hoch aus. Im Durchschnitt im DAX kommen die Aktionäre der 30 Indexmitglieder auf jährliche Rendite von etwa 2,0 bis 2,5 Prozent. Manche Firmen zahlen wesentlich mehr. Versorger oder Energieunternehmen wie E.ON, Telefongesellschaften wie die Deutsche Telekom oder Versicherer wie Allianz bieten nicht selten Dividendenrenditen von 4,0 Prozent und mehr.

ex Dividende

Deutsche Aktiengesellschaften überweisen die Dividende am Tag nach der Hauptversammlung auf das Konto der Aktionäre. Wer in den Genuss der Zahlung kommen will, muss die Aktie spätestens am Ende des Tages der Hauptversammlung kaufen. Am Tag der Zahlung wird die Aktie an der Börse ohne Dividendenanspruch – im Fachjargon „ex Dividende“ – gehandelt. Wer jetzt einsteigt hat die Ausschüttung für das abgelaufene Geschäftsjahr verpasst.

Bei der Dividende gibt es bei manchen Unternehmen einen Unterschied zwischen der Zahlung für die Stamm- und der für die Vorzugsaktien. Die meisten Firmen haben inzwischen nur eine Aktiengattung. Gibt es aber Stämme und Vorzüge, so sind die Vorzüge unter Dividendengesichtspunkten attraktiver. Anleger verzichten bei diesen Papieren im Gegenzug dazu auf ihr Stimmrecht bei der Hauptversammlung und bekommen dafür eine erhöhte Dividende sowie nicht selten einen Nachzahlungsanspruch für Jahre, in denen die Zahlung ausgefallen ist.

Was sind Aktien?

In medias Res: Mit Festverzinslichen haben Sparer und Anleger kaum Berührungsängste. Als Schulkind in der ersten oder zweiten Klasse bekommen die meisten ihr erstes Sparbuch und haben früh mit ersten jährlichen Zinsgutschriften zu tun. Aktien dagegen sind für viele Anleger tabu, da unbekannt.

Aktien als Beteiligung an Unternehmen

Dabei sind Aktien kein Buch mit sieben Siegeln. Es sind Anteile an Unternehmen. Der Ausgangspunkt für die Gründung einer Aktiengesellschaft – kurz AG – ist eine Idee, eine Erfindung, ein Patent oder ein Produkt. Auch eine bestehende Firma kann man in eine AG umwandeln.

Ziel der Gründung einer AG ist die Beschaffung von Kapital zur Finanzierung des Geschäftszwecks oder von Expansion. Nach der Gründung kommen AGs durch ein Listing oder einen IPO – kurz für Initial Public Offering, dem erstmaligen öffentlichen Angebot der Aktie eines Unternehmens – an die Börse. Bekannte Neuemissionen waren beispielsweise die Deutsche Telekom 1996 oder die Deutsche Post im Jahr 2000.

Wie viele AGs gibt es?

Während im Handelsregister in Deutschland Tausende von AGs eingetragen sind, handelt man nur die Aktien von etwa 1.000 Unternehmen an der Börse. Dazu kommen noch mehr als 10.000 Aktien von Firmen weltweit. Nicht nur aus Europa, sondern auch aus den USA, Russland, China und zum Teil exotischen Ländern.

Dabei haben die deutschen AGs in aller Regel ihren Firmensitz in Deutschland. Die ausländischen Gesellschaften haben ihre Heimatbörse – die Leitbörse – im jeweiligen Land des Firmensitzes. Der Preis der ausländischen Aktien – der Kurs – orientiert sich annähernd 1:1 am Kurs im Heimatland – immer in die heimische Währung des jeweiligen Umtauschverhältnisses umgerechnet. Allerdings kann es Abweichungen beim umgerechneten Kurs zwischen der Heimatbörse und deutschen Handelsplätzen geben. Anleger nutzen das für Arbitrage.

Welche Nachteile, Gefahren und Risiken haben Aktien?

Aktien liefern langfristig betrachtet am breiten Markt im DAX hohe Gewinne. Aber wo es hohe Gewinne oder Chancen gibt, lauern auch erhöhte Gefahren und Risiken. Das müssen sich Anleger ins Gedächtnis schreiben: Um so höher die Chancen – sprich Renditeerwartungen – um so grösser sind die Risiken! Bei Aktien gibt es drei Risiken: Da ist zum einen das operative, das allgemeine Unternehmerrisiko.

Die Geschäfte eines Unternehmens können schlecht oder gut laufen, die Gewinne können sprudeln oder es kann hohe Verluste geben. Eine AG kann insolvent und liquidiert werden. Zumindest mittel- bis langfristig betrachtet – ab einem Zeitraum von zwei Jahren – spiegelt der Aktienkurs die operative Entwicklung eines Unternehmens zumindest zwischenzeitlich exakt wider. Läuft es gut im Unternehmen steigen die Kurse, läuft es schlecht, fallen die Notierungen. Im Extremfall kann der Kurs einer Aktie in den Bereich von 0,0 fallen, also mehr oder weniger Totalverlust bringen.

Im anderen Extrem können die Kurse bei exzellentem Geschäftsgang explodieren und sich vervielfachen. Man beobachtet, dass die Kurse die tatsächliche Entwicklung im Unternehmen um Monate vorausnehmen. Im Vorfeld spekulieren Anleger dabei auf gute Nachrichten. Nach dem Motto „buy on rumors sell on the news“ werden die Aktien bei Eintreten der guten Daten verkauft. Nicht selten fällt der Kurs trotz schöner Zahlen.

Allgemeines Marktrisiko: Kriege, Rezessionen und und und …

Das zweite Risiko, mit dem Aktionäre konfrontiert werden, ist das allgemeine Marktrisiko. Politische Entscheidungen, Kriege, Katastrophen, eine Rezession und Wirtschaftskrisen, soziale Unruhen, Embargos etc. – die Liste der Gründe, die zum Kursrutsch am breiten Aktienmarkt führen kann ist endlos. Fast immer haben die Bewegungen an der Börse mit Psychologie zu tun. Es gibt Übertreibungen – Phasen der Gier oder Panik – mit extrem hohen oder tiefen Kursen.

Ein weiteres Risiko besteht in geringer Liquidität einer Aktie an der Börse, also geringem Handelsvolumen aufgrund geringer Nachfrage. Das ist bei kleineren Nebenwerten – den Small oder Micro Caps – immer wieder zu beobachten. Es kann passieren, dass es zeitweise – über Tage oder Wochen – kaum Angebot und Nachfrage nach solchen Werten gibt. Wer in solchen Phasen verkaufen oder kaufen will, muss unter Umständen deutliche Kursabschläge beim Verkauf oder Kursaufschläge beim Kauf hinnehmen.

Besonders in allgemein schlechten Börsenphasen leiden kleinere Nebenwerte unter dieser Liquiditätsproblematik. In Krisenzeiten bevorzugen Anleger lieber sichere Investments und schmeissen weniger liquide Titel vorsichtshalber aus dem Depot. Das führt in Crashzeiten nicht selten zu weiteren Kurseinbrüchen bei Nebenwerten.

Delisting: Das Ende des Börsenhandels

Das vierte Risiko beim Aktienkauf ist ein mögliches Delisting. Dieses Weggehen von der Börse, das Ende des Börsenhandels, kann eintreten, wenn der Hauptaktionär eines Unternehmens – oft mit einem Stimmanteil von über 95 Prozent – ein Delisting beschliesst oder sich wie zuletzt Ende 2012 die Regeln für die Notierung an der Börse ändern. Wer diese nicht eingehalten hatte, wurde von der Börse zwangsweise delisted. In solchen Fällen werden die Aktien nicht mehr gehandelt.

Aktionäre haben Probleme die Papiere zu verkaufen. Der ausserbörsliche Verkauf ist oft mit hohen Preisabschlägen oder längere Zeit überhaupt nicht möglich. Aber keine Angst: Die Einstellung des Börsenhandels ist selten. Wenn es zum Delisting auf Wunsch des Hauptaktionärs kommt, erhalten Anleger eine Abfindung, über die der Gang zu den Gerichten offen ist.

Wo und wie werden Aktien gehandelt?

Aktien werden an der Börse gehandelt. Das ist ein Marktplatz, an dem Angebot und Nachfrage zusammenkommen. Einigen sich die Marktparteien auf den Preis – den Kurs – wird die Aktie gehandelt, wechselt den Besitzer. Ausserbörslicher Handel – da gibt es wieder das Thema Liquidität und erhöhte Risiken. Bei niedriger Liquidität kann es zu grösseren Kursausschlägen nach oben oder unten kommen. Unter Liquidität verstehen Börsianer das Handelsvolumen – die Stückzahl – und die Häufigkeit des Handels in einer bestimmten Aktie.

Im Gegensatz beispielsweise zu Immobilien – bei denen die Preisfindung oft schwer ist und der Marktpreis zufällig je nach sporadischem Angebot ermittelt werden kann – können Aktien von grösseren Firmen insbesondere von Indexmitgliedern aus dem DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX während der Börsenzeiten von 9.00 bis 20.00 Uhr fast immer – im Prinzip jede Sekunde oder Minute gehandelt werden.

Bei den Indexmitgliedern – das sind grosse Konzerne wie BMW, VW, Siemens, Deutsche Bank oder Metro – gibt es viele Anleger, die gleichzeitig kaufen oder verkaufen wollen, und das zu zahllosen verschiedenen Kursen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Aktie ohne grössere Schwankungen kaufen oder verkaufen kann, ist hoch. Denn irgendjemand wird ähnliche Preisvorstellungen wie man selbst haben.

Publikationspflicht und Transparenzanforderung

Es gibt mehrere Segmente an der Börse mit unterschiedlichen Publikationspflichten und Transparenzanforderungen beispielweise hinsichtlich Veröffentlichung regelmässiger Geschäfts- oder Quartalsberichte, zur Aktionärsstruktur oder zu Ad hoc Meldungen von wichtigen Firmennachrichten. Die höchsten Anforderungen gelten für die Mitglieder im Prime Standard – dort sind alle Titel aus dem DAX gelistet.

Hohe Anforderungen gibt es auch im General und Entry Standard. Im Freiverkehr dagegen herrscht je nach Unternehmen lange Funkstille in Hinblick auf Veröffentlichung von Unternehmensnachrichten. Das birgt Risiken. Denn den Berichten oder Nachrichten können Anleger wichtige Informationen über den operativen Verlauf im Unternehmen, die Perspektiven und den Unternehmenswert – den fairen Aktienkurs – entnehmen.

Generell kann man feststellen, dass die Transparenz bei Indexmitgliedern am höchsten ist. Da es oft zahlreiche Studien von Analysten und Researchhäusern zu den jeweiligen Einzelwerten gibt, haben Börsianer bei Indextiteln hinsichtlich der Beantwortung der Frage zum fairen Wert gute Grundlagen. Nachrichten zu den Unternehmen finden Anleger auf den Internetseiten der einzelnen Firmen, auf verschiedenen Finanzportalen im Internet oder auf www.dgap.de. Dort veröffentlichen Unternehmen meldepflichtige und sonstige wichtige Firmennachrichten.

Aktien und Börse: Xetra, Parkett, ausserbörslich

In den letzten Jahren hat sich die elektronische Handelsplattform Xetra als Leitbörse bzw. als wichtigster Handelsplatz in Deutschland etabliert. Kleinere Nebenwerte werden in diesem Computerhandel – den es seit 1998 gibt – häufiger gehandelt, als an den klassischen Parkettbörsen. Auf Xetra ist bei vielen Aktien die höchste Liquidität – die Chance eine Aktie kaufen oder verkaufen zu können – hoch.

Der Vorteil für Anleger: Über die Markttiefe, die man auf Xetra sieht, haben Börsianer Einblick in das Orderbuch –die Verteilung der Kauf- und Verkaufpreise – im Fachjargon Geld- und Briefkurs genannt. Dort sind die Stückzahlen auf der Geld- und Briefseite zum jeweiligen Preis aufgeführt. Das verschafft gute Einblicke in die Marktstruktur und die Möglichkeiten eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. Findet sich dort die gewünschte Stückzahl zum gewünschten Preis, kann die Order auf Xetra vom Anleger via Computer selbst eingestellt und in Sekundenbruchteilen automatisch ausgeführt werden.

Parkettbörsen = Präsenzbörsen

An den Parkettbörsen – etwa in Frankfurt oder München – sind dagegen Händler für die Ausführung der Kauf- und Verkauforders zuständig. Diese Handelsplätze heissen Präsenzbörsen. Im Gegensatz zum Xetra-Handel haben Anleger keinen Einblick in das Orderbuch. Vielmehr sammelt der für ein Wertpapier zuständige Makler alle Kauf- und Verkaufaufträge der Anleger in seinem Orderbuch und versucht Angebot und Nachfrage je nach Marktlage zum Ausgleich zu bringen. Während der Handel auf Xetra in der Regel gegen 17.30 Uhr endet, sind Geschäfte auf Parkett bis 20.00 Uhr möglich. Ausserbörslich länger – oft bis 22.00 Uhr.

Eine etablierte ausserbörsliche Handelsplattform ist etwa Lang & Schwarz oder Tradegate. Bei Lang & Schwarz beispielsweise können Anleger viele Titel am Wochenende handeln. Das bei oft geringer Liquidität und grossen Spreads zwischen Geld- und Briefkurs. Wegen der grösseren Kursspanne sind die Kursausschläge oft höher.

Aktien und Derivate: Optionsscheine und Zertifikate

Wer auf die positive operative Entwicklung von Unternehmen setzen und von Kursgewinnen oder einer Unterbewertung der Aktie profitieren will, macht das mittels Aktien der AG. Durch den Kauf der Aktie gehen Anleger eine Long-Position ein. Sie bleibt so lange im Depot des Anlegers, bis er sie wieder verkauft. Beim Kauf ist das Kapital im Verhältnis 1:1 zu bezahlen. Steigt sie beispielsweise um zehn Prozent, verbucht der Anleger zehn Prozent Gewinn – bis zum Verkauf allerdings nur als Buchgewinn auf dem Depotauszug. Der Gewinn oder Verlust wird erst mit dem Verkauf der Aktie realisiert.

Es gibt Anleger, die mit geringerem Einsatz den selben Effekt erzielen wollen, wie andere Börsianer mit dem voll bezahlten Aktienkurs. Das funktioniert mittels Hebel. Mit dem Kauf eines Call-Optionsscheins – einem Kauf-Optionsschein – erwirbt der Anleger das Recht, eine bestimmte Aktie an einem bestimmten Termin zu einem festgelegten Kurs kaufen zu können. Es erfolgt meist die Verrechnung des Unterschiedsbetrags in Geld, der Optionsschein selbst wird von den meisten Anlegern nicht ausgeübt.

Basiswert und Volatilität eines Optionsscheins

Ein Optionsschein hat einen Basiswert, zu dem gekauft werden kann, und eine Laufzeit. Der Basiswert muss nicht eine Aktie sein, es gibt auch Optionsscheine auf andere Anlageklassen wie Währungen, Rohstoffe oder Indizes. Der Preis des Optionsscheins orientiert sich an der Kursentwicklung das Basiswerts, am Basispreis und am Zeitverlauf. Die Zeit ist bei Optionsscheinen ein wichtiger Faktor. Mit abnehmender Restlaufzeit des Optionsscheins fällt der Kurs tendenziell weiter ab – im Extremfall auf 0,0.

Zusätzlichen Einfluss hat die Volatilität – die Schwankungsstärke des Basiswerts im Kurs – und der Zins. Notiert ein Call am Ende der Laufzeit unter dem Basispreis, verfällt er wertlos.

Zurück zum Hebel. Ein Call-Optionsschein hat einen um so grösseren Hebeleffekt, um so weiter der Basiswert unter dem Basispreis notieren. Der Call ist „aus dem Geld“ – er besitzt keinen inneren Wert, lediglich den Zeitwert. Um so weiter der Call aus dem Geld ist – um so stärker wird der Einsatz gehebelt. Mit kleinem Einsatz erzielt man hohe Gewinne.

Mit Put-Optionsscheinen auf fallende Kurse spekulieren

Es gibt auch Put-Optionsscheine mit denen Anleger auf fallende Kurse spekulieren. Der Gewinn wird um so höher, um so tiefer der Kurs des Basiswerts fällt. Auch hier spielt der Basispreis und die Laufzeit eine Rolle. Entgegengesetzt zum Call verfällt ein Put, wenn der Basiswert am Ende der Laufzeit über dem Basispreis des Put notiert. Extrem risikofreudige Spekulanten setzen auf Optionsscheine, die weit aus dem Geld sind. Dort sind die Gewinnmöglichkeiten in Prozent – und damit der Hebel – am höchsten, die Risiken ebenfalls.

Zertifikate: Das Partizipationszertifikat

Ein weiteres Vehikel zur Spekulation auf einen Basiswert sind Zertifikate. Auch hier gibt es wie bei Optionsscheinen zahlreiche verschiedene zugrundeliegende Assetklassen wie Aktien oder Rohstoffe. Man unterscheidet zwei Typen: Zum einen gibt es Partizipationszertifikate. Diese beziehen sich auf einen Index, einen Rohstoff oder eine Währung. Diese Zertifikate entwickeln sich exakt 1:1 mit dem zugrunde liegenden Basiswert. Da solche Zertifikate – anders als Optionsscheine – oft keine Laufzeitbegrenzung haben, spekuliert man mit ihnen gut langfristig auf einen Basiswert.

Die Risiken dieses Zertifikatstyps sind überschaubar. Allerdings gibt es keinen Hebel. Der Einsatz muss wie bei einem Direktinvestment in den Basiswert voll gebracht werden. Da es aber schwierig ist direkt in bestimmte Basiswerte zu investieren – beispielsweise in den Preis von Rohöl oder exotischere Aktienmärkte – erweitern diese Zertifikate das Anlageuniversum für Privatanleger enorm.

Zertifikate: Das Hebel-Zertifikat

Anders als bei der Partizipation sind die Hebel-Zertifikate weit gefährlicher. Mit diesen setzen Anleger ebenfalls wie mit einem Optionsschein mit geringem Einsatz auf einen Basiswert und können im Erfolgsfall den Einsatz stark hebeln. Bergen Optionsscheine das Risiko des Zeitwertverfalls im Extremfall bis auf 0,0, so haben die Hebel-Zertifikate eine Knock-out-Schwelle, bei deren Erreichen das Zertfikate ebenfalls wertlos verfällt. Hebel-Zertifikate heissen deshalb auch Knock-out-Zertifikate.

Wer einen hohen Hebel erreichen will, wählt ein Knock-out-Zertifikat, bei dem der Kurs des Basiswerts nahe an der Knock-out-Schwelle liegt. Bei einem Call-Zertifikat liegt der Kurs des Basiswerts knapp über, bei einem Put-Zertifikat knapp unter der Knock-out-Schwelle. Hebel-Zertifikate haben wie Optionsscheine eine Laufzeit. Der Kurs des Zertifikats ist von der Restlaufzeit unabhängig. Anleger können je nach erwartetem Szenario zum Optionssein oder Zertifikat greifen.

Basiswert soll erwarteten Kurslevel erreichen

Der Optionsschein wird sinnvoll, wenn man davon ausgeht, dass der Basiswert während der Laufzeit einen erwarteten Kurslevel erreicht – zwischenzeitliche gegenläufige Kurse spielen keine Rolle. Wichtig ist, dass einem die Zeit nicht davonläuft. Beim Hebel-Zertifikat spielt die Zeit dagegen keine Rolle. Wichtig ist hier, dass es keine unerwarteten Kursausschläge in die falsche Richtung und den folgenden Knock-out gibt. Vor allem beim Knock-out-Produkt mit hohem Hebel – naher Knock-out-Schwelle – müssen Anleger vorsichtshalber den Kursverlauf des Basiswerts intensiv – unter Umständen täglich, stündlich oder noch häufiger – beobachten.

Hat sich der Kurs des Basiswerts seit dem Einstieg nicht geändert, verliert man mit dem Optionsschein durch den Zeitwertverfall auf jeden Fall Geld. Der Kurs des Zertifikats bleibt zum Ende der Laufzeit hin so gut wie unverändert. Optionsscheine und Zertifikate werden beispielsweise von Banken emittiert. Der Handel ist auch an normalen Börsenplätzen möglich, höhere Handelsvolumina – mehr Liquidität – gibt es dagegen an der Optionsscheinbörse Euwax oder beim Emittenten. Dieser stellt während der Handelszeiten – wochentags von 8.00 bis 22.00 Uhr – Geld- und Briefkurse. Da es zahlreiche Basiswerte, Basispreise oder Laufzeiten gibt, liegt die Zahl der handelbaren Optionsscheine und Zertifikate weit über 100.000.

Fonds

Neben dem Kauf von einzelnen Aktien können Anleger über Fonds auf den unternehmerischen Erfolg und steigende Kurse setzen. In einem Fonds bündelt man unter dem Dach einer Fondsgesellschaft das Geld vieler Anleger. Der Fondsmanager investiert nach den Vorgaben des Fonds. Die Anlage der Mittel kann nach vielfältigen Themen erfolgen. Zum Beispiel regional nach Ländern oder Kontinenten, nach Branchen, nach bestimmten Anlagestrategien oder nach Unternehmensgrösse wie Small Caps oder Blue Chips.

Das Kapital kann je nach Strategie des Fonds in andere Assetklassen als Aktien investiert werden. Beim Kauf von Fonds sind hohe Ausgabeaufschläge – bis zu 5 Prozent – fällig. Für die Arbeit – sprich die Verwaltung des Geldes und die Anlage – berechnet die Fondsgesellschaft zusätzlich jährliche Verwaltungsgebühren etwa im Bereich 0,5 bis 2,0 Prozent. Fonds bieten den Vorteil, dass damit die Investition in exotische Märkte – etwa in Indien, Staaten in Afrika oder des arabischen Raums möglich ist.

Viele Firmen aus Schwellenländern werden nicht an deutschen Börsen gehandelt und der Kauf an der jeweiligen Heimatbörse ist für die meisten Privatanleger wegen hoher Spesen und komplizierter Abwicklung nicht möglich oder unattraktiv. Da durch Fonds teilweise neue Anlagewelten erschlossen werden können, eignen sich diese gut zur Risikostreuung. Nach dem Motto „nicht alle Eier in einen Korb legen“ bietet die Verteilung des Kapitals auf eine Vielzahl von Anlagen aus verschiedenen Ländern und Branchen eine gute Diversifikation und geringeres Risiko.

Depot streuen heißt kleineres Risiko

Kleinere Depots von 10.000 oder 20.000 Euro sollten zumindest fünf bis zehn Titel enthalten. Tatsächlich bewies der US-Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Harry M. Markowitz 1952 mit seiner Portfoliotheorie, dass sich durch Verteilung des Kapitals auf Investments aus verschiedenen Branchen und Regionen bei geringerem Risiko der gleiche Ertrag erzielen lässt.

Fonds haben in den letzten Jahren wegen ihrer höheren Gebühren starke Konkurrenz durch ETFs – Exchange Traded Funds – bekommen. Während ETFs starr in ihrer Anlagepolitik sind, spielt der Fondsmanager bei klassischen Fonds die entscheidende Rolle hinsichtlich der Investmentauswahl. Da das individuelle Stock Picking – die Aktienauswahl – mehr oder weniger erfolgreich ist – liefern die Fonds zum Teil erhebliche Unterschiede bei der Performance. Wer einen Fonds kaufen will, sollte sich die langfristige Entwicklung im Vergleich zu anderen Fonds des selben Anlageuniversums ansehen und die Bewertung der Fonds durch Ratingagenturen wie Morning Star.

Was braucht man für den Kauf von Aktien? Wer kann sie kaufen?

Zurück zu den Berührungsängsten mit Aktien. Ein Sparbuch bekommen Anleger schon früh. Mit Aktien kommen viele Anleger viel später – oft überhaupt nie – in Berührung. Dabei ist der Handel und Besitz nicht nur attraktiv, sondern auch einfach handhabbar.

Aktien bei Bank und Online-Broker kaufen

Um an der Börse einzusteigen, brauchen Sie zwei Dinge: Ein Verrechnungskonto bei einer Bank – zum Beispiel das Girokonto – und ein Wertpapierdepot in das die Aktien, Anleihen, Fondsanteile oder sonstige Wertpapiere eingebucht werden können. Einsteiger können ein Depot bei ihrer Hausbank einrichten und sich dort vom Mitarbeiter der Bank beraten lassen. Die Eröffnung läuft ohne grössere Formalien ab. Wer Derivate wie Optionen, Optionsscheine oder Zertifikate – die mit höheren Risiken behaftet sind – handeln will, muss ein Formular zur Termingeschäftsfähigkeit ausfüllen. Das bereitet ebenfalls in der Regel keine grösseren Probleme. Sind die Formalien erledigt und das Depot eröffnet, können Anleger loslegen. Nach dem Kauf oder Verkauf von Wertpapieren wird der jeweilige Kurswert binnen weniger Tage dem genannten Verrechnungskonto belastet oder gutgeschrieben.

Aktien im Depot

Depot ist nicht gleich Depot. Da sind zum einen die Gebühren wichtig, zum anderen die Geschwindigkeit bei der Orderausführung. Während die normale Hausbank je Transaktion – dem Aktienkauf und -verkauf – Gebühren von etwa 1 Prozent vom Kurswert berechnet, können Anleger Aktien bei Online-Brokern wie Cortal Consors, Comdirect, DAB Bank oder den Online-Ablegern der Hausbanken wie Sbroker der Sparkassen – deutlich günstiger handeln. Daneben gibt es spezialisierte Broker, die sich oft an spezielle und aktive Anleger – im Fachjargon Heavy Trader – richten.

Die Gebührensätze je Transaktion bei Brokern und Online-Brokern liegen deutlich unter den Konditionen der Hausbanken etwa im Bereich von 0,10 Prozent bis 0,50 Prozent vom Kurswert je Transaktion. Auch die Verwaltungs- oder Depotgebühren sind bei Online-Brokern günstiger. Zeit ist Geld – das gilt besonders beim Aktienhandel. Wer schnell reagieren kann, besitzt gegenüber anderen langsameren Anlegern oft einen Vorteil und kann Markchancen besser nutzen.

Online-Broker arbeiten sekundenschnell

Während die Weiterleitung einer Order an die Börse bei der Hausbank etwas länger – zum Beispiel 15 Minuten – dauern kann, können Anleger beim Online-Broker in sekundenschnelle agieren. Dazu benötigen sie einen PC und Internet und geben die Order selbst an den gewünschten Börsenplatz. Die Ausführungsbestätigung ist in sekundenschnelle einsehbar. Für weniger aktive Anleger, die selten handeln, ist die Hausbank ausreichend. Der persönliche Kontakt zu bekannten Bankmitarbeitern mag eine wichtige Rolle spielen.

Aber egal ob Broker oder Hausbank: Hin und her macht Taschen leer – lautet eine alte Börsenweisheit. Anleger, die ihr Depot ständig nervös umschichten und keine richtige Strategie verfolgen, zahlen für jeden Trade Gebühren. Angenommen, half turn – also die Gebühr nur für Kauf oder Verkauf einer Position – beträgt 0,5 Prozent, dann sind es beim Kauf und Verkauf 1,0 Prozent. Wer eine Position fünf oder zehnmal im Jahr kauft und verkauft, verliert alleine damit fünf oder zehn Prozent seines Kapitals.

Aktien auf Kredit

Nun haben die meisten Anleger beim Kauf von Aktien den entsprechenden Gegenwert auf dem Verrechnungskonto. Beim Kauf vermindert sich das Guthaben um den Kurswert zuzüglich der Gebühren. Manche Anleger kaufen auf Kredit. Entweder überziehen sie ihr Konto oder sie vereinbaren mit ihrer Depotbank auf einen vorhandenen Wertpapierbestand im Depot einen Wertpapierkredit. Als Sicherheit für solche Kredite dienen Aktien, Anleihen oder Fondsanteile. Je nach Art – deutsche Staatsanleihen beispielsweise liefern als Sicherheit weit mehr Kredit als ausländische Aktien – können Anleger ihr vorhandenes Depot stark beleihen. Der Zins eines Wertpapierkredits liegt etwa bei fünf oder sechs Prozent pro Jahr.

Mit Spekulation auf Kredit erzielen Anleger einen früher von vielen Investoren angestrebten, heute im Nachgang der Finanzmarktkrise verpönten Effekt: Den Leverage – einen Hebel auf das Eigenkapital. Wer 10.000 Euro hat, kann damit Aktien für 10.000 Euro kaufen. Wer einen Kredit aufnimmt, kann je nach den besicherten Wertpapieren im Depot 15.000 oder mehr investieren.

Der Aktienkauf auf Kredit birgt allerdings ein großes Risiko: Läuft die zugrundeliegende Aktie ins Minus, kann das Depot als Sicherheit schnell nicht mehr ausreichend sein. In solchen Fällen muss der Anleger Geld oder weitere Sicherheiten nachschiessen oder aber die Bank wird Aktien aus dem Depot verkaufen – also Positionen glattstellen. In extremen Fällen – bei starkem Kursverfall oder Crash – kann es passieren, dass der Anleger nicht nur sein Kapital verliert, sondern noch auf Schulden sitzen bleibt. Für Normalanleger gilt damit: Finger weg vom Kauf per Kredit.

Welche Regeln gibt es beim Kauf von Aktien?

„Greife nie in ein fallendes Messer“ – so lautet eine alte Börsenregel. Der Rat dahinter: Anleger sollen keine Aktien kaufen, deren Kurs seit einiger Zeit nach unten fällt. Die Angst besteht, dass solche keinen Boden finden und an der Unternehmensstory etwas nicht in Ordnung ist. Ob sich der Rat am Ende auszahlt oder nicht sei dahingestellt. Sinn macht es auf jeden Fall beim Kauf und Verkauf von Aktien ein Limit zu setzen.

Aktien mit Limit ordern

Mit einem Limit legt der Anleger beim Kauf einer Aktie einen Kurs fest, den er für diesen Titel maximal bezahlen will. Die Order wird nur ausgeführt, wenn das Limit, die Obergrenze, nicht überschritten ist. Solche Kauflimits machen oft Sinn. Bei kleineren Nebenwerten kann es passieren, dass nur wenige Anleger diese Aktie besitzen oder verkaufen wollen. Der Markt ist eng, die Preisspanne zwischen Angebots- und Nachfragekurs kann gross sein.

Es kommt immer wieder vor, dass es bei solchen Small Caps keinen Briefkurs – keinen Verkäufer – gibt, oder aber der Preis liegt zehn, 20 Prozent und mehr über dem zuletzt gehandelten Kurs. Wer in solchen Fällen unlimitiert ordert, muss diesen höheren Preis bezahlen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Kurs eine Sekunde später, nach Ausführung der unlimitieren Order, wieder auf das alte, viel niedrigere Niveau zurückfällt.

Laufen Sie den Aktienkursen nicht hinterher

Diesen Fehler kann man ebenfalls beobachten: Anleger hören eine gute Aktienstory und laufen wie verrückt steigenden Kursen hinterher. Sie wollen den Titel um jeden Preis im Depot haben und rechnen nicht mehr nach, dass vielleicht das ursprüngliche Kursziel erreicht und die Aktie ausgereizt ist und damit kaum mehr Gewinnchancen bestehen. Limit beim Kauf – Limit beim Verkauf. Ein Verkaufslimit ist wahrscheinlich noch wichtiger als ein Kauflimit.

Es lässt sich in schwachen Börsenzeiten, in denen Aktien allgemein ins Trudeln kommen, beobachten, dass Nebenwerte besonders stark fallen. Da gibt es immer wieder Kurse, die brechen intraday, an einem einzigen Handelstag, zwischenzeitlich 20, 30 Prozent oder mehr ein. Nicht selten steckt hinter solchen Kurseinbrüchen eine Bank, die Aktien eines Anlegers, die als Sicherheit gedient hatten, um jeden Preis verkaufen will. Oder aber Anleger verkaufen ohne Limit. Da es an Crashtagen oder in schwachen Börsenzeiten bei schlechter Stimmung und Pessimismus wenige Käufer gibt, lösen in solchen Phasen viele Verkaufsorders Kurseinbrüche aus. Anleger sollten kleinere Nebenwerte nur mit Limit verkaufen.

Aktien und Stopp-loss

Wichtig: Anleger brauchen eine Ausstiegsstrategie. Das gilt nicht nur für steigende, sondern auch für fallende Kurse. Läuft es nicht wie gewünscht, muss man irgendwo die Grenze für Verluste ziehen. Eine Ausnahme sind Anlagestrategien aufgrund fundamentaler Analyse. Bei einem Stopp steigt der Anleger aus, wenn der Kurs um einen bestimmten Betrag oder Prozentsatz gefallen ist. Das ist ähnlich wie beim Kauf mit Limit, nur wird hier ein Verkaufslimit gegeben, bei dem die Aktie verkauft wird, wenn der Kurs eine bestimmte Marke erreicht hat. Dann allerdings wird zum nächsten Kurs verkauft.

Bei marktengen Werten kann das ins Auge gehen. Gibt es keinen Käufer oder will dieser nur wenig für die Aktie bezahlen, kann ein Stopp loss einen Kursrutsch auslösen. Bei kleineren Nebenwerten, mit geringem Handelsvolumen, sollten Anleger besser mit mentalem Stopp arbeiten und bei Erreichen der Schwelle diszipliniert und gegebenenfalls fein dosiert aussteigen. Steigen die Kurse wie gewünscht, kann es sinnvoll sein, einen Stopp nachzuziehen um Gewinne abzusichern. Das nennt sich Trailing-Stopp. Damit man nicht zu früh ausgestoppt wird, empfehlen sich je nach Kursschwankungen in der Vergangenheit – der Volatilität – Stopps bei Aktien von etwa 20 bis 30 Prozent und in Indizes von etwa zehn Prozent. Aber das ist immer eine Frage der Renditeerwartungen und der Risikoneigung.

Aktien und Börsenusance

Um Aktien zu ordern greifen Anleger auf ein paar Gepflogenheiten zurück. Um eine Order zu erteilen, benötigt man folgende Dinge: Die Wertpapierkennnummer – die alte nationale Wertpapierkennnummer WKN ersetzte man vor einigen Jahren durch die internationale ISIN. Die ISIN beginnt mit einem zweistelligen Länderkürzel – „DE“ steht für deutsche Aktien, „US“ beispielsweise für US-amerikanische, „AT“ für österreichische Wertpapiere – danach folgt eine Kombination aus zehn Buchstaben und Zahlen. Mit der ISIN kann jedes Wertpapier identifiziert werden. Die Aktie von Daimler beispielsweise hat die ISIN DE0007100000, die von Siemens lautet DE0007236101.

Dann ist der Zeithorizont wichtig, in dem die Order ausgeführt werden soll. Man kann beispielsweise festlegen, dass die Order – egal ob Kauf oder Verkauf nur an einem einzigen Tag gültig sein soll. Das heisst „nur heute gültig“. Oder man gibt einen längeren Zeitraum an: „Ultimo“ bedeutet, die Order läuft bis Monatsende oder „Ultimo Folgemonat“ bis Ende des nächsten Monats. Dann ist die Angabe der Stückzahl wichtig. Man muss schliesslich wissen, wie viel Geld man in ein Unternehmen investieren will. Dazu teilt man das Kapital, das man einsetzen will durch den Aktienkurs und erhält so die Stückzahl.

fill or kill

Versiertere Anleger nutzen weitere Orderzusätze wie „fill or kill“ – die Ausführung der Order, so wie sie eingegeben wurde oder die Streichung. Man will damit Teilausführungen vermeiden. Bei marktengen Titeln kann es passieren, dass zum gewünschten Kurs nicht genügend Aktien angeboten bzw. nachgefragt werden und nur ein Teil der gewünschten Stückzahl gehandelt wird.

Mit dem Orderzusatz „immediate or cancel“ muss der Auftrag sofort ganz oder teilweise ausgeführt werden. Wird er nicht vollständig ausgeführt, wird die verbliebene Stückzahl gelöscht. Bei Aktien mit regem Handel wie den Indexmitgliedern aus DAX, MDAX, TecDAX oder SDAX ist die Limiteingabe für Privatanleger mit geringen Ordervolumina nicht erforderlich. Beim Kauf geben Börsianer in solchen Fällen „billigst“ an. Sie bekommen die gewünschte Aktie quasi zum nächsten Kurs.

„Bestens“ bedeutet beim Verkauf, dass man eine bestehende Position im Depot zum nächsten Kurs verkauft. Wer sicher gehen will, dass seine Order ausgeführt wird, ordert immer „billigst“ oder „bestens“. Das ist nur bei Aktien mit hohem Handelsvolumina zu empfehlen. An den Parkettbörsen wie Frankfurt oder München, bei denen die Makler das Orderbuch führen, finden sich Kurszusätze beim letzten Kurs wie „bG“ oder „B“. Dabei steht „bG“ für „bezahlt Geld“ und bedeutet, dass es zum genannten Kurs weitere Nachfrage nach der Aktie gab. „B“ bedeutet, dass zum genannten Kurs auf der Briefseite noch Angebot steht.

Wie kann man mit Aktien Geld verdienen? Wann kauft man eine Aktie?

Geld verdienen mit Aktien? Das ist einfach: Billig/unten kaufen und teuer/oben verkaufen! Der Rat ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Um zu wissen was billig/unten ist oder teuer/oben, benötigen Anleger einen Kompass. Denn der reine Kauf auf gut Glück ohne Prüfung einer Aktie ähnelt einer Lotterie.

Für „billig/unten“ und „teuer/oben“ gibt es zwei grundlegende Orientierungshilfen: Die fundamentale und die technische Analyse. Egal ob fundamental oder technisch – beide Betrachtungsweisen liefern einen wichtigen Punkt der Aktienanlage: Die Festlegung eines Ein- und Ausstieg(zeit)punkts. Eins muss jedem Anleger klar sein: Nach dem Kauf muss er wissen, welches Ziel er hat. Ohne Ausstiegsstrategie wird die Aktienanlage gefährlich und kann ins Nichts führen. Ob sie teuer oder billig ist, sieht man nicht am Kurs, dem Preis. So kann eine Aktie, die nur wenige Euro kostet, aufgrund von Bewertungsaspekten wesentlich teurer sein, als ein Wert mit einem Kurs von einigen hundert oder tausend Euro.

Fundamentalanalyse von Aktien

Die Fundamentalanalyse einer Aktie setzt am Unternehmenswert an. Dabei versuchen Börsianer durch die Analyse der Bilanz und der Ermittlung von Aktienkennziffern Erkenntnisse über das „billig“ und „teuer“ zu gewinnen. Mit Hilfe dieser Analyse lässt sich ein Kursziel und damit ein Ausstiegspunkt festlegen. Je nachdem wie hoch die Renditevorstellungen des Anlegers sind, wird er einsteigen oder nicht. Ist das Ziel erreicht, wird verkauft. Zwischenzeitlich sollte die Entwicklung im Unternehmen regelmässig verfolgt werden, um zu prüfen, ob eine Story intakt und das Kursziel noch gültig ist oder ob es erhöht werden kann oder gesenkt werden muss.

Technische-/Chartanalyse von Aktien

Mittels Chartanalyse bestimmen Anleger ein Kursziel und entscheiden entsprechend ihrer individuellen Renditeerwartung darüber, ob sich der Einstieg für sie lohnt oder nicht. Ein Chart ist ähnlich einer Fieberkurve eines Patienten und bildet den Kursverlauf einer Aktie ab. Je nach Verlauf des Charts – kurz-, mittel- oder langfristig – leiten erfahrene Anleger daraus Kauf- oder Verkaufsignale der zugrundeliegenden Aktie ab.

Um ein Signal zu erhalten, verwenden Börsianer Chart-Formationen – das sind bestimmte Kursniveaus und -konstellationen –, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben. Aber nicht nur technisch orientierte Anleger, auch fundamental orientierte Börsianer werfen nicht selten vor dem Einstieg einen Blick auf den Chart: Folgt der Kursverlauf einem Trend nach oben oder unten oder schwankt eine Aktie stark? Getreu dem bereits erwähnten „greife nie in ein fallendes Messer“ lassen Anleger von Aktien, die im Abwärtstrend sind, oft die Finger. Aber das muss nicht immer richtig sein.

Welche Strategien mit Aktien gibt es?

Aktien und Value-Investing

Warren Buffett kennt fast jeder Anleger. Der US-Amerikaner zählt seit Jahren zu den reichsten Männer der Welt. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway baute der Investor seit den 1960er Jahren ein Imperium auf. Nun investiert Buffett nach der Strategie des Value-Investings. Bei dieser Strategie ermitteln Börsianer anhand fundamentaler Analyse einen fairen Wert für ein Unternehmen, steigen aber nur ein, wenn der Kurs der Aktie 20, 30 Prozent und mehr unter diesem fairen oder inneren Wert notiert.

Da dieser Discount eine Art Sicherheitspuffer ist und die intensive Beschäftigung mit einem Unternehmen hilft, extrem negative Überraschungen zu vermeiden, erzielen Value-Investoren im Vergleich zum breiten Aktienmarkt höhere Renditen. Das Gewinnpotenzial steckt in der Erkenntnis, dass eine Aktie selten fair bewertet ist, sondern um den fairen Wert schwankt. Also mal höher notiert, mal niedriger. Der Kauf mit Discount liefert den Gewinn. Geduld ist erforderlich – man muss solange warten können, bis der faire Wert erreicht ist.

Für Value-Investoren sind Aktien interessant, bei denen die Kennzahlen grob dargestellt folgende Werte aufweisen:

Zusätzlich betrachtet man oft die Umsatz- und Eigenkapitalrendite oder das Kurs/Cashflow-Verhältnis KCV (Kurs/Cashflow je Aktie). Die Werte dienen als Orientierungsgrösse, wichtig ist aber der Vergleich mit Firmen der selben Branche und dem Vergleichsindex. Sind die Kennzahlen entsprechend der genannten Grössen günstig oder im Vergleich zur Konkurrenz oder dem Index attraktiv, vermuten Value-Investoren eine Kaufgelegenheit.

Sie ziehen oft noch weitere Aspekte mit ein, wie den Ausblick des Unternehmens für das jeweils laufende oder kommende Geschäftsjahr. Diesen Ausblick finden Anleger im Geschäfts- oder Quartalsbericht der Unternehmen in der Rubrik Lagebericht und dort unter Prognose oder Ausblick. Neben Prüfung der harten Fakten achten Value-Investoren auch auf weiche Faktoren wie starke Marken und Produkte, eine gute Marktstellung sowie ein zuverlässiges Management, das seine Prognosen regelmässig einhält oder übertrifft,

Aktien und Dividenden

Nicht wenige Anleger setzen auf Aktien, die hohe Dividenden zahlen, sogenannte Dividendenaktien. Diese Anleger nennt man Dividendenjäger. Hohe Dividenden sind ein gutes Zeichen und haben Signalfunktion. Ein Unternehmen, das es sich leisten kann, seine Aktionäre regelmässig, nachhaltig, mit hohen Dividenden zu verwöhnen, dem geht es operativ und bilanziell gut. Das Management blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die Dividende sollte normalerweise aus dem operativen Gewinn gezahlt werden können.

Es gibt verschiedene Strategien. Zum einen kann es lohnen auf Firmen mit hoher steuerfreier Dividende zu setzen. Es gibt einige Titel auf dem Kurszettel, die netto vier Prozent und mehr bezahlen. Für kurzfristig orientierte Anleger kann es interessant sein kurz – vielleicht einige Wochen oder Monate – vor der Hauptversammlung eines dividendenstarken Unternehmens einzusteigen. Hohe Zahlungen locken nicht selten eine ganze Reihe von Anlegern an, die Kurse steigen.

Am Tag nach der Hauptversammlung wird die Zahlung fällig. Wer bis zum Ende des Handelstags des Aktionärstreffens die Aktie kauft, kommt in den Genuss der Dividende. Wer am Tag danach kauft, geht leer aus. Die Aktie wird ex-Dividende – mit Dividendenabschlag – gehandelt. Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger kann es wegen der Signalfunktion der Dividende interessant werden, auf Firmen zu setzen, die erstmals Dividende ausschütten oder die Zahlung nach längerer Pause wieder aufnehmen. Nicht selten verbuchen diese Firmen jahrelang gute operative Geschäfte und steigende Gewinne.

Dividendenstrategien: Dogs of the Dow und Low Five

Seit den 1980er-Jahren rückten zwischenzeitlich zwei Dividendenstrategien verstärkt in den Fokus breiter Anlegerkreise: Die der Dogs of the Dow und die der Low Five. Bei den Dogs of the Dow wählen Anleger einmal im Jahr – beispielsweise zum Jahresanfang – die zehn Aktien aus dem Dow Jones – oder DAX – mit der höchsten Dividendenrendite. Diese Werte halten sie ein Jahr lang und tauschen sie danach durch die zehn Aktien des Index, die nun die höchste Rendite bieten.

Bei den Low Five wählt man die fünf Aktien aus den Dogs of the Dow, die den niedrigsten Kurs aufweisen. Auch die Low Five werden ein Jahr gehalten und dann durch die neuen Low Five ersetzt. Über einen Zeitraum von 40 Jahren brachten beide Strategien im Vergleich zu Dow Jones oder DAX eine jährliche Outperformance von etwa drei bis fünf Prozent. Die gute Performance liegt an der Aufmerksamkeit, die dividendenstarke Titel in Medien oder Rankings bekommen. Seit einigen Jahren allerdings schnitten die beiden Strategien nicht mehr so gut ab. Möglicherweise lag das an der Struktur des Depots. Bis 2008 zählten die Aktien von Banken oder Finanzwerte zwar zu den Firmen mit Spitzendividenden, brachten in der Krise aber hohe Kursverluste.

Aktien und Kurs-Charts

Neben den verschiedenen zum Teil hochkomplizierten Chartmustern, gibt es drei vergleichsweise einfache Chartkonstellationen, die Anleger nutzen können. Da sind zum einen Unterstützungszonen. Eine Unterstützung ist ein Kursniveau, unter das eine Aktie längere Zeit – Wochen, Monate oder Jahre – nicht gefallen ist. Diese Unterstützungszone wird um so aussagekräftiger, um so öfter die Aktie in der Vergangenheit auf diese gefallen ist, von dort wieder nach oben drehen und dabei deutliche Kursgewinne liefern konnte. Um so öfter das in der Vergangenheit passiert ist und um so grösser der Kursanstieg nach dem Abprallen von der Unterstützung war, um so besser. Erreicht man so eine Untersützungszone, spekulieren Anleger darauf, dass die Aktie erneut nach oben abprallen und schöne Gewinne liefern wird.

Eng mit dieser Spekulation verbunden ist die Spekulation auf Handelsspannen. Bei einer Trading Range läuft der Kurs einer Aktie längere Zeit – das können Monate oder Jahre sein – in einer Spanne zwischen einer Unterstützung als Untergrenze und einem Widerstand als Obergrenze. Es kann passieren, dass eine Aktie auf eine Unterstützung fällt, von dort nach oben abprallt, zum Widerstand läuft und von dort wieder nach unten abprallt. Dieses Spiel kann sich oft wiederholen. Auch hier spekulieren Anleger bei Erreichen der Unterstützung auf einen Rebound bis zum Widerstand.

Put-Optionsscheine oder Put-Zertifikate

Versierte Anleger nutzen Put-Optionsscheine oder Put-Zertifikate, und setzen bei Erreichen des Widerstands auf einen Kursverfall in Richtung Unterstützung. Bricht die Aktie dagegen über den Widerstand aus oder durchbricht eine andere Trendlinie nach oben, sehen viele darin ein Kaufsignal und steigen ein. Gleiches gilt bei Durchkreuzen einer gleitenden Durchschnittslinie nach oben. Kann der Kurs einer Aktie dabei den durchschnittlichen Kurs eines bestimmten Zeitraums der Vergangenheit nach oben durchbrechen, erwarte viele Anleger weiter steigende Kurse. Als Zeitraum dient oft der 38 Tage, der 100 Tage oder 200 Tage gleitende Durchschnitt.

Das Unterschreiten von Trendlinien und Durchschnitten deuten Börsianer dagegen als negatives Zeichen und Verkaufsignal. Immerhin werden viele Chartsignale zu einer Art von sich selbst erfüllender Prophezeiung – einer self fulfilling prophecy. Wenn sich viele Anleger danach richten und kaufen oder verkaufen, führt das automatisch zu steigenden oder fallenden Kursen. Starke Unterstützungen oder Widerstände liefern häufig den erwarteten Kursverlauf mit Rebound nach oben oder Abprallen nach unten.

Eine gemächlichere Strategie sind Momentum-Strategien. Dabei agieren Anleger wie Trittbrettfahrer nach dem Motto „The trend is your friend“ und setzen auf einen bestehenden Trend. Zum Beispiel kaufen sie die fünf Aktien aus dem DAX, die in der Vergangenheit – beispielsweise in den letzten sechs Monaten – am stärksten gestiegen sind. Danach bleiben sie noch den selben Zeitraum investiert und setzen darauf, dass sich der Trend fortsetzt, dass diese fünf noch einmal gut abschneiden und den Markt outperformen. Aktien, die besser laufen als der Markt zeigen eine hohe relative Stärke.

Aktien und Arbitrage

Bei Arbitrage nutzen Anleger Kursunterschiede zum Beispiel einer Aktie an verschiedenen Börsenplätzen. Bei Blue Chips und grossen Nebenwerten aus dem MDAX gibt es solche Unterschiede nur selten bzw. nur in geringem Ausmass. Institutionelle Investoren nutzen mit ihren computerisierten Handelssystemen kleinste Kursunterschiede und sorgen für den schnellen Ausgleich der Preise zwischen den einzelnen Handelsplätzen. Die Profis haben geringste Gebühren und können bei Kursdifferenzen von wenigen Cent profitabel arbitrieren.

Dennoch können auch Privatanleger mitmischen. Am besten funktioniert das bei Arbitrage über Ländergrenzen hinweg – der Cross Border Arbitrage. Geeignet sind zum Beispiel US-Titel, die auch in Deutschland notieren. Oder österreichische Aktien, die nicht nur in Wien, sondern auch in Frankfurt gelistet sind. Da gibt es immer wieder die Chance ein paar Prozent Kursunterschied auszunutzen. Spannend sind nicht die grossen Standardwerte, sondern Titel aus der zweiten oder dritten Reihe. Diese sind für institutionelle Investoren wegen zu geringer Liquidität nicht attraktiv, Anleger können damit deshalb immer wieder Schnäppchen machen.

Allerdings ist Cross-Border-Arbitrage nur etwas für versierte Anleger. Um dieses System sinnvoll durchführen zu können, benötigen Börsianer einen Broker, der Cross-Border-Handel und am besten auch Short Selling-Möglichkeiten bietet. Dann lässt sich das Spiel auch in die andere Richtung durchführen – nicht nur an einer Börse günstig kaufen und an einer anderen teurer verkaufen, sondern zuerst teuer verkaufen und sich dann an einer anderen Börse günstig eindecken. Aber auf die Gebühren achten! Arbitrage mit USA oder exotischen Märkten wirft nicht selten erst ab Kursunterschieden von etwa 3,0 Prozent und mehr Profite ab.

Aktien, Spekulation und das magische Dreieck der Geldanlage

Value-Investing – dabei bewerten Anleger eine Aktie und warten, bis der faire Wert des Titels erreicht ist. Börsianer denken bei dieser Strategie langfristig wie ein Unternehmer und investieren ihr Kapital. Es geht dabei um harte Fakten. Anders läuft die Spekulation. Anleger setzen dabei auf ein Ereignis, das vielleicht eintreten wird, auf gute oder schlechte Zahlen, die berichtet werden könnten, auf Nachrichten, die bevorstehen. Kurzum: Sie gehen hohe Risiken ein, weil sie auf Dinge setzen, die nicht sicher und in hohem Masse unbekannt sind. Die Spekulation als Form der Aktienanlage ist dennoch am weitesten verbreitet.

Anleger setzen auf Gerüchte und nicht selten auf rein theoretische Möglichkeiten, die oft nur mit geringer Wahrscheinlichkeit eintreten können. Nicht selten gleicht Spekulation einem Roulettespiel mit hohen Gewinnchancen und hohen Verlustrisiken. Wer spekuliert sollte immer an das magische Dreieck der Geldanlage denken, das den Zielkonflikt zwischen Verfügbarkeit der Anlage, Risiko und Rendite wiedergibt. Um so höher die vermeintliche Rendite, um so höher wird das Risiko. Grosse Renditeversprechen sind mit hohen Risiken verbunden. Die Anlage muss zum eigenen Risikoverhalten – risikoscheu oder risikofreudig – passen.

Aktien und Psychologie: Fehler, die Anleger beim Kauf von Aktien vermeiden können

Während Value-Investoren in der Regel antizyklisch agieren, das machen, was nur wenige machen, laufen Spekulanten oft der Herde hinterher. Das ist gefährlich, denn die Masse der Börsianer sorgt für Gier und Panik und entsprechende Übertreibungen nach oben und unten. Das kann mit hohen Verlusten verbunden sein. Es gibt eine Reihe von Psychofallen, in die Anleger immer wieder tappen.

  • Nach dem Motto „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, verkaufen Anleger oft viel zu früh eine Aktie und lassen Gewinne nicht laufen. Verluste werden dagegen zu spät oder gar nicht realisiert. Im Laufe der Zeit sammeln sich dadurch zahllose wertlose Positionen im Depot an. Wichtig ist nicht der Kaufpreis, sondern die Perspektiven, die ein Unternehmen und damit die Aktie hat.
  • Die Bullenfalle – viele sind selbst schon in die Falle getappt. Dabei schauen Anleger dem Kursanstieg einer Aktie lange zu und warten auf eine günstige Kaufgelegenheit oder eine Korrektur. Sie laufen dabei aber den Kursen hinterher und kaufen erst zum Höchstkurs. Oft sind das die Übervorsichtigen, die erst nach einer langen Hausse mutig werden. Nicht selten markiert das Hoch auch das höchste Handelsvolumen – jetzt dreht der Kurs wieder nach unten, man ist in die Bullenfalle getappt.
  • Während Konsumenten beim Kauf eines Autos oder eines Fernsehers tage-, wochen- oder monatelange hin und herüberlegen, welches Produkt sie kaufen sollen, besitzen Anleger nicht selten blindes Vertrauen und steigen ohne Prüfung einer Aktie ein. Beim Kauf und auch danach beachtet man nur Informationen, die der eigenen Meinung entsprechen. Widersprüchliche Nachrichten werden ignoriert. Die Gefahr besteht, dass man sich in eine Aktie verliebt und Fehler nicht eingesteht. Nicht selten stecken Anleger noch mehr Geld in eine Verlustaktie um den durchschnittlichen Einstandskurs zu drücken. Anleger sollten sich immer fragen: Würde ich die Aktie jetzt kaufen, wenn ich sie noch nicht hätte?
  • Gefährlich ist hektisches Handeln aufgrund neuer Ereignisse oder Nachrichten. Neue Nachrichten werden stärker gewichtet, als ältere. Wer diese Psychofalle kennt, kann Übertreibungen – nach oben oder unten – gut nutzen: Im Tief bei Panik zu günstigen Käufen, im Hoch bei Gier zum profitablen Ausstieg.

Wann muss man Aktien verkaufen?

Oft hört man vom richtigen Timing, dem richtigen Zeitpunkt beim Aktienkauf und -verkauf. Aber das mit dem richtigen Timing ist reine Theorie. Niemand kann zuverlässig sagen, dass jetzt die Wende da ist, dass die Kurse jetzt nach oben drehen. Auch der Wendepunkt nach unten ist nicht mit Sicherheit vorherzusagen. Dennoch gibt es Dinge, die auf steigende Risiken hinweisen und einen Verkauf nahe legen.

Welche Aktien riskant und teuer sind

Es gibt eine Faustformel, die zeigt, wie gross das Risiko einer Aktie ist. Dafür setzt man das Gewinnwachstum ins Verhältnis zum Kurs/Gewinn-Verhältnis. Hat man ein nachhaltiges Gewinnwachstum von zehn Prozent im Jahr, ist ein KGV von 10 in etwa zu rechtfertigen. Das allerdings nur als grobe Richtlinie. Unter Umständen sind hier andere Dinge mit zu berücksichtigen wie ein hoher Buchwert, also viel Eigenkapital, Übernahmephantasie oder Restrukturierungen und Synergien. Auf jeden Fall kann man bei einem jährlichen Gewinnwachstum von 20 Prozent auch ein KGV von 20,0 akzeptieren.

Um so höher die Gewinnzuwächse und damit die Bewertung, um so grösser die Gefahr, dass die Ergebnisse nicht mehr so steil nach oben gehen. Kommt es bei einem Wachstum von 20 Prozent zu einer Enttäuschung und die Zuwachsrate halbiert sich auf nur noch zehn Prozent, kann es passieren, dass Börsianer nur noch bereit sind, ein KGV um zehn zu bezahlen. Der Kurs der Aktie würde sich damit halbieren.

Der größte Fehler, den Anleger machen

Ist die Bewertung eines Unternehmens im Vergleich zu ähnlichen Firmen der gleichen Branche hoch, ist Vorsicht angebracht. Das ist generell einer der größten Fehler, den Anleger machen: Sie bezahlen viel zu hohe KGVs für eine Aktie und sehen nicht, welches Risiko darin steckt. Zum Vergleich: In normalen Marktphasen liegt das durchschnittliche KGV im DAX bei etwa 15. Zu viel bezahlen und teuer einkaufen ist ein Risiko. Brisant sind auch Firmen mit geringer operativer Basis, also mit minimalen oder gar keinen Umsätzen. In guten Börsenzeiten und in der Hausse sind Anleger nicht selten bereit alleine für eine Idee viel Geld zu bezahlen. Aber das ist nichts weiter als Venture Capital – Wagniskapital – mit hohen Verlustrisiken.

Einen großen Bogen sollten Anleger um kleine Explorationsunternehmen der Rohstoffbranchen machen, die wie eine Supernova in den Medien und Nachrichten auftauchen und deren Kurse nach oben schiessen. Da muss man nicht mit dabei sein, oft wird dort nur heisse Luft gehandelt. Die Firmen verschwinden schnell wieder von der Bildfläche und bescheren hohe Kursverluste. Gefährlich sind auch Unternehmen in operativen oder bilanziellen Schwierigkeiten. Wenn beispielsweise die Produkte eines Unternehmens infolge technologischem Wandel oder Änderungen im Verbraucherverhalten nicht mehr gefragt sind, führt das nicht nur zu fallenden Umsätzen, sondern auch zu hohen Verlusten. Spekulationen auf einen möglichen Turnaround – einen Wiederaufschwung – sind zwar spannend und bieten im Erfolgsfall hohe Gewinnchancen, aber auch hier sollten Anleger vorsichtig sein.

Welche Sparpläne mit Aktien für Rente und Vorsorge gibt es? Welchen Einfluss hat das Alter auf die Aktienquote?

Aktien sind ein phantastisches Vehikel. Ein Otto-Normal-Anleger bekommt dadurch die Chance unternehmerisch aktiv zu werden und entsprechende Renditen zu erzielen. Nun lässt sich in Aktien ein Teil des Vermögens gleich direkt investieren. Sparer sollten die Quote, also den Anteil ihres Vermögens, den sie in Aktien investieren, auch vom Alter abhängig machen.

Möglicherweise kommt es zu längeren Durststrecken am allgemeinen Markt oder der Kurs eines vielversprechenden und guten Werts rutscht unerwartet nach unten. In solchen Fällen kann es drei, vier Jahre und mehr dauern, bis Verluste wieder wett gemacht sind. Als grobe Faustformel gilt: Aktienquote = 100 – Lebensalter in Jahren. Ein 75jähriger sollte nur noch 25 Prozent des Kapitals in Aktien investieren.

Wie viel tatsächlich sinnvoll ist, hängt von vielen Gegebenheiten ab, wie etwa der Beschaffenheit und Höhe des restlichen Vermögens oder der Höhe des Einkommens. Eine wichtige Frage beim Investment lautet: Bin ich auf das Geld früher oder später angewiesen oder kann ich einen möglichen Totalverlust verschmerzen? Eine interessante Möglichkeit zyklische Schwankungen am Aktienmarkt auszugleichen und langfristig Geld mit Aktien auf die Seite zu legen, sind Sparpläne mit Aktien oder -fonds. Dabei können Sparer mit Kleinbeträgen – zum Beispiel ab 25 Euro pro Monat – regelmässig in ein bestimmtes Anlageuniversum oder nach bestimmten Strategien investieren. Das macht nur langfristig Sinn, da bei den Sparraten oft Gebühren von etwa 1,0 oder 2,0 Prozent fällig werden.

Wie kaufe ich Aktien erfolgreich?

Planlos und blind kaufen ist nicht ratsam. Man bekommt dadurch kein sinnvolles Depot mit einer guten Risikostreuung. Möglicherweise türmt man mit solchem Sammlerverhalten auf lange Sicht einen Berg unrentabler Depotleichen auf. Beim Aktienkauf sollten Anleger deshalb einiges beachten.

10 Tipps beim Aktienkauf

  • auf die Bewertung achten
  • nicht der Herde hinterherlaufen und jeder Story vertrauen. Kostolany sagt: „An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.“
  • eine Ausstiegsstrategie und realistische Ziele definieren und diszipliniert einhalten
  • bei kleinen Nebenwerten mit Limit ordern und je nach Strategie zumindest einen mentalen Stopp-Loss setzen
  • auf die Gebühren achten und daran denken: Hin und her macht Taschen leer
  • nicht panisch oder gierig werden und einen kühlen Kopf bewahren
  • nicht alle Eier in einen Korb legen, sondern das Risiko streuen
  • nicht den Kursen hinterherlaufen und sich nicht in eine Aktie verlieben
  • um so höher das Risiko einer Aktie um so geringer sollte der Anteil am Depot sein
  • regelmässig die Unternehmensnachrichten und Geschäfts- sowie Quartalsberichte und dort Lagebericht und Ausblick lesen

Zuletzt sollten Anleger immer an den Spruch von Jo Kennedy, dem Vater des US-Präsidenten John F. Kennedy, denken. Er sagte vor dem Börsencrash 1929: „Wenn schon Schuhputzer an der Börse Geld machen, wird es Zeit auszusteigen.“