US-Finanzkrise 2007-2009 einfach erklärt

Die Finanzkrise in den USA war eine der schwersten Wirtschaftskrisen der jüngeren Geschichte. Sie begann im Jahr 2007 und dauerte bis zum Jahr 2009. Die Krise hatte ihre Ursachen in einer Kombination von Faktoren, wie der Verbreitung von riskanten Hypotheken und dem sogenannten "shadow banking system". Die Auswirkungen der Krise waren weitreichend und betrafen viele Bereiche der Wirtschaft, darunter Banken und Finanzinstitute, die Arbeitslosigkeit und das Einkommen von Menschen sowie die Aktienmärkte und Immobilienpreise.
8 min | Stand 28.12.2022
Inhaltsverzeichnis

Um die Auswirkungen der Finanzkrise abzufedern, ergriff die US-Regierung verschiedene Maßnahmen, darunter die Rettung von Banken und Finanzinstituten sowie Konjunkturprogramme und finanzielle Unterstützung für betroffene Menschen. Auch im Finanzsektor wurden Reformen umgesetzt, um eine Wiederholung der Krise in Zukunft zu verhindern.

In diesem Text werden wir uns mit den Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen der Finanzkrise in den USA auseinandersetzen und einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Krise geben. Wir werden auch auf Perspektiven für die Zukunft eingehen und überlegen, ob solche Krisen in Zukunft vermieden werden können.

Ursachen der US-Finanzkrise: Ein Überblick

Die Finanzkrise in den USA hatte ihre Ursachen in einer Kombination von Faktoren, die sich über Jahre aufgebaut hatten.

Subprime-Mortgages

Ein wichtiger Faktor, der zur Finanzkrise beigetragen hat, war die Verbreitung von Hypotheken, die auf schwachen Füßen standen. Diese Hypotheken, auch bekannt als subprime-Mortgages, wurden an Menschen vergeben, die keine ausreichenden Sicherheiten oder eine stabile Finanzlage hatten.

Die Idee hinter diesen Hypotheken war es, Menschen, die sich sonst keine Immobilie leisten könnten, den Einstieg in den Wohnungsmarkt zu ermöglichen. Allerdings war das Risiko, dass diese Menschen ihre Hypotheken nicht mehr bedienen könnten, deutlich höher als bei “normalen” Hypotheken.

Shadow banking system

Ein weiterer Faktor, der zur Finanzkrise beigetragen hat, war das sogenannte “shadow banking system”. Schattenbanken sind Finanzinstitute, die finanzielle Dienstleistungen anbieten, die ähnlich denen von Banken sind, aber nicht den gleichen Regulierungen unterliegen. Dazu gehören zum Beispiel Hedgefonds, Investmentbanken und andere Finanzinstitute, die Finanzierungen anbieten, aber nicht über Einlagen von Kunden verfügen, wie es bei Banken der Fall ist. Das shadow banking system hatte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von riskanten Anlagen, wie den oben erwähnten subprime-Mortgages.

Deregulierung der Finanzmärkte

Ein weiterer Faktor, der zur Finanzkrise beigetragen hat, war die Deregulierung der Finanzmärkte in den 1980er und 1990er Jahren. Durch die Deregulierung wurden viele Einschränkungen für die Finanzindustrie aufgehoben, was dazu führte, dass sich das bereits genannte “shadow banking system” entwickeln konnte. Die Deregulierung hatte auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Banken und Finanzinstitute ihre Risiken mischten und verwalteten.

Auswirkungen der Finanzkrise 2007 in den USA

Als Startpunkt der Finanzkrise litt vor allem die Wirtschaft der USA unter den heftigsten Folgen, die nicht nur die Finanzindustrie traf, sondern auch die normalen Bürger in ihrem Alltag einschränkte.

Finanzkrise: US-Banken mussten gerettet werden

Die größte Wucht der Krise traf die Banken und Unternehmen, von denen einige Pleite gingen oder vom Staat gestützt werden mussten.

Bekanntestes Beispiel ist die Investmentbank Lehman Brothers, die im September 2008 Insolvenz anmeldete und damit eine Kettenreaktion auslöste, die letztendlich zum Höhepunkt der Finanzkrise führte. Auch andere Banken wie Bear Stearns und Merrill Lynch und Unternehmen wie der Autobauer General Motors wurden von staatlicher Seite gestützt, um eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern.

Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Banken waren nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern hatten auch Auswirkungen auf das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Finanzsystem. Viele Menschen verloren das Vertrauen in die Banken und zogen ihr Geld ab, was zu einer weiteren Verringerung der Rücklagen von Banken führte.

Auswirkungen der US-Finanzkrise auf die Arbeitslosigkeit

Doch nicht nur die Banken waren betroffen, auch die Arbeitslosigkeit in den USA schoss in die Höhe. Viele Menschen verloren ihre Arbeitsplätze, entweder direkt als Folge der Krise oder indirekt, weil die Konjunktur ins Stocken geriet.

Die Arbeitslosigkeit stieg im Verlauf der Krise an und erreichte im Oktober 2009 ihren Höhepunkt bei 10,0%. Dies entsprach etwa 15,7 Millionen Menschen, die arbeitslos waren. Zum Vergleich: Vor Beginn der Finanzkrise im Sommer 2007 hatte die Arbeitslosigkeit noch rund 4,6% betragen.

Die Arbeitslosigkeit blieb auch in den folgenden Jahren hoch und erholte sich erst langsam – bis sie zu Beginn der Coronakrise 2020 erneut in die Höhe schnellte.

Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Arbeitslosigkeit waren nicht nur wirtschaftlicher Natur, sondern hatten auch Auswirkungen auf das Einkommen und das Vermögen von Menschen.

Auswirkungen der US-Finanzkrise auf den Immobilienmarkt

Hinzu kam, dass der Preis von Häusern und Wohnungen durch die Hypothekenkrise deutlich fiel. Viele Menschen standen plötzlich mit Immobilien da, die weniger wert waren als die dafür aufgenommenen Schulden. Dies führte zu einem Anstieg von Zwangsvollstreckungen und leerstehenden Immobilien, die teilweise bis heute andauern. In vielen – gerade ländlicheren – Gegenden der USA liegen die Immobilienpreise auch 2023 noch unter Vorkrisen-Niveau.

Der Rückgang des Immobilienmarktes hatte auch Auswirkungen auf die Konjunktur. Viele Menschen, die in der Bauindustrie oder im Immobilienverkauf tätig waren, verloren ihre Jobs, was wiederum zu einer Verringerung der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen führte.

Auswirkungen der US-Finanzkrise auf die weltweite Wirtschaft

Die Auswirkungen der US-Finanzkrise waren also gewaltig, jedoch beschränkten sie nicht nur auf die heimische Wirtschaft. Durch die besondere Rolle der USA als Wirtschaftsmacht zog der Kollaps der US-Wirtschaft Konsequenzen für auf die gesamte Welt nach sich. Eine weltweite Rezession folgte, die über mehrere Jahre anhielt.

Ein Beispiel für die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Wirtschaft ist der Rückgang des Welthandels. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in vielen Ländern, die durch die Finanzkrise verursacht wurden, gab es eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auf der ganzen Welt. Dies führte zu einem Rückgang des Welthandels und zu einer Verringerung der Exporte vieler Länder.

Im Zuge der Krise stieg die Bedeutung anderer Länder, allen voran China, die sich als wichtige Wirtschaftsmächte etablieren konnten.

Eine weitere Folge der Finanzkrise war der Anstieg der Arbeitslosenrate in vielen Ländern, so zum Beispiel in Spanien, wo die Arbeitslosenrate von etwa 8% vor der Krise auf fast 20% während der Krise stieg. Deutschland kam hingegen vergleichweise gut durch die Krise: Die Arbeitslosigkeit blieb hier auf weitgehend stabilem Niveau von rund 8%.

Auswirkungen der US-Finanzkrise auf Aktienmärkte

Auch für Anleger hatte die US-Finanzkrise dramatische Folgen. In den Vereinigten Staaten führte die Krise zu einem Rückgang des S&P 500 um über 50%. Auch an anderen Börsenplätzen gab es erhebliche Verluste, wie zum Beispiel an der Londoner Börse, wo der FTSE 100 um mehr als 30% fiel.

Maßnahmen der US-Regierung zur Bekämpfung der Finanzkrise 2007

Die US-Regierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Finanzkrise 2007 zu mildern und das Finanzsystem zu stabilisieren. Einige dieser Maßnahmen sind:

Rettung von Banken und Unternehmen

Eine der wichtigsten Maßnahmen, die die US-Regierung ergriffen hat, war die Rettung von Banken und Finanzinstituten, die in Schwierigkeiten geraten waren. Dazu gehörte die angesprochene Übernahme von Lehman Brothers, einer der größten Investmentbanken der USA, die im September 2008 bankrott gegangen war. Die Übernahme wurde durch den Troubled Asset Relief Program (TARP) finanziert, das von der US-Regierung während der Finanzkrise 2007 eingerichtet wurde, um Banken und Finanzinstitute zu retten, die in Schwierigkeiten geraten waren und die Gefahr liefen, bankrott zu gehen.

Das Programm erlaubte den Ankauf von „Troubled Assets“ durch die Regierung, die von Banken und Unternehmen gehalten wurden und deren Wert während der Krise stark gesunken war. Dazu gehörten zum Beispiel die angesprochenen Hypotheken ohne ausreichende Sicherheiten.

TARP hat dazu beigetragen, dass Banken und Finanzinstitute gerettet werden konnten und dass das Finanzsystem stabilisiert wurde. Das Programm wurde im Jahr 2014 beendet und wurde insgesamt als erfolgreich betrachtet, obwohl es auch Kritik und Debatten gab, insbesondere im Hinblick auf die Kosten des Programms und die Verteilung von Hilfen.

Reduzierung der Zinsen

Die US-Notenbank (Federal Reserve) hat während der Finanzkrise die Zinsen erheblich gesenkt, um das Finanzsystem zu stabilisieren und den Kreditfluss zu erleichtern. Die Zinsen wurden von etwa 5% vor der Krise auf fast 0% während der Krise gesenkt. Dies sollte dazu beitragen, dass Banken leichter Kredite vergeben konnten und dass Unternehmen und Verbraucher leichter Zugang zu Krediten hatten.

Stimulierung der Konjunktur

Die US-Regierung hat auch Maßnahmen ergriffen, um die Konjunktur zu stimulieren und den Rückgang der Wirtschaft zu bremsen. Dazu gehörte die Einführung von Steuersenkungen und die Erhöhung von Staatsausgaben, um die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu erhöhen.

Insgesamt hat die US-Regierung während der Finanzkrise 2007 verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaft zu mildern.

Entwicklung der US-Wirtschaft nach der Finanzkrise 2007

Die oben genannten Maßnahmen führten dazu, dass sich die US-Wirtschaft in den Jahren nach der Krise wieder erholen und sogar anwachsen konnte. Ein wichtiger Faktor für diese Erholung war die Rettung von Banken und Finanzinstituten durch die US-Regierung und die Senkung der Zinsen durch die Federal Reserve, die dazu beigetragen haben, das Finanzsystem zu stabilisieren und den Kreditfluss zu erleichtern. Auch die Stimulierung der Konjunktur durch Steuersenkungen und erhöhte Staatsausgaben hat dazu beigetragen, dass die Wirtschaft wieder wachsen konnte.

Entwicklung der Aktienmärkte nach der Finanzkrise 2007

Das Niedrigzinsniveau nach der Krise, das bis 2022 anhielt, hat sich nach ersten Verlusten sehr positiv auf die weltweiten Aktienmärkte ausgewirkt. Der S&P 500 hat sich von seinem Tiefpunkt während der Krise von etwa 666 Punkten im März 2009 auf über 4.000 Punkte im März 2021 erholt. Auch an anderen Börsenplätzen, wie zum Beispiel an der Londoner Börse, haben sich die Aktienmärkte wieder erholt und sind wieder gestiegen.

Auch der deutsche Leitindex DAX, der 2009 auf ein Tief von 3.666 Punkten gefallen war, stieg im Laufe der Jahre auf einen neuen Höchststand von über 16.000 Punkten im Sommer 2021 an.

Entwicklung des Immobilienmarktes nach der Finanzkrise 2007

Der Immobilienmarkt in den USA hat sich auch wieder erholt und ist wieder gestiegen, wenn auch nicht in allen Regionen gleichermaßen. Der Preis von Häusern und Wohnungen ist in vielen Teilen des Landes wieder gestiegen, während er in anderen Regionen noch immer unter dem Niveau von vor der Krise liegt. Insgesamt hat sich der Immobilienmarkt in den USA nach der Finanzkrise 2007 wieder erholt und ist wieder gestiegen.

Perspektive: Kann sich die Finanzkrise wiederholen?

Die Perspektive für die US-Wirtschaft, die Aktienmärkte und den Immobilienmarkt ist insgesamt positiv. Es gibt jedoch immer noch Risiken, wie zum Beispiel die Möglichkeit einer weiteren Finanzkrise oder wirtschaftliche Schwierigkeiten aufgrund von Handelskonflikten oder politischen Unsicherheiten. Es ist daher wichtig, dass die US-Regierung und die Federal Reserve weiterhin Maßnahmen ergreifen, um das Finanzsystem zu stabilisieren und die Wirtschaft zu unterstützen.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um eine Wiederholung der US-Finanzkrise zu vermeiden:

  • Stärkung der Regulierung: Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung einer Finanzkrise ist die Stärkung der Regulierung von Banken und Finanzinstituten. Durch strengere Regulierung können Risiken minimiert und die Stabilität des Finanzsystems gestärkt werden.
  • Verbesserung der Aufsicht: Es ist wichtig, dass die Aufsicht über das Finanzsystem verbessert wird, um frühzeitig auf mögliche Risiken hinweisen zu können. Dazu gehört auch die Einführung von Vorwarnsystemen, die frühzeitig auf mögliche Risiken hinweisen.
  • Diversifikation des Risikos: Eine weitere Maßnahme zur Vermeidung einer Finanzkrise ist die Diversifikation des Risikos. Durch die Streuung von Investitionen über verschiedene Branchen und Märkte kann das Risiko minimiert werden.
  • Stärkung der Eigenkapitalquote: Es ist wichtig, dass Banken und Finanzinstitute über genügend Eigenkapital verfügen, um Risiken abzufedern und Verluste ausgleichen zu können. Durch die Erhöhung der Eigenkapitalquote können Banken und Finanzinstitute besser gegen mögliche Risiken gewappnet sein.
  • Verbesserung der Transparenz: Es ist wichtig, dass das Finanzsystem transparent und gut verständlich ist, damit Investoren und Regulatoren Risiken frühzeitig erkennen und entsprechend reagieren können.

Insgesamt gibt es verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um eine Wiederholung der US-Finanzkrise zu vermeiden. Es ist wichtig, dass Regulatoren, Investoren und Unternehmen ihre Rolle bei der Vermeidung von Risiken und der Stabilisierung des Finanzsystems wahrnehmen.