Wasserstoff-Aktien: Top-Signal ausgerechnet aus Deutschland

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Ohne Frage: Der ursprünglich als Heilsbringer gefeierte Wasserstoff ist an der Börse nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Aber schauen Sie sich selbst diesen Chart an (Stand: 05.03.2024):

Quelle: JustETF (https://www.justetf.com/de/etf-profile.html?isin=IE00BMDH1538#chart)

Dabei handelt es sich um einen Wasserstoff-ETF, der die wichtigsten Titel des Sektors umfasst: angefangen bei kleineren Aktien wie Plug Power, Nel ASA, Ballard Power und Bloom Energy bis hin zu den größeren Gasekonzernen wie Linde und Air Liquide. Der ETF jedenfalls hat seit April 2021 um satte -65,57 % abgewertet. Zum Vergleich: Der breite US-Index S&P 500 hat im gleichen Zeitraum um +21,3 % zugelegt, trotz der Schwächephase im Jahr 2022.

Grüner Wasserstoff eigentlich extrem verheißungsvoll

Kurzum: Wasserstoff ist an der Börse in den letzten Jahren also ziemlich schlecht gelaufen. Dabei ist vor allem die grüne Variante, produziert via Öko-Strom, extrem verheißungsvoll. Mit dem Energieträger lassen sich unter anderem wichtige Industriesektoren wie die Stahlbranche, die Chemieindustrie oder die Raffinerien klimaschonender machen. Zudem kann grüner Wasserstoff den Schwerlastverkehr dekarbonisieren – etwa über Brennstoffzellen, die Schiffe, Züge oder LKWs antreiben. Weiteren Anwendungsfeldern wie die Beheizung von Immobilien oder der Betrieb kleinerer Fahrzeuge wird hingegen eher weniger Potenzial zugeschrieben.

Unterm Strich ist und bleibt grüner Wasserstoff laut den meisten Experten ein wichtiger Hebel zum Gelingen der Energiewende. Dennoch hat die Branche schon seit Jahren mit erheblichen Problemen zu kämpfen – teils mit hohen Verlusten und einem enttäuschenden Wachstum. Die Gründe hierfür sind freilich vielfältig. Vereinfacht lässt sich sagen: Der Durchbruch des grünen Wasserstoffs kommt auch angesichts der makroökonomischen Widerstände (z.B. hohe Zinsen, hohe Investitionskosten und konjunkturelle Probleme) wesentlich langsamer voran als ursprünglich gedacht.

Wasserstoff-Aktien: zwischen Angst und Hoffnung

An der Börse kursiert deshalb die Angst, dass der Heilsbringer vielleicht doch eine Luftnummer sein könnte. Eine wohlfeile Vision also, die der harten wirtschaftlichen Realität nicht standhalten kann? Die Geduld des Kapitalmarkts ist bekanntlich begrenzt. Die Aktionäre wollen endlich nachhaltige Erfolge sehen, und nicht eine Vertröstung auf das künftige Potenzial, das scheinbar immer weiter in die Ferne rückt.

Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Signale aus der Wasserstoffbranche, die die Hoffnung der Anleger nähren. Insgesamt resultiert das in einer extrem hohen Volatilität der einzelnen Aktien und des Sektors als Ganzes. Vor wenigen Tagen gab es indes wieder einmal ein solches Positivsignal – und zwar aus Deutschland.

Dresdner Firma Sunfire wird mit Geld überschüttet

Im Mittelpunkt steht das Dresdner Start-up Sunfire. Die 2010 gegründete Firma hat sich auf Technologien zur Herstellung von grünem Wasserstoff (und Synthesegase) spezialisiert, also auf Elektrolyseure. In diesen Anlagen wird Wasser mithilfe von Öko-Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Die Technologien von Sunfire gelten in der Branche als höchst fortschrittlich und effizient – was einen relativ hohen Wirkungsgrad und letztendlich relativ geringe Wasserstoffkosten bewirkt.

Dieses fundamentale Stärke zeigt sich auch anhand des Zuspruchs der Investoren: Wie Sunfire vor wenigen Tagen mitteilte, hat das nicht börsennotierte Unternehmen im Rahmen einer Finanzierungsrunde 215 Millionen Euro von alten und neuen Investoren eingesammelt. Hinzu kommt ein Darlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro. Darüber hinaus erhält die Firma Zugang zu rund 200 Millionen Euro aus bereits genehmigten Fördermitteln. Sunfire ist damit nach eigenen Angaben eines der kapitalstärksten Unternehmen der Elektrolysebranche.

Der Clou: Da Sunfire nicht an der Börse notiert ist, unterliegt die Firma nicht den volatilen Querelen des Kapitalmarkts in diesem Sektor. Ohnehin ist das Unternehmen auch ohne öffentliche Platzierung hervorragend finanziert. Für das Wachstumspotenzial von Sunfire ist das ein erheblicher Vorteil. Tatsächlich könnte die Firma später – also wenn sie bereits operativ etabliert ist – immer noch an die Börse gehen und dann auch Ihnen als Privatanleger Renditen bescheren.

Mein Fazit für Sie

Interessant ist die Meldung nicht nur für Sunfire selbst. Die erfolgreiche Finanzierungsrunde und die staatlichen Hilfen zeigen deutlich, dass das Vertrauen in den grünen Wasserstoff prinzipiell vorhanden ist – und das gar im aktuell noch hohen Zinsumfeld und nicht zuletzt inmitten der Haushaltskrise in Deutschland.

Klar: Unterm Strich läuft der grüne Wasserstoff aktuell mit angezogener Handbremse. Die starke Meldung aus Dresden könnte nun aber im besten Falle den Beginn eines möglichen Turnarounds signalisieren. Als Anleger sollten Sie diesen wichtigen Energieträger der Zukunft jedenfalls nicht unterschätzen. Sollten die Klimaziele relevant bleiben – es also nicht zu einer großen politischen Umwälzung kommen – wird der nachhaltige Wasserstoff zum Zünglein an der Waage.

Wichtig für Sie: Investments in den Sektor sind derzeit mit einem sehr hohen Risiko verbunden – auch weil vor allem einige der kleineren Wasserstoff-Firmen längst nicht auf breiter Fläche etabliert sind und wirtschaftlich nach wie vor scheitern können. Wollen Sie Ihr Investmentrisiko reduzieren, können Sie auf die größeren Gasekonzern wie Linde, Air Liquide oder Air Products setzen. Deren Wasserstoff-Hebel ist zwar relativ gesehen kleiner, bieten dadurch aber eine bessere Diversifizierung und mehr Sicherheit.