Renault Aktie legt zu – Ghosn-Drama beendet

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Der Schrecken hat ein Ende: Carlos Ghosn, langjähriger Chef des französischen Autoherstellers Renault, ist von seinem Posten zurückgetreten.

Dabei rührte der Schrecken, den der Name Ghosn zuletzt auslöste, nicht etwa von seinem unternehmerischen Geschick her. Ganz im Gegenteil: Für die Konstruktion einer verflochtenen Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi wurde der Manager gefeiert und bewundert. 14 Jahre lang leitete er die Geschicke bei Renault.

Doch am Ende war der Mann nicht mehr zu halten. Während eines Aufenthalts in Japan wurde er im November in Tokio verhaftet und sitzt seit nunmehr 2 Monaten in Haft. Ihm wird vorgeworfen, gegen japanische Börsenauflagen verstoßen zu haben. Zudem soll er Verluste aus Privatgeschäften auf Nissan übertragen haben.

Chefwechsel bei Renault: Bolloré übernimmt

Nissan und Mitsubishi entließen Ghosn im Zusammenhang mit den Vorwürfen umgehend als Verwaltungsratschef – und auch in Frankreich wurde der Druck immer größer, einen Nachfolger zu finden, denn es sah zuletzt nicht danach aus, als würde der Manager in Kürze wieder auf freien Fuß kommen. Bis zu einem möglichen Prozess kann es allerdings noch Monate dauern. Zu lang – das wurde wohl auch Ghosn selbst immer deutlicher bewusst, sodass er nun seinen Rücktritt einreichte, wohl auch um einem Rauswurf zuvorzukommen.

Da der französische Staat mit 15 Prozent an Renault beteiligt ist, hatte sich auch die Regierung immer wieder zu dem Fall geäußert und die schnelle Suche eines Nachfolgers angemahnt. Der ist nun gefudnen: Thierry Bolloré, bislang stellvertretender Chef und seit Ghosns Verhaftung bereits kommissarisch im Amt, wird offiziell die Nachfolge übernehmen.

Renault Aktie dreht ins Plus

Anleger reagierten erleichtert auf das Ende des Ghosn-Dramas: Die Renault Aktie hat seit Bekanntwerden seines Rückzugs um rund 8 Prozent zugelegt auf gut 61 Euro. Auf Jahressicht bewegt sich der Kurs damit jedoch immer noch fast ein Drittel im Minus. Die Verhaftung im Herbst hat den bereits zuvor einsetzenden Sinkflug der Aktie dabei nur zusätzlich beschleunigt. Von ihrem Jahreshoch, das sie im März bei knapp 100 Euro erzielt hatte, hat sich die Renault Aktie jedenfalls ein gutes Stück entfernt.

Ist das nun also eine gute Gelegenheit, zuzugreifen? Möglicherweise, denn Renault präsentiert dieser Tage nicht nur einen neuen Chef, sondern auch einen neuen Clio. Der Kleinwagen ist einer der Kassenschlager des Autobauers – und eine Neuauflage dürfte viele Kunden zum Kauf animieren.

Analysten zeigten sich zuletzt dennoch gespalten in ihrer Einschätzung für die Zukunft der Renault Aktie. Viele raten zwar zum Kauf, einige jedoch auch lediglich zum Halten des Papiers. Dennoch liegen die Kursziele der meisten aktuellen Studien im Bereich zwischen 70 und 80 Euro und damit zum Teil mehr als 25 Prozent oberhalb der jüngsten Notierung.