Was die Märkte dieses Jahr bewegen dürfte

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Klar, das neue Jahr ist schon ein paar Wochen alt. Doch das meiste von 2024 haben wir noch vor uns. Deshalb lohnt auch jetzt noch ein Blick, was die Märkte in den nächsten Monaten bewegen könnte.

Investoren scheinen optimistisch

Vor wenigen Tagen hat der Deutsche Aktienindex (Dax) die Marke von 17.000 Punkten überwunden und notiert nunmehr so hoch wie nie. Auch der US-amerikanische Blue-Chip-Index Dow Jones rangiert nur geringfügig unter seinem historischen Top. Vergleichbares gilt für seinen breiten Bruder Standard & Poors 500.

Die Inflation ist – momentan jedenfalls, wie es scheint – auf dem Rückzug. Die Zinsmärkte haben mögliche Lockerungen durch die großen Notenbanken vorweggenommen. Die Renditen länger laufender Schuldverschreibungen tendieren seit einiger Zeit eher nach unten. Bei Gold kam es kürzlich zu einem kleinen Rückschlag. Der Bitcoin wiederum strebt nordwärts und hat in diesem Jahr bereits mehr als 20 Prozent an Wert gewonnen.

Profis und private Anleger stellen sich naturgemäß die Frage, ob nunmehr die Luft ziemlich dünn wird. Und auf der einen oder anderen Trading Plattform bereiten sich Zocker und Spekulanten auf möglicherweise deutlich höhere Volatilitäten vor und positionieren sich bereits, um gleichsam im Handumdrehen Geld zu verdienen.

Inflation – tatsächlich weiter auf dem Rückzug?

In den vergangenen Monaten ist die Inflationsrate in den USA und in der EU‑Zone spürbar gefallen. So stiegen die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten im Januar „nur“ um 3,1 Prozent. In der Eurozone lag die Geldentwertungsrate bei 2,8 Prozent – nach 2,9 Prozent im Dezember. Dieser Rückgang ist – eine positive Nachricht aus der Wirtschaft – insbesondere der Beruhigung bei den Energiepreisen zu verdanken. Gleichwohl ist auch der sogenannte Basis-Effekt zu berücksichtigen, da die Inflationsraten nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges geradezu explodierten.

Können wir das Thema Inflation nunmehr und endlich abhaken? Ich bin mir da keineswegs sicher. So sind die Energiepreise nach wie vor äußerst volatil, was die Geldentwertung forcieren oder dämpfen könnte – je nachdem, in welche Richtung die Preise für Gas, Strom & Co. tendieren. Bislang war der Winter noch nicht allzu hart und kalt. Bis Frühlingsanfang ist es jedoch noch einige Zeit hin, und richtig kalte Tage hat es bei uns auch schon im April und im Mai gegeben.

Deshalb sehe ich noch keine nachhaltige Entwarnung an der Inflationsfront. Zudem zeigt sich der Arbeitsmarkt in den USA relativ robust. Falls dies so bleibt, könnte daraus ein erneuter Anstieg der Verbraucherpreise zumindest in den USA resultieren.

Die Zinspolitik der Notenbanken

Die großen Notenbanken wie die Fed in den USA und die EZB in der Eurozone taten das, was sie tun mussten und auch in Zukunft müssen: Sie erhöhten in einem vergleichsweise hohen Tempo im Preis des Geldes vulgo: die Zinsen. Diese sind mittlerweile so hoch wie zuletzt vor dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2007.

Nunmehr stehen die Zentralbanken sozusagen Gewehr bei Fuß, die Zinszügel wieder zu lockern. Doch EZB und Fed haben bisher nur gezuckt, und nicht gehandelt. Anders der Markt, der Leitzinssenkungen spätestens zur Jahresmitte bereits vorweggenommen hat. Abzulesen etwa in Deutschland am rasanten Rückgang der Zinsen für Tagesgeld und kurzfristiges Festgeld. Zudem waren die Renditen länger laufender Staatsanleihen tendenziell auf dem Rückzug, abzulesen an den im Schnitt steigenden Anleihekursen.

Was – nebenbei bemerkt – Häuslebauer in Deutschland besonders freut. Waren die Hypothekenzinsen in der Spitze auf spürbar mehr als 4 Prozent bei Baukrediten mit zehnjähriger Zinsbindung gestiegen, so kosten die Darlehen wieder „nur“ gut 3 Prozent.

Kann sein, dass der Markt recht hat. Kann aber auch nicht sein. Seine eigene Investmentstrategie ausschließlich oder größtenteils an der Zinspolitik der großen Notenbanken auszurichten, dürfte riskant sein. Andererseits sind die nach wie vor vergleichsweise großen Unsicherheiten an den weltweiten Zinsmärkten ein ideales Terrain für Trader.

Was machen die Aktienmärkte?

Im vergangenen Jahr und auch in den ersten Wochen des neuen Jahres zeigten sich die weltweiten Aktienmärkte scheinbar weitgehend unbeeindruckt von all dem, was draußen so passiert – als gäbe es den Ukraine-Krieg nicht, als gäbe es den Krieg im Gaza-Streifen nicht, als gäbe es das Erstarken der Rechten in Europa und in den USA nicht, und als gäbe es vieles andere nicht, was die Menschen im Alltag bedrückt.

Dax, Dow & Co. notieren auf historischem Höchstniveau. Deshalb ist der Gedanke, die Luft werde allmählich dünn, wieder abwegig noch absurd. Vorsichtige Investoren denken über Gewinnmitnahmen nach oder sichern ihre Positionen über Zertifikate, Optionsscheine, Optionen und/oder Futures ab.

Value-Werte und Small Caps

Sogenannte Value-Aktien, insbesondere in Europa, scheinen momentanen noch preiswert. Das mag einige Anleger erstaunen und zum sofortigen Zugreifen animieren. Doch Vorsicht: Die Abschläge scheinen plausibel. Denn jene Value-Papiere stammen in der Regel aus zyklischen Branchen. Und diese leiden bekanntlich unter einer flauen Wirtschaft. Insbesondere in Europa dürfte der Konjunkturmotor im laufenden Jahr stottern.

Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass Value-Aktien weiterhin eher  zweite Wahl sein dürften und auf absehbare Zeit vergleichsweise preiswert bleiben. Heißt im Umkehrschluss: Spätestens, wenn sich der Konjunkturhimmel aufhält, scheint die Zeit für den Einstieg gekommen.

Auch bei Small Caps wäre ich momentan sehr vorsichtig, obwohl viele von ihnen noch mehr unter Wert gehandelt werden als Value-Aktien. Denn börsennotierte kleinere Firmen haben gleich zwei Mankos: Zum einen sind viele von ihnen in zyklischen Branchen unterwegs, sodass auch hier eine Konjunkturschwäche durchschlägt. Überdies haben die Kleinen und Kleinsten weitaus größere Probleme, an billige Kredite zu kommen als hochkapitalisiert Firmen. Ein günstiger Zeitpunkt für den Kauf von Small Caps wären eine absehbare Konjunkturerholung und das Signal, dass die Kapitalmarktzinsen weiter fallen.