Prosus – Tencent Großaktionär hat das Gröbste hinter sich

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Die südafrikanisch-niederländische Beteiligungsholding Prosus, einer der weltgrößten Technologie-Investoren, hat im Geschäftsjahr 2023 weniger verdient. Da sich jedoch die Lage im zweiten Halbjahr deutlich verbessert hat und zudem die Konzernstruktur vereinfacht wird, schießt der Aktienkurs in die Höhe.

Nettogewinn bricht massiv ein

Bekannt ist Prosus vor allem als weitaus größter Aktionär – mit rund 26% der Anteile – des chinesischen Internetgiganten Tencent. Aber auch viele andere Investitionen in E-Commerce -Unternehmen zählen zum Imperium des Konzerns – beispielsweise Delivery Hero und Trip.com. Prosus ist erst 2019 als eigenständige Firma mit Sitz in den Niederlanden entstanden, und zwar als Abspaltung des südafrikanischen Medien- und IT-Konzerns Napster.

Zu schaffen machte Prosus erneut vor allem die schlechte Performance von Tencent, deren Aktie seit dem  Hoch von Anfang 2021 rund die Hälfte an Kurswert verloren hat. Der Nettogewinn sackte vor allem deshalb in dem am 31. März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2023 von 18,6 Milliarden US-Dollar auf nur noch 10 Milliarden Dollar ab. Für die Anleger war das allerdings keine große Überraschung mehr, da Prosus vor zwei Wochen eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte – ausdrücklich mit Verweis auf die schwachen Ergebnisse von Tencent.

Starke Verbesserung im zweiten Halbjahr

Den Gipfel der Handelsverluste habe das Unternehmen aber in der ersten Hälfte des Geschäftsjahrs 2023 überschritten, versicherte das Management. Das zweite Halbjahr habe bereits eine signifikante Ertragsverbesserung und ein erhöhtes Wachstumstempo gebracht.

Zudem habe Tencent in dessen erstem Quartal 2023 eine deutliche Gewinnsteigerung erzielt. Und nicht zuletzt erhielt Prosus für rund 4,7 Milliarden Dollar Aktien beim Börsengang der Tencent-Abspaltung Meituan.

In den andern Bereichen lief es im Geschäftsjahr 2023 recht gut. Im Kernbereich seiner E-Commerce-Beteiligungen steigerte Prosus die Umsätze um 10% auf 5,8 Milliarden Dollar und die Handelsverluste konnten dort  im Jahresverlauf deutlich reduziert werden. Prosus rechnet damit, dass ab dem Geschäftsjahr 2025 im Kernbereich keine Handelsverluste mehr anfallen werden.

Überkreuzbeteiligung mit der Mutter Napsters wird gelöst

Für eine Überraschung sorgte die Ankündigung des Managements, die Überkreuzbeteiligungen mit der Mutter Naspers zu lösen und die Konzernstruktur zu vereinfachen. Naspers soll anschließend 43% an Prosus halten, der Streubesitz soll die übrigen 57% ausmachen. Diese Vereinfachung ist nötig, damit Prosus weiterhin unbegrenzt Aktienrückkäufe vornehmen kann. In der aktuellen Konstruktion wäre das aufgrund der südafrikanischen Steuergesetzgebung nicht mehr möglich gewesen. 2023 hatte Prosus für immerhin 10,5 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückgekauft.

An der Börse kam das Ende der komplizierten Überkreuzbeteiligung ebenso gut an wie die deutliche Umsatz- und Ertragsverbesserung im zweiten Halbjahr, Die Aktie kletterte im Mittagshandel um fast 10% auf Kurse von rund 39,70 Euro. Sie kostet damit aber noch immer weniger als die Hälfte als beim Rekordhoch von 2021 mit rund 83 Euro. Das Analysehaus Jefferies betont, dass in der Vereinfachung  der Konzernstruktur ein großes Hindernis für die Attraktivität von Prosus beseitigt werde. Es belässt aber das Kursziel bei 67 Euro.