Sono Motors-Aktie: Das Ende ist auch immer ein neuer Anfang!

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Eigentlich ist es eine geniale Idee: Autofahren mit der Kraft der Sonne. Das Münchner Startup Sono Motors hat ein Fahrzeug entwickelt, auf dessen Dach Hunderte Solarzellen angebracht sind. Das Elektroauto mit dem Namen „Sion“ kann sich also über die Sonne aufladen und damit auf eine Reichweite von durchschnittlich 112 Kilometern pro Woche kommen. Gerade für den täglichen Pendelverkehr in der Stadt wäre das durchaus eine interessante und nachhaltige Lösung.

Sono Motors und die verzweifelte Suche nach Geld

Doch das Ganze ist immer noch Zukunftsmusik: Bis dato hat es die junge Firma nicht geschafft, den „Sion“ auf den Markt zu bringen. Der Grund: Sono Motors ist notorisch klamm. Schon mehrmals in seiner Firmengeschichte klagte das Startup über Geldprobleme und stand öfters vor dem Aus.

Zuletzt sollte ein Börsengang Abhilfe schaffen. Seit November 2021 ist Sono über seine in den Niederlanden registrierte Muttergesellschaft (Sono Group N.V.) an der Börse notiert. Doch die Entwicklung des Aktienkurses ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Inzwischen ist das Papier im deutschen Tradegate-Handel gerade einmal noch 0,9 Euro wert (Stand: 12.12.2022, 14:30 Uhr). Der Ausgabepreis hatte bei knapp 30 Euro gelegen.

Startup erneut am Abgrund: Vorbesteller zum Rettungseinsatz gerufen

Und jetzt steht der „Sion“ abermals vor dem Aus. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen eine Pressemitteilung veröffentlicht, die es in sich hat. Darin erklären die beiden Mitgründer Jona Christians und Laurin Hahn, dass der Firma erneut das Geld ausgegangen ist. Man habe es nicht geschafft, den Investoren zu erklären, warum der „Sion“ Potenzial habe.

Das Startup greift nun zu einem außergewöhnlichen Mittel und nimmt auch die Vorbesteller in die Pflicht. Demnach sollen 3.500 Kunden einen ermäßigten Kaufpreis von 27.000 Euro für ihr Fahrzeug komplett vorstrecken. Ansonsten sei das Projekt gescheitert.

Das Management hat sich für diesen Rettungsversuch eine Frist von 50 Tagen bis Ende Januar auferlegt. Bislang haben laut Firmenangaben rund 21.000 private Kunden Reservierungen getätigt und durchschnittlich 2.000 Euro vorausgezahlt. Hinzu kommen offenbar weitere 22.000 Vorbestellungen von gewerblichen Flottenbetreibern.

Viele Fragezeichen

Es ist eine riskante Wette, die Sono jetzt eingehen muss. Ob die Vorbesteller da mitziehen werden, steht in den Sternen, auch weil das „Sion“-Projekt traditionell von Verzögerungen geprägt ist. Inzwischen soll das Solarauto erst 2023 in Vorserie gehen und Anfang 2024 als Serienauto auf den Markt kommen.

Und selbst wenn ausreichend Vorbesteller den kompletten Kaufpreis nun vorstrecken würden, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob es zu weiteren Verzögerungen kommen oder ob Sono gar abermals das Geld ausgehen würde. Bereits Ende 2019 hatten Hahn und Christians mit einer Crowdfunding-Kampagne das Unternehmen gerade so über Wasser halten können. Die Probleme haben sich dadurch offenbar aber nicht gelöst.

Sono will im B2B-Bereich auf jeden Fall weitermachen

Trotzdem: Sono Motors würde auch nach einem Aus seines „Sions“ nicht aufgeben. Das machten Hahn und Christians nun abermals klar. Denn seit 2021 lizenziert das Startup die für Fahrzeuge angepasste Solartechnik auch an Firmenkunden. Dieses B2B-Geschäft wolle man auf jeden Fall weiterführen, so die Manager.

„Viele Investor:innen raten uns dazu, dass wir uns auf unser weniger kapitalintensives B2B-Solargeschäft, das bereits Umsätze generiert, konzentrieren und das Sion-Programm aufgeben sollten. Wir verstehen die Marktsituation und wären bereit, unser Geschäftsmodell im Interesse des langfristigen Unternehmenserfolgs zu restrukturieren“, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung.

Sono Motors stattet als Zulieferer beispielsweise Busse, Vans und LKWs mit Solarpanels aus. Zu den Kunden zählt der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania, der zum Volkswagen-Konzern (Traton) gehört. Insgesamt 23 Kunden hat Sono hierfür bislang an Land gezogen. Zudem kooperiert das Startup mit den etablierten Autozulieferern Bosch und Continental.

Da die meisten der Aufträge noch in der Planungsphase sind, ist das B2B-Geschäft  bis dato ein Zwerg. In den neun Monaten bis Ende September 2022 erzielte Sono Motors einen Umsatz von nur 180.000 Euro. Das ist immerhin mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damals hatten sich die Erlöse auf genau 0 Euro belaufen. Das Problem: Dem sehr schmalen Umsatz stand in den ersten drei Quartalen ein Nettoverlust von 104 Millionen Euro gegenüber.

Mein Fazit für Sie

Der Traum von einem deutschen Solarauto steht wieder einmal auf der Kippe. Sono Motors hat sich meiner Meinung nach mit diesem Projekt von Anfang an überhoben. Man wollte mit Biegen und Brechen ein eigenes Auto auf den Markt bringen. Dabei unterschätzte man die hohen Kosten, die in Zeiten der Inflation nun noch stärker durchschlagen.

Die grundlegende Solartechnik von Sono Motors ist hingegen durchaus vielversprechend.  Das zeigt sich anhand des anlaufenden B2B-Geschäfts. So kann die Solartechnik des Startups beispielsweise direkt in Diesel-Busse integriert werden. Dadurch können Flottenbetreiber ihren Dieselverbrauch durch die Sonnenkraft reduzieren und CO2-Emissionen einsparen. 

Zumindest in dieser Sache hat Sono Motors also Potenzial. Auch wenn das heißt, dass die Firma jetzt möglicherweise kein eigenes Auto auf den Markt bringen kann und deshalb als reiner Zulieferer kleinere Brötchen backen müsste.