Volkswagen-Manager wieder einmal vor Gericht

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Wieder einmal steht Volkswagen in den Schlagzeilen, wieder einmal sind es keine guten: Gleich mehrere Prozesse laufen derzeit vor verschiedenen Gerichten. Angeklagt sind mehrere hochrangige Manager, die Vorwürfe reichen von Untreue bis Betrug.

Mammutprozess im Dieselskandal hat begonnen

Da ist zum einen der Prozess um den mutmaßlichen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug durch die Dieselabgas-Manipulationssoftware, weswegen sich derzeit vier Angeklagte vor dem Braunschweiger Landgericht verantworten müssen. Vom Verfahren abgekoppelt wurde der Prozess gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn, der nun separat verhandelt wird.

Es wird ein Mammutprozess werden, soviel ist schon jetzt klar. 133 Verhandlungstage sind angesetzt, bis in den Sommer 2023 wird das Verfahren voraussichtlich laufen. Aufgeflogen war der Skandal vor ziemlich genau sechs Jahren: Im September 2015 wurde bekannt, dass VW-Modelle mit bestimmten Dieselmotoren einen Prüfstand als solchen erkennen und hier erheblich bessere Abgaswerte gemessen werden als im tatsächlichen Straßenverkehr.

Winterkorn muss sich in Sonderverfahren verantworten

Aufgedeckt worden war der Skandal ausgerechnet durch eine US-Umweltorganisation, die eigentlich die herausragende, weil umweltschonende Technologie loben wollte – und dann auf Ungereimtheiten stieß.

Winterkorn selbst soll von entsprechenden Vorgängen bereits im Juli 2015 erfahren – und geschwiegen haben. Nicht zuletzt deswegen wird nicht nur von Seiten geprellter VW-Kunden, sondern auch durch Anleger gegen den Konzern und seine Manager vielfach prozessiert. Im Raum steht der Vorwurf der Marktmanipulation durch Zurückhalten relevanter Informationen.

VW hat sich weitgehend erholt – Gerichtsverfahren belasten Konzern weiterhin

Der Konzern selbst hat sich wirtschaftlich inzwischen einigermaßen von den Vorfällen erholt, die Verkaufszahlen für die Fahrzeuge von VW, Audi und weiteren Tochtermarken stehen denen der Konkurrenz in nichts nach.

Doch die potenzielle finanzielle Belastung, resultierend aus den zahlreichen noch anhängigen Verfahren sorgt immer wieder auch bei Aktionären für Bauchgrummeln und Stirnrunzeln.

Prozess um Betriebsratsgehälter: Untreue oder angemessen?

Ein weiteres Verfahren, das vor wenigen Tagen begonnen hat, befasst sich mit dem Vorwurf der Untreue zu Lasten des VW-Konzerns. Dabei geht es um die Vergütung des langjährigen Chefs des VW-Gesamtbetriebsrats Bernd Osterloh sowie weiterer hochrangiger Betriebsräte.

Angeklagt sind vier, zum Teil ehemalige, hochrangige Personalverantwortliche des VW-Konzerns. Ihnen wird vorgeworfen, im Zeitraum zwischen 2011 und 2016 „unangemessen“ hohe Boni und Gehälter für mehrere Betriebsräte, unter ihnen auch Osterloh, freigegeben zu haben. Nach eigenen Angaben stiegen die Bezüge Osterlohs dadurch auf rund 750.000 Euro in einem Jahr.

Urteilsspruch voraussichtlich Ende Oktober

Das ist zu viel, so die Anklage. Die Vergütung hauptamtlicher Betriebsräte hat sich laut Betriebsverfassungsgesetz an derjenigen einer Vergleichsgruppe zu orientieren. Diese Vergleichsgruppe richtet sich nach der Qualifikation und Position des betreffenden Betriebsrats bei Aufnahme seiner Betriebsratstätigkeit und der typischen Fortentwicklung dieser Gehaltsstrukturen im entsprechenden Zeitraum.

Osterloh hat demgegenüber offenbar zeitweise Gehälter auf Managerniveau bezogen – und das völlig zu Recht, wie die Angeklagten argumentieren. Sie verweisen auf „beachtliche Sonderkarrieren“ der betreffenden hauptamtlichen Betriebsratsmitglieder, die eine Vergütung „auf Augenhöhe“ mit Konzernmanagern rechtfertigten. Ein Urteil in dem Prozess wird für Ende Oktober erwartet.

VW Aktie schwächelt – Analysten sehen Kaufgelegenheit

Die im Dax gelistete VW Vorzugsaktie hatte sich in der ersten Jahreshälfte erholen können, befindet sich nun aber seit einigen Wochen in einer Abwärtsbewegung. Auf Jahressicht liegt der Kurs zwar weiterhin gut 35 Prozent im Plus, doch binnen eines Monats ging es zuletzt um mehr als 6 Prozentpunkte abwärts.

Analysten blicken dennoch zuversichtlich in die Zukunft und raten mit großer Mehrheit zum Kauf der VW Vorzugsaktie. Die Kursziele sehen die Experten dabei überwiegend zwischen 250 und 300 Euro. Damit wäre noch reichlich Luft nach oben: Zuletzt war das Papier für knapp 185 Euro zu haben.