State Street – Das Spinnennetz hat Risse

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Der US-Finanzriese State Street hat eine über zwei Jahre lang währende Tradition durchbrochen. Der Quartalsgewinn im ersten Vierteljahr 2023 fiel niedriger aus, als es von den Analysten erwartet worden war. Der Aktienkurs bricht ein.

Pionier im ETF-Geschäft

State Street wird von vielen Anlegern vor allem mit einer Produktgattung in Verbindung gebracht, die seit Jahrzehnten  stark wächst: ETFs – also börsengehandelten Indexfonds. Denn das Bostoner Unternehmen hat vor 30 Jahren den ersten heute noch existierenden ETF herausgebracht, den SPDR 500, der den wichtigsten US- Aktienindex S&P 500 nachbildet und immer noch zu den größten Aktienfonds der Welt zählt.

SPDRs werden nicht nur in den USA „Spider“ genannt, also Spinnen, sondern auch in Deutschland und anderen Märkten. Mit dem Siegeszug der Indexfonds ist auch State Street zu einem der weltgrößten Vermögensverwalter aufgestiegen.

Gewinn verfehlt Analystenschätzungen deutlich

In den ersten drei Monaten hat das dichte Spinnennetz jedoch große Risse bekommen. Der bereinigte Gewinn je Aktie ging gegenüber dem Vorjahr um 5 Cents oder 3% auf 1,52 Dollar zurück. Die durchschnittlichen Schätzungen der Analysten hatten 1,64 Dollar betragen, wurden also um 12 Cents oder gut 7% verfehlt.

Die Gründe für den unerwarteten Ertragseinbruch sind vielfältiger Natur. Allein 6 Cents Ergebnis je Aktie und damit die Hälfte der Prognoseverfehlung ist der Liquiditätshilfe in Höhe von einer Milliarde Dollar zuzuschreiben, die State Street, ebenso wie andere US-Großbanken, zur Rettung der Silicon Valley Bank (SVB) geleistet hatte. Hinzu kam noch eine erhöhte Risikovorsorge, weil die Ratingagenturen Kredit-Ratings reduziert haben.

Niedrigere Börsenkurse drücken auf die Provisionseinnahmen

Der Löwenanteil des enttäuschenden   Gewinnrückgangs ist jedoch das Ergebnis der niedrigeren Aktien- und Anleihekursen im ersten Vierteljahr 2023 im Vergleich zu 2022. So lag der S&P 500 um rund 10% unter dem Stand zwölf Monate zuvor, manche MSCI-Indizes sogar um bis zu 16%. Das drückte auf die Provisionseinnahmen der State Street, von denen ein Großteil von der Entwicklung des verwalteten Vermögens abhängt.

Die Managementgebühren nahmen deshalb um 12% ab, das verwaltete Vermögen insgesamt um 10% auf gut 3,6 Billionen Dollar und damit noch stärker als die gesamten Provisionen der Bank, die um 9% auf rund 2,33 Milliarden Dollar schrumpften. Da half es auch wenig, dass die Nettozinserträge mit den gestiegenen kurzfristigen Zinsen um stolze 50% zulegten – mit 766 Millionen US-Dollar erreichten sie aber trotzdem weniger als ein Drittel der Provisionseinkünfte.

Depotbankgeschäft fällt ebenfalls zurück

State Street ist nicht nur selbst im Wertpapiergeschäft aktiv, sondern auch als Depotbank für andere Finanzinstitute und Fonds weltweit führend. Hier ging das Geschäft mit den niedrigeren Aktien- und Anleihekursen ebenfalls zurück.

Es erreichte mit 37,6 Billionen Dollar  ein Minus von 10% – mit entsprechend geringeren Gebühreneinnahmen. Da auch im Devisengeschäft mit dem schwächeren Dollar Rückgänge zu verbuchen waren – um rund 5% – blieben die Erträge im gesamten Konzern klar unter den Erwartungen und unter dem Niveau vor 12 Monaten zurück. Die Aktie der State Street reagierte auf die schwachen Zahlen und einen wenig konkreten Ausblick des Managements mit heftigen Verlusten. Im vorbörslichen Handel an der Wall Street brach der Kurs um rund 11% auf gut 70 Dollar ein. In Frankfurt büßte die Aktie im Nachmittagshandel ähnlich stark auf Kurse um 65,50 Euro ein und näherte sich damit dem Tief dieses Jahres von 64,80 Euro an.