Was haben US-Bankenpleiten mit dem DAX zu tun?

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Die beiden jüngsten Bankenpleiten in den USA haben zuletzt auch den DAX in den Abgrund gerissen. Von dem viele Anleger offenbar dachten, er wäre „kugelsicher“. Sonst hätten Sie diesen Index trotz mauer wirtschaftlicher Aussichten nicht im Rekordtempo zurück in die Nähe seiner Allzeithochs getrieben.

Was haben US-Bankenpleiten mit dem DAX zu tun?

Aber was haben solche US-Pleiten denn nun eigentlich mit dem DAX zu tun? Vordergründig betrachtet: gar nichts.

Die beiden Pleitebanken, die Silicon Valley Bank (SVB) und die First Republic Bank sind beides Regionalbanken aus den USA. Beide betrieben ein Nischengeschäft, waren stark im Silicon Valley engagiert, wo sie riskante junge Start-up- und Wachstumsunternehmen finanzierten. Soweit also keinerlei Verbindung zum DAX.

Lösen die Zentralbanken jetzt die nächste Bankenkrise aus?

Jetzt kommt jedoch das ABER: gerade diese zum großen Teil fremdfinanzierten Wachstumsunternehmen leiden besonders unter den gestiegenen Zinsen. Am Markt gibt es daher Befürchtungen, dass womöglich noch reihenweise Bankkredite platzen, die an solche Firmen vergeben wurden.

Die Zentralbanken haben den Finanzmärkten zuletzt massiv Liquidität entzogen. Jetzt bekommen die überwiegend kreditfinanzierten Sektoren große Probleme. Und mit ihnen die Banken, die dort engagiert sind.

Und jedoch noch einen weiteren Bereich, der die Märkte jetzt sorgt. Und dieser ist viel größer als der Bereich Risikokapital. Es handelt sich um die Anleihen, die jede Bank in ihrem Portfolio besitzt. Hier kam es in den vergangenen Monaten aufgrund der stark gestiegenen Zinsen zu massiven Kursverlusten.

Wann geht die Zeitbombe „Anleihenverluste“ hoch?

Diese Kursverluste sind zumindest in den USA noch nicht in den Bilanzen ersichtlich. Dort müssen Wertschwankungen erst dann veröffentlicht werden, wenn diese realisiert werden. Also in der Regel erst dann, wenn die Anleihen verkauft werden.

Hier könnte also eine tickende Zeitbombe, vielleicht sogar eine neue Bankenkrise auf die Börsen warten. Diese Befürchtung würde zumindest die massiven Kursverluste der letzten Tage erklären. Und dann würden auch deutsche Banken über ihre internationalen Verflechtungen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Der Markt scheint dieses Problem jedenfalls aktuell sehr ernst zu nehmen, denn zuletzt brachen auch die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank deutlich ein. Befürchtet wird offenbar ein Flächenbrand, bei dem die Probleme nicht auf einzelne, besonders zinssensitive Bereiche beschränkt bleiben, sondern zunehmend den ganzen Finanzsektor betreffen.

Ob es dazu kommt, ist aber völlig offen. Womöglich entpuppt sich der jüngste Minicrash als kurzlebige Übertreibung nach unten. Zumal die US-Einlagensicherung für alle Einlagen der betroffenen Banken bis zur Höhe der gesetzlichen Sicherungsgrenze von 250.000 USD haften wird. Allein diese Maßnahme dürfte den zwischenzeitlich befürchteten BankRun verhindern helfen.