Beispiel Bechtle: So funktionieren Wandelanleihen

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In der vergangenen Woche hat der im MDAX und TecDAX gelistete deutsche IT-Spezialist Bechtle die erfolgreiche Platzierung einer sogenannten Wandelschuldverschreibung (auch Wandelanleihe genannt) mit einem Volumen von 300 Mio. Euro bekannt gegeben.

Zu diesem Vorgang erreichte mich eine Leserfrage, was es damit auf sich hat und wie genau eine solche Wandelanleihe funktioniert. Daher blicken wir heute hier im Schlussgong im Detail auf dieses Thema.

Der Zinskupon ist niedriger als bei herkömmlichen Anleihen

Verglichen mit herkömmlichen Anleihen ist der Zinskupon bei Wandelanleihen in der Regel niedriger (Bechtle bietet im aktuellen Fall zum Beispiel 2% Zinsen pro Jahr). Es gibt jedoch einen Punkt, der die scheinbar niedrige Rendite wieder wettmacht. Typisch für Wandelanleihen ist nämlich das sogenannte Wandlungsrecht.

Das heißt: Sie können gegen Ende der Laufzeit wählen: Wollen Sie lieber Ihr Geld zurück, sprich den gezahlten Nominalwert? Oder soll der Emittent Ihnen stattdessen seine Aktien geben, und das in einer Anzahl, die von vornherein feststeht?

Umtauschverhältnis und Wandlungspreis im Fokus

Entscheidend bei Wandelanleihen sind der Wandlungspreis und das Umtauschverhältnis. Das Umtauschverhältnis sagt Ihnen, wie viele Aktien Sie für Ihre Wandelanleihe bekommen, der Wandlungspreis, ab wann sich diese Wahl lohnt. Bei Bechtle liegt der anfängliche Wandlungspreis bei rund 54,99 Euro.

Hier ein vereinfachtes Rechenbeispiel: Sie besitzen Wandelanleihen der Mustermann AG, deren Nominalwert bei 1.000 Euro liegt. Am Laufzeitende können Sie wählen, ob Sie lieber den Nominalwert oder die Aktien wollen. 20 Aktien sollen Sie bekommen, falls Sie sich für die zweite Möglichkeit entscheiden. Das heißt: Die Auszahlung in Aktien lohnt sich für Sie, sobald die Aktien mehr als 50 Euro wert sind.

Wie wirkt sich das Wahlrecht in der Praxis aus? Ganz einfach: Sie haben damit ein indirektes Aktieninvestment, bei dem größere Abstürze praktisch ausgeschlossen sind. Wenn der Aktienkurs steigt, wählen Sie einfach die Auszahlung in Aktien. Bleibt er dagegen unter Ihren Erwartungen, lassen Sie sich den Nominalbetrag der Anleihe auszahlen. Das Restrisiko: Das Unternehmen hat am Ende der Laufzeit kein Geld mehr für die Rückzahlung.

Der Kursverlauf ist ähnlich wie bei der Aktie – nur weniger steil

Eine Wandelanleihe ist also eine Art verkapptes Aktieninvestment mit Sicherheitsnetz. Das hat Auswirkungen auf den Kurs. Der verläuft so ähnlich wie der Kurs der zugrunde liegenden Aktie, allerdings nicht so steil. Üblicherweise macht der Chart Kurssteigerungen zu etwa zwei Dritteln mit, Kursstürze dagegen werden nur zu einem Drittel nachvollzogen.

Wandelanleihen sind somit ideal, wenn Ihnen eine Aktiengesellschaft zwar sehr attraktiv erscheint, Sie aber Angst vor Verlustrisiken haben. Sie werden allerdings schnell merken: Wandelanleihen gibt es oft nur in sehr großer Stückelungen. 50.000 Euro oder 100.000 Euro (wie im Fall von Bechtle) sind oft die Mindestbeträge, die ein Investor für den Kauf eines einzelnen Papiers aufbringen muss.

Das schränkt die Eignung dieser Investments für Privatanleger leider sehr stark ein. Es gibt aber eine Lösung für dieses Problem: Wandelanleihen-Fonds. Mit diesen können Sie mit niedrigeren Beträgen breit gestreut in Wandelanleihen investieren. (Redaktionsschluss: 05.12.2023 um 17:50 Uhr)