Verbio Aktie – Crash nach politischer Ansage

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Viele Anleger sind richtig sauer auf Umweltministerin Lemke und Entwicklungsministerin Schulze. Deren Forderung, die Produktion von Biosprit aus Getreide und Pflanzenöl zu verbieten, schickte den Kurs der Verbio Aktie ins Nirwana. Zeit zum Zugreifen?

Nahrungsmittelknappheit wegen Ukraine Kriegs?

Die Ukraine zählt zu den weltweit wichtigsten Produzenten von Getreide. Wegen des Kriegs kann ein Großteil der Ernte nicht exportiert werden. Die Befürchtungen internationaler Organisationen, dass daraus insbesondere in den ärmeren und unterentwickelten Ländern alsbald erhebliche Probleme resultieren werden, ist durchaus berechtigt.

Nicht von der Hand zu weisen ist durchaus die Kritik von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) an der Produktion von Biosprit aus Getreide und Pflanzenölen. Das müsste verboten werden, so die Forderung der beiden Politikerinnen.

Zwar haben nach einem alten Bonmot „politische Börsen kurze Beine“. Doch Investoren schickten die Aktie von Verbio – das Unternehmen produziert Biosprit – vorsichthalber dennoch in den Keller. Schließlich kann man nie wissen. Die Papiere verloren gleichsam in minutenschnelle sage und schreibe die Hälfte ihres Wertes.

Verbio mit Rekord

Alle Achtung, der Biosprit-Hersteller steuert auf ein Rekordjahr zu. Denn Verbio meldete nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres Zahlen mit Goldrand. So stiegen die Umsatzerlöse um sage und schreibe 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,24 Milliarden Euro. Noch drastischer der Gewinnzuwachs vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 179 Prozent auf 315 Millionen Euro. Vor wenigen Wochen hatte der Vorstand des im SDax notierten Konzerns die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Danach wird das Ebitda bei rund 340 Millionen Euro liegen. Das Unternehmen bestätigte nun einmal mehr diese Einschätzung.

Verbio kontert mit Argumenten

Zeitgleich mit Vorlage der Geschäftszahlen nannte das Unternehmen als Replik auf die Anwürfe der beiden Ministerinnen Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind. So sei Verbio ein Entsorgungsunternehmen für minderwertige Getreidequalitäten. Schon aus reinen Kostengründen würde man keine Brotgetreide verwenden. Es bleibt abzuwarten, ob dies Anleger überzeugt.

Seit Jahresbeginn 2022 dürfen – so die gesetzliche Vorgabe – nur 4 Prozent des gesamten Biokraftstoffes aus Nahrungsmittelrohstoffen gewonnen werden. EU‑weit liegt die Grenze bei 7 Prozent. Die beiden Politikerinnen fordern, dass die Quote auf 0 Prozent gesenkt wird. Ob sie mit ihrer Forderung durchkommen, scheint aus heutiger Sicht zweifelhaft, da nicht alle Parteien dies für sinnvoll halten.

Gleichwohl ist eine Null-Quote politisch durchaus möglich. Wäre dies ein Tiefschlag für Verbio und sein Geschäftsmodell? Nach Unternehmensangaben nicht. Zitat aus der Pressemitteilung zu den Quartalszahlen: „Eine Absenkung der Quote für Biokraftstoffe aus Nahrungsmittelrohstoffen in Deutschland hat keinerlei Auswirkungen auf die kurz-, mittel- und langfristige Profitabilität von Verbio. Ganz im Gegenteil würde Verbio von einer noch stärkeren Nachfrage nach fortschrittlichen Biokraftstoffen zusätzlich profitieren.“

Es ist und bleibt also spannend. Für das Unternehmen selbst und für die Investoren, da die Verbio Aktie ihren Kurssturz noch lange nicht gut gemacht hat.

Ist die Verbio Aktie jetzt ein Kauf?

Wie ein Stein fiel die Verbio Aktie nach der politischen Attacke – von rund gut 80 Euro auf knapp 33 Euro. Einen Teil dieses mehr als 50prozentigen Verlustes haben die Papiere mittlerweile wieder aufgeholt und notieren momentan knapp unter 54 Euro. Da ist immer noch, so scheint es jedenfalls, ordentlich Luft nach oben.

Gut zu wissen: In den vergangenen zwölf Monaten legte die Aktie knapp 60 Prozent zu, in den vergangenen drei Jahren und 570 Prozent und in den letzten zehn Jahren nahezu 2.000 Prozent.

Doch bekanntlich ist nichts so alt wie die Tageszeitung von gestern. Um die Zukunft geht’s bei Investoren. Auch hier. Und vor allem um die Risiken, die von politischer Seite aus drohen. Deshalb: Verbio scheint ein grundsolides Unternehmen in einem Zukunftsmarkt. Die Einlassungen des Vorstands, wonach sich in den nächsten Jahren – auch wenn weitere Politikerinnen querschießen – nichts ändern wird, scheinen glaubwürdig. Risikobereite Investoren, die zumindest an eine Kurserholung glauben, greifen jetzt beherzt zu.