Banken profitieren von steigenden Zinsen

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Häuslebauer ächzen, Kredite für Unternehmen und Verbraucher werden teurer: Westliche Notenbanken wie die Federal Reserve, die Bank of England und auch die Europäische Zentralbank haben sich in den vergangenen Monaten von ihrer ultralockeren Geldpolitik verabschiedet und der rund zehnjährigen Nullzinsphase ein Ende bereitet.

Notenbanken auf Zinserhöhungskurs

In mehreren beherzten Zinsschritten wurden die Leitzinsen seither angehoben, zum ersten Mal seit der Finanzkrise um 2010. Damals hatten die Notenbanker die Märkte mit billigem Geld geflutet, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ein Großteil des Geldes landete an den Finanzmärkten, bei Aktien ging es jahrelang steil bergauf.

Die Pandemie versetzte der Entwicklung einen ersten herben Dämpfer. Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im vergangenen Februar zerplatzte dann auch die zarte Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung 2022. Stattdessen kam es jetzt erst richtig dicke.

Banken verdienen wieder an Zinseinnahmen

Vor allem eine außer Kontrolle geratene Inflation, die in zahlreichen Euro-Ländern zu zweistelligen Teuerungsraten führte, beherrscht in diesem Jahr das Geschehen. Doch es gibt auch Profiteure der Entwicklung und der steigenden Zinsen: die Banken, die nun tatsächlich über Zinsen wieder nennenswerte Einnahmen generieren.

Einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge sind die Banken weltweit in diesem Jahr so profitabel wie zuletzt 2007 – also vor dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers, die die verheerende Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise der Folgejahre maßgeblich angestoßen hatte.

McKinsey: Banken profitabel wie zuletzt vor Finanzkrise

McKinsey verweist in seiner Analyse unter anderem auf die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Banken, die den Berechnungen zufolge bei rund 12 Prozent liegen soll. Europäische Banken bleiben im weltweiten Ranking zwar deutlich hinter den Geldhäusern aus den USA oder Fernost zurück, doch auch hier besserte sich die Lage deutlich – nicht zuletzt wegen der wieder steigenden Zinsen.

Allerdings warnen die Experten auch vor den Risiken des konjunkturellen Umfelds. So gilt eine Rezession im kommenden Jahr als unausweichlich – wie heftig diese aber ausfallen und wie lange sie andauern wird, hängt von vielen Faktoren ab, die aktuell nicht seriös vorhersagbar sind. Dementsprechend herausfordernd gestaltet sich die Lage auch für die Banken, deren Eigenkapitalrendite bis zur Mitte der Dekade auf 6 bis 7 Prozent zurückgehen könnte, so die Einschätzung von McKinsey.

Tiefgreifende Umbaumaßnahmen bei mehreren Großbanken

Es gelte daher, den Fokus auf die langfristige Entwicklung zu richten und sich bestmöglich zu wappnen, um weiterhin profitabel zu bleiben. In den vergangenen Jahren hatten unter anderem die Deutsche Bank und auch die Commerzbank umfassende Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen vorgenommen, aktuell steht die Credit Suisse mit ähnlichen Maßnahmen regelmäßig in den Schlagzeilen.

Zumindest die Deutsche Bank hat das Schlimmste offenbar hinter sich: Nach mehreren Verlustjahren kämpfte sich das Geldhaus zurück in die Gewinnzone und verbuchte für das zurückliegende 3. Quartal einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro. Damit konnte das Ergebnis des Vorjahreszeitraums mehr als verfünffacht werden und die Erwartungen der Analysten klar übertroffen, die im Schnitt von lediglich 835 Millionen Euro Gewinn ausgegangen waren.

Die Aktie der Deutschen Bank liegt seit Jahresbeginn knapp 12 Prozent im Minus und war zuletzt für rund 10 Euro zu haben.