US-Solarindustrie: Warum diese Aktie Bidens Liebling ist!

Inhaltsverzeichnis

Die letzten Wochen haben für die einst so strauchelnde US-Solarindustrie endlich Grund zum Feiern geboten. Allen voran: für First Solar. Wie Sie im Chart sehen können, hat der größte US-Hersteller von Solarmodulen an der Börse zuletzt eine satte Aufwertung erfahren (Stand: 06.06.2024, 11:00 Uhr, Börse Stuttgart):

Ein Bild, das Screenshot, Grafiksoftware, Multimedia-Software, Text enthält.Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: www.aktienscreener.com

KI-Boost für First-Solar-Aktie

Es waren vor allem zwei Gründe, die die Aktie nach oben schießen ließen. Erstens: die Wachstumsfantasie auch bezüglich des KI-Booms. Vor einigen Tagen hatten renommierte Analysten auf den künftigen Strombedarf von Rechenzentren hingewiesen und diesen in Zusammenhang mit First Solar gebracht.

Demnach wird die Nachfrage nach Solarmodulen des Unternehmens massiv ansteigen, da diese verstärkt für die nachhaltige Stromerzeugung der Data Center gebraucht werden. Rechenzentren, vor allem die Hochleistungsbetriebe, in denen KI-Systeme rund um die Uhr trainiert werden, brauchen enorme Mengen an Energie. Ein Begleiteffekt des KI-Booms also, von dem First Solar profitieren wird.

Solarmodule: Washington geht gegen China-Dumping vor

Heute wollen wir uns aber vor allem auf den zweiten Faktor der First-Solar-Rallye konzentrieren: die Unterstützung durch die Politik. Schon vor einigen Wochen hatte das Weiße Haus Einfuhrzölle für chinesische Produkte erhöht. Neben Elektroautos, Halbleitern, Hafenkränen und verschiedenen Medizinwaren sind davon auch bestimmte Solarzellen betroffen.

Hintergrund: Ähnlich wie in Deutschland und Europa haben die Chinesen auch die USA in den letzten Jahren mit billigen Solarkomponenten geflutet und damit die US-Hersteller unter Druck gesetzt. Gegen diese Dumping-Strategie geht Washington nun mit aller Härte vor. Profiteure sind heimische Player wie First Solar.

Das Unternehmen mit Sitz in Arizona produziert seine innovativen und höchst effizienten Dünnschichtsolarmodule neben Indien, Vietnam und Malaysia hauptsächlich in den USA. Derzeit hat das Unternehmen auf dem Heimatmarkt drei Produktionsstätten in Betrieb. Im kommenden Jahr soll eine weitere Fabrik hinzukommen und 2026 eine fünfte. Nach deren Inbetriebnahme wird First Solar in den USA 14 Gigawatt an Produktionskapazitäten im Portfolio haben und damit seine Stellung als größer PV-Hersteller der USA und größter außerhalb Chinas weiter festigen. First Solar wird eine Schlüsselrolle spielen, um die USA auch in Sachen Solarkomponenten unabhängiger von China zu machen – eine politische Agenda, die im Grunde von beiden großen US-Parteien forciert wird.

First Solar und Qcells sind jetzt offizielle Partner der US-Regierung

Entsprechend darf sich der Konzern auf üppige staatliche Rückendeckung einstellen. Das fängt bei der Subventionierung neuer Modulfabriken in den USA an und geht bis hin zur öffentlichen Beauftragung etwa zur Ausstattung von Regierungsgebäuden mit PV-Technik. Kürzlich hat First Solar in dieser Sache nun einen wichtigen Ritterschlag erhalten, gemeinsam mit dem südkoreanischen Konzern Qcells, der ebenfalls Produktionsstätten in den USA betreibt.

Demnach sind First Solar und Qcells die ersten Unternehmen, die zu sogenannten Green-Label-Panel-Partnern der US-Regierung ernannt wurden. Im Mittelpunkt steht der EPEAT-Standard. Das Akronym steht für Electronic Product Environmental Assessment Tool und ist eine von der NGO „Green Electronics Council“ ins Leben gerufene Zertifizierungsmethode für nachhaltig hergestellte Elektronikprodukte. Um dieses Label zu erhalten, müssen die Hersteller für ihre Produkte bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu zählen unter anderem:

  • effizienter Strom- und Wasserverbrauch
  • leicht recycelbar und leicht reparierbar
  • Materialtransparenz
  • Minimierung der Umweltauswirkungen
  • sowie verantwortungsvolle Arbeits- und Sicherheitsbedingungen für die Belegschaft

FAR aktiviert: Staatsaufträge für PV-Ausbau auf Bundesgebäuden

First Solar jedenfalls verfügt bereits seit 2020 über Produkte mit EPEAT-Label. So wurden die PV-Module der Series 6 und Series 7 TR1 als sehr klimaschonend ausgezeichnet (EPEAT Climate+), da deren CO2-Fußabdruck offenbar besonders niedrig ist.

Der Clou: Diese Zertifizierungen sind ausschlaggebend, um Aufträge der US-Bundesregierung im Rahmen des FAR-Regelwerks zu erhalten. Die Federal Acquisition Regulation umfasst die staatliche Beschaffung von Dienstleistungen und Gütern. Doch damit FAR aktiviert werden kann, müssen aus Wettbewerbsgründen mindestens zwei Hersteller drei Produkte mit EPEAT-Label vorweisen. Anfang Juni haben nun Produkte von Qcells ebenfalls eine EPEAT-Zertifizierung erhalten. Somit sind die Bedingungen jetzt gegeben, dass die Regierung das Beschaffungsprogramm via FAR starten kann.

Gigantischer Wachstumsmarkt für First Solar und Qcells

Das heißt: First Solar und Qcells sind ab sofort die bevorzugten Lieferanten für Bundesprojekte. US-Präsident Joe Biden hatte unlängst das Ziel herausgegeben, bereits bis 2032 eine CO2-Reduktion von Gebäuden im Bundesbesitz (z.B. Behörden und Ministerien) von 50 % zu erreichen. Bis 2045 steht die Klimaneutralität auf der Agenda. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Gebäude des Bundes unter anderem mit Solarpanelen ausgestattet werden. First Solar und Qcells winken also staatliche Großaufträge. Beobachter erwarten hier einen gigantischen Wachstumsmarkt für die Hersteller.

Erst Anfang 2024 hatte die Regierung angekündigt, auf dem Pentagon in Virginia Solartechnik installieren zu lassen. Zudem sollen zunächst weitere 30 Bundeseinrichtungen PV-Anlagen erhalten – im Gesamtwert von mehr als 100 Millionen USD. US-Energieministerin Jennifer M. Granholm hatte im Januar betont, dass die Bundesregierung der größte Energieverbraucher des Landes sei. Es kommt also viel Arbeit auf First Solar und Qcells zu.

Mein Fazit für Sie

Das Umfeld für First Solar hat sich in den letzten Wochen deutlich aufgehellt. Nicht nur konnte sich die Aktie an den KI-Hype dranhängen, sie bietet auch eine wichtige strategische Komponente mit Blick auf die protektionistische Strategie der US-Regierung.

Klar: Künftig dürfen sich laut FAR-Regelwerk auch andere Hersteller für die Staatsaufträge qualifizieren. First Solar aber steht gemeinsam mit Qcells nun an vorderster Front und wird auch dank seiner technologischen Expertise wohl überproportional profitieren. Die Aktie ist meiner Meinung nach trotz der Kursschübe im Mai immer noch einen Blick wert.