Paramount Global – Kino Flop, Streaming Top

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Eine durchwachsene Quartalsbilanz präsentiert die New Yorker Mediengruppe Paramount Global. Während die Kinosparte gegenüber dem Vorjahr deutlich abfällt und die TV-Werbung weiterhin kriselt, macht das Streaminggeschäft Fortschritte auf dem Weg zur Profitabilität. Die Aktionäre honorieren das.

TV-Werbung schwächelt trotz hoher Quoten

Im am 30. Juni 2023 beendeten zweiten Quartal (Q2) des Geschäftsjahres 2023 musste Paramount gegenüber dem Vorjahresquartal einen leichten Umsatzrückgang von 2,1 Prozent auf 7,62 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Analysten hatten mit einem noch etwas niedrigeren Wert von im Schnitt 7,44 Milliarden Dollar gerechnet.

Der Umsatz im Bereich TV Media blieb mit einem Minus von 1,9 Prozent auf 5,16 Milliarden Dollar einigermaßen stabil, ohne das schwächelnde Werbegeschäft wäre es noch deutlich besser gelaufen. Denn CBS wurde zum 15. Mal nacheinander der meistgesehene US-Network-Sender und produzierte acht der zehn erfolgreichsten Sendungen der Saison.

Dennoch ging der Werbeumsatz im Vorjahresvergleich um 10,5 Prozent auf 1,95 Milliarden Dollar zurück und überkompensierte damit das Umsatzplus von 17,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar im Bereich Licensing and other. In der Kategorie Affiliate and subscription sank der Umsatz um 2,3 Prozent auf 2,01 Milliarden Dollar.

Hohes Wachstum im Streaminggeschäft

Derweil verbesserte sich das Segment Direct-to-Consumer um 39,6 Prozent auf 1,67 Milliarden Dollar. Dabei konnte die Anzahl der Abonnenten des zentralen Streamingdienstes Paramount+ um etwa 0,7 Millionen auf rund 61 Millionen erhöht werden. Für das zweite Halbjahr erwartet das Paramount-Management einen noch stärkeren Zuwachs, obwohl im dritten Quartal als Folge der Restrukturierung eines Bundle-Angebots in Lateinamerika etwas mehr als 1 Millionen Abonnenten verloren gehen werden. Der Umsatz aus den Abozahlungen stieg um 47,5 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar, jener aus Werbung um 21,5 Prozent auf 441 Millionen Dollar.

Kino-Sommerhoffnungen enttäuschen

Das Umsatzminus von Paramount Global geht größtenteils aufs Konto des Segments Filmed Entertainment und hängt mit der außerordentlich starken Vergleichsbasis im Vorjahr zusammen. Denn während Paramount den Kinosommer 2022 mit dem weltweit fast 1,5 Milliarden Dollar einspielenden Actionfilm „Top Gun: Maverick” dominiert hatte, blieben große Sommererfolge im Jahr 2023 aus.

Die im Juni gestartete Quartalshoffnung „Transformers: Aufstieg der Bestien” enttäuschte an den Kinokassen mit einem globalen Einspielergebnis von gut 430 Millionen Dollar, auch der (am 31. März und damit offiziell noch in Q1 angelaufene) Fantasyfilm „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben” und der in Q3 fallende Actionthriller „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins” blieben hinter den kommerziellen Erwartungen zurück.

Dementsprechend rauschte der Umsatz in dieser Sparte um 39,0 Prozent in die Tiefe auf nur noch 831 Millionen Dollar, bei den Kinoauswertungen allein sogar um 69,8 Prozent auf 231 Millionen Dollar.

Operativer Gewinn bricht ein

Angesichts der Kino- und Werbeschwäche brach der bereinigte operative Gewinn (OIBDA) von Paramount um 37,1 Prozent auf 606 Millionen Dollar ein. Der bereinigte verwässerte Gewinn je Aktie aus fortgeführten Operationen rauschte zwar von 0,64 auf 0,10 Dollar in die Tiefe, übertraf damit jedoch die Erwartungen der Experten, die im Schnitt ein Nullergebnis erwartet hatten.

Gewinntreiber bleibt trotz eines Rückgangs beim bereinigten OIBDA um 13,5 Prozent auf 1,19 Milliarden Dollar das Segment TV Media. Der Bereich Filmed Entertainment konnte mit einem Wert von 5 Millionen Dollar (Vorjahr: 181 Millionen Dollar) gerade noch das Abrutschen in die roten Zahlen vermeiden. In denen befindet sich weiterhin die Direct-to-Consumer-Sparte, die aber die operativen Verluste zum Vorjahresquartal um 4,7 Prozent auf 424 Millionen Dollar eingrenzen konnte.

Verkauf von Simon & Schuster, Aktie steigt

Einen konkreten Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr 2023 gab das Management von Paramount nicht, verkündete aber den Verkauf des Verlags Simon & Schuster für 1,62 Milliarden Dollar an den Finanzinvestor KKR – vorbehaltlich der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden. Paramount will sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren und hatte deshalb schon länger nach einem Käufer gesucht. Die Erlöse sollen in erster Linie zum Schuldenabbau verwendet werden.

Von den aktuellen Autoren- und Schauspielerstreiks in Hollywood erwartet das Management vorerst keine größeren Auswirkungen und setzt auf seine umfangreichen Sportrechte sowie außeramerikanische Produktionen – so befänden sich aktuell mehr als 85 internationale Paramount+-Originale in Produktion oder im Planungsstadium. Die Anleger sind von den Streaming-Fortschritten und dem Verkauf von Simon & Schuster recht angetan und schicken die Paramount Global-Aktie im deutschen Mittagshandel um knapp 3 Prozent ins Plus auf etwas unter 15 Euro.