Ericsson – Apple-Deal verhindert Schlimmeres

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Aktionäre des schwedischen Netzwerkausrüsters Ericsson kennen das Bild inzwischen. Neue Quartalszahlen werden veröffentlicht, und der Aktienkurs stürzt ab. So lief es 2022, und so geht es 2023 weiter, diesmal enttäuschen vor allem die Gewinnzahlen.

Organisches Wachstum stagniert

Seit Februar 2022 hat die Ericsson-Aktie die Hälfte ihres Werts verloren, und vorerst scheint keine Trendumkehr in Sicht. Dabei wurden zumindest beim Umsatz die durchschnittlichen Erwartungen der Branchenanalysten sogar leicht übertroffen. Dieser stieg im am 31. Dezember 2022 beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022 gegenüber dem Vorjahr auch wegen einer neuen, langjährigen Lizenzvereinbarung mit Apple um 21 Prozent auf 86 Milliarden Schwedische Kronen (SEK). Umgerechnet entspricht das etwa 7,7 Milliarden Euro.

Das organische, u.a. um Währungseffekte bereinigte Wachstum betrug jedoch lediglich 1 Prozent. Im Gesamtjahr verbesserte Ericsson den Umsatz um 17 Prozent (organisch 3 Prozent) auf 271,5 Milliarden SEK.

Am besten lief es beim Umsatz im Geschäftsjahr 2022 im kleinen Unternehmensbereich Enterprise, bei dem ein kräftiges Wachstum von 147 Prozent (organisch 16 Prozent) auf 15,4 Milliarden SEK gelang. Ein Plus von 15 Prozent (organisch 4 Prozent) auf 193,5 Milliarden SEK verzeichnete die wichtigste Sparte Networks. Für das Segment Cloud Software and Services ging es um 8 Prozent nach oben auf 60,5 Milliarden SEK.

Nordamerika bleibt wichtigster Markt

Regional betrachtet wuchs Ericsson im Geschäftsjahr 2022 am stärksten in Nordamerika mit einem Umsatzplus von 23 Prozent (organisch 5 Prozent) auf 95,4 Milliarden SEK, wobei es im vierten Quartal aber deutlich schwächer lief als zuvor. In der Region Südostasien, Ozeanien und Indien stieg der Umsatz im Gesamtjahr um 14 Prozent (organisch 7 Prozent) auf 33 Milliarden SEK.

Ordentlich lief es auch in den Regionen Europa und Lateinamerika (plus 11 Prozent) und Mittlerer Osten und Afrika (plus 9 Prozent). Ein Minus von 8 Prozent auf 26,7 Milliarden SEK verbuchte hingegen Nordostasien.

Wahrscheinliche Strafzahlung belastet Gewinn

Das Geschäftsjahr 2022 wurde auch geprägt von einer Rückstellung in Höhe von 2,3 Milliarden SEK für eine mögliche Strafzahlung an das US-amerikanische Justizministerium im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre aus dem Jahr 2019. Dies belastet den operativen Gewinn (EBITA), der im Abschlussquartal im Vorjahresvergleich um 26 Prozent auf 9 Milliarden SEK sank. Die EBITA-Marge ging deutlich von 17,2 auf 10,5 Prozent zurück, und das Nettoeinkommen reduzierte sich um 39 Prozent auf 6,2 Milliarden SEK.

Der verwässerte Gewinn je Aktie sank von 3,02 auf 1,82 SEK und verfehlte damit klar die Erwartungen der Experten, die im Schnitt mit 2,24 SEK gerechnet hatten. Im Gesamtjahr fiel das EBITA um 13 Prozent auf 29,1 Milliarden SEK und die EBIT-Marge von 14,3 auf 10,7 Prozent. Der verwässerte Gewinn je Aktie betrug 5,62 SEK nach 6,81 SEK ein Jahr zuvor. Auch hier lag man klar unter dem von Branchenanalysten vorhergesagten Wert von 6,16 SEK.

Auf einen konkreten Ausblick verzichtet Unternehmenschef Börje Ekholm, er blickt aber langfristig, auch wegen des Apple-Deals, optimistisch in die Zukunft. Kurzfristig wird hingegen ein schwieriger Start ins Geschäftsjahr 2023 erwartet, in dem das EBITA im ersten Quartal etwas niedriger als ein Jahr zuvor ausfallen dürfte. Die Ericsson-Aktie stürzte nach Bekanntgabe der enttäuschenden Bilanzzahlen zunächst um bis zu 9 Prozent ab, hat sich bis zum Mittag aber wieder etwas erholt.