Lufthansa – am Himmel ist die Hölle los

Lufthansa – am Himmel ist die Hölle los
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Im Luftverkehr herrscht Chaos, nicht nur in Deutschland, aber hier besonders. Das macht der Lufthansa und ihren Töchtern schwer zu schaffen. Die Kranich-Aktie saust denn auch nach dem Höhenflug vom Frühjahr in neue Turbulenzen.

Berg an Problemen

Flüge fallen ganz aus oder haben ewig lange Flugverspätungen,  Passagiere protestieren und rebellieren, und Beschäftigte fühlen sich der Dauerbelastung nicht mehr gewachsen. In Anlehnung an eine deutsche Filmsatire von 1984  dürfte so mancher Lufthansa-Kunde und -Aktionär stöhnen: „Am Himmel ist die Hölle los“.

Personalmangel, zu wenig Flugzeuge, Probleme bei der Flugsicherung, Luftraum-Beschränkungen und fehlende Ersatzteile machte Lufthansa-Chef Carsten Spohr  als Hauptübel aus, die sich „kurzfristig kaum verbessern“ werden. Und er entschuldigte sich in einem Schreiben an die Passagiere für die Unannehmlichkeiten.

Stress zur Unzeit

Das Chaos am Himmel kommt für die Lufthansa in einer extrem ungünstigen Phase. Die Passagierzahlen nehmen nach den Corona-Beschränkungen stark zu, Spohr spricht von fast 90 %  des Aufkommens vor der Pandemie. Und da sieht er das Hauptproblem für die Luftfahrt insgesamt und Europas größten Flugkonzern im Besonderen.

Das komplexe Luftverkehrssystem müsse von fast null auf nahezu Normalmaß hochgefahren werden. Und das klappt auch wegen des starken Personalabbaus nicht. Per Ende März 2022 beschäftigte die Lufthansa mit 104 000  über 7000 Mitarbeiter weniger als ein Jahr zuvor. Spohr gab denn auch zu, dass „an der ein oder anderen Stelle“ übertrieben stark gespart worden war. Die Folge sind Streichungen von Tausenden von geplanten Flügen.

Gute Fortschritte beim Schuldenabbau

Als Grund für die Sparwut nennt  Spohr die 10 Milliarden Euro Verlust, die der Konzern in der Pandemie aufgehäuft hat. Im ersten Quartal hatten die Einsparungen und das wieder anlaufende Passagiergeschäft für recht gute Zahlen gesorgt. Die Umsätze haben sich im traditionell schwächsten Quartal auf 5,4 Milliarden Euro mehr als verdoppelt, das Ergebnis je Aktie war zwar mit minus 49 Cents noch tiefrot, aber im Vergleich zu den minus 1,75 Euro ein Jahr zuvor eine massive Verbesserung.

Und der Schuldenberg konnte von 10,9 Milliarden Euro auf 8,3 Milliarden abgebaut werden. Der Rest des Jahres versprach noch viel besser zu werden – mit einem von der Lufthansa erwarteten Rekordsommer bei Urlaubsreisen.  Ob es angesichts der Flugstreichungen und des Unmuts vieler Passagiere dazu kommen wird, hängt auch davon ab, ob es gelingt, die Engpässe wenigstens einigermaßen zu beseitigen.

Dazu beitragen sollen neben mehr Fluggerät wie der Reaktivierung des Airbus A 380  vor allem ausländische Hilfskräfte an den Flughäfen. Sie anzuheuern hat die Regierung erleichtert. Dass die Kosten dadurch kräftig klettern werden ist klar.

ver.di fordert 9,5 % mehr Lohn und Gehalt

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Tarifverhandlungen für 20.000 Lufthansa-Beschäftigte. Die Gewerkschaft ver.di fordert  9,5 % mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro. In der jetzigen Situation kann sich die Lufthansa einen Streik noch weniger leisten als sonst – das spricht dafür, dass ver.di einen kostspieligen Tarifabschluss aushandeln kann. Für die Kranich-Aktie sind das keine guten Aussichten.

Der Kurs hat zwar mit 19 % Verlust auf 5,66 Euro innerhalb eines Monats einiges von den tatsächlichen und möglichen Belastungen eingepreist – aber angesichts der unsicheren Lage halten sich die Analysten mit Prognosen stark zurück. Nur die Deutsche Bank hat im Juni eine Studie veröffentlich und das Kursziel von 8 Euro auf 7,50 Euro gesenkt. Das ist gut 30 % über dem aktuellen Kurs.