Lufthansa Aktie startet mit Auftrieb ins neue Jahr
Gerade noch auf Erholungskurs, befindet sich die Lufthansa rund um den Jahreswechsel wieder in Turbulenzen. Satte 10 Prozent oder konkret 33.000 Flüge müssen aus dem aktuellen Winterflugplan gestrichen werden, wie der Konzern kurz vor Weihnachten mitteilte.
Hintergrund sind zum einen rückläufige Buchungen. Offenbar fürchten etliche Passagiere die neue Omikron-Variante, die schließlich in den ersten Tagen tatsächlich zu erneuten, teils massiven Reisebeschränkungen für einzelne Länder geführt hat. Das Risiko, auf eigene Kosten am anderen Ende der Welt festzustecken, wollen weniger Menschen eingehen.
Spekulationen um „sick out“ über Weihnachten
Zum anderen aber ist ein hoher Krankenstand bei den Piloten ein weiterer Grund für Flugausfälle. Allein über die Feiertage wurden etliche Verbindungen gestrichen, dies betraf überwiegend Ziele in den USA. Hier könnten die Passagiere am einfachsten auf andere Flüge umgebucht werden, so die Lufthansa.
Ob es sich bei den vielen Krankmeldungen um einen sogenannten “sick out” handelt, also einen unerlaubten, inoffiziellen Streik im Rahmen der anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Airline und Pilotengewerkschaften, bleibt offen. Auch die Frage, ob Infektionen mit der Omikron-Variante für die Personalausfälle verantwortlich sind, konnte die Lufthansa nicht beantworten, da sie über die konkreten Krankschreibungsgründe als Arbeitgeber nicht informiert wird.
Omikron-Quarantänevorschriften erschweren Personalplanung
Allerdings sorgt Omikron auch abseits von direkten Infektionen für Schwierigkeiten in der Personalplanung – denn je nach Strecke gelten für die Crews im Anschluss zum Teil strenge Quarantänevorschriften. Selbst wenn sie nicht erkrankt sind, fallen Crewmitglieder dann mitunter mehrere Tage aus.
Auch andere Airlines kämpfen zurzeit mit Personalmangel, insbesondere Piloten fehlen – was aber nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Fluggesellschaften selbst nach Ausbruch der Corona-Pandemie den Rotstift angesetzt und Personal entlassen, freigestellt oder in Frührente geschickt haben. Auch die Lufthansa hat mit einer Ausdünnung von Belegschaft und Flotte begonnen, unter anderem wurden inzwischen sämtliche Riesen-Jets des Typs A380 ausgemustert. Zudem wurden 1.000 Vollzeitstellen pandemiebedingt gestrichen.
Lufthansa hofft auf Erholung 2022
Grundsätzlich versucht der Lufthansa-Konzern, die teure Kernmarke schrumpfen zu lassen zugunsten der günstigeren Tochtergesellschaften. Auf diese Weise ließen sich die Personalkosten erheblich reduzieren. Der Lufthansa-Belegschaft gefällt das naturgemäß nicht. So hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihrerseits den bestehenden Tarifvertrag zum Sommer gekündigt. Ausgerechnet in der Hauptreisezeit könnten damit erneut Streiks auf die Lufthansa zukommen.
Insgesamt rechnet die Branche für 2022 mit einer weiteren Erholung ihres Geschäfts. Die Reiselust privater Touristen sei unverändert hoch, Nachholeffekte nach pandemiebedingtem Daheimbleiben könnten den Trend noch zusätzlich verstärken – und auch Businessreisende wünschen sich nicht selten, die Geschäftspartner in aller Welt mal wieder persönlich zu treffen.
Im vergangenen Jahr lief es – gerade aus Sicht der Lufthansa – nicht besonders gut. Verglichen mit dem Vorkrisenniveau von 2019 lag die Anzahl der Flüge rund 60 Prozent niedriger. Für 2022 hofft die Traditionsairline auf eine Auslastung von 70 Prozent der Vorkrisen-Kapazitäten.
Lufthansa Aktie startet fulminant ins neue Jahr
Gute Nachrichten gibt es unterdessen vom Börsenparkett: Die zu Beginn der Pandemie in den MDax abgestiegene Lufthansa Aktie legte am ersten Handelstag des Jahres bereits im frühen Handel kräftig zu um mehr als 7 Prozent. Hintergrund ist ein positiver Analystenkommentar der Citigroup: Dort wurde die Lufthansa Aktie nicht nur vom Verkaufskandidaten zur Kaufempfehlung um gleich zwei Stufen aufgewertet, sondern auch das Kursziel deutlich angehoben von 1,43 auf 7,50 Euro.
Im zurückliegenden Jahr hatte der Kurs um rund 20 Prozentpunkte nachgegeben. Für Anleger könnte dies nach Meinung einiger Analysten nun eine gute Gelegenheit zum Einstieg bieten. Am Montagmittag war die Lufthansa Aktie für 6,60 Euro zu haben.