Lufthansa Aktie: Bund bei Kapitalerhöhung an Bord?

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Die Lufthansa plant eine größere Kapitalerhöhung. Die Rede ist von einem Volumen von 3 Milliarden Euro. Den Bund bringt das in die Bredouille.

Steuergeld lockermachen oder Anteile verwässern?

Der Staat ist der Airline in der Pandemie zur Seite gesprungen und hat in großem Stil investiert. Unter anderem besteht eine stille Einlage in Höhe von 5,5 Milliarden Euro, der Bund ist mit 20 Prozent der Aktien außerdem derzeit größter Anteilseigner der Lufthansa.

Und genau darin liegt das Dilemma: Denn die Kapitalerhöhung würde entweder die staatlichen Anteile verwässern – oder die Regierung müsste erneut Steuergelder in die Hand nehmen, um sich an der Aktion zu beteiligen. Hierzu könnten Kaufrechte von 1 Milliarde Euro genutzt werden. Medienberichten zufolge prüft das Bundesfinanzministerium derzeit diesen Schritt. Sollte sich die Regierung dazu entschließen, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen, könnte das Experten zufolge positive Signale an den Rest der Börse aussenden.

Luftfahrtbranche auf Erholungskurs

Insgesamt befindet sich die Lufthansa in einer Phase des Auftriebs: Mit der fortschreitenden Impfkampagne und zunehmenden Lockerungen der bisherigen Reisebeschränkungen kann auch der Flugbetrieb allmählich wieder ausgeweitet werden. Für die Sommersaison stehen die Chancen auf Urlaubsreisen im Kurz- und Mittelstreckenbereich nicht schlecht, auch Fernreisen werden nach und nach wieder ins Programm genommen.

Zwar ist die Pandemie noch nicht beendet und es kann noch Jahre dauern, bis der Luftverkehr das Vorkrisenniveau erreicht hat. Doch die Signale sind zurzeit deutlich positiver als noch im vergangenen Jahr.

Experten rechnen mit weniger Geschäftsreisen

Für die Lufthansa könnte die Pandemie jedoch auch auf lange Sicht einschneidende Folgen haben: Mit dem Erfolg der Videokonferenzen, die in vielen Unternehmen internationale Geschäftsreisen erfolgreich haben ersetzen können, hat auch in zahlreichen Chefetagen ein Umdenken eingesetzt – immerhin lassen sich virtuelle Treffen wesentlich ressourcensparender und kostengünstiger umsetzen als die Beschäftigten rund um den Globus jetten zu lassen für ein zweistündiges Meeting beim Abendessen.

Beobachter sind sich einig, dass insbesondere Geschäftsreisen auch nach der Pandemie seltener bleiben dürften. Zwar werden sie nicht gänzlich verschwinden, doch das exzessive Vorkrisenniveau ist bis auf Weiteres nicht zu erwarten.

Lufthansa: Von der Business Class zum Ferienflieger?

Darauf hat man auch bei der Lufthansa reagiert – und den Flugplan stärker auf touristische Ziele umgestellt. Damit aber macht sich das Unternehmen selbst Konkurrenz, denn Urlaubsflieger bilden das Kerngeschäft der Tochtermarken Eurowings, Austrian und Swiss.

Doch bei der Lufthansa gibt man sich zukunftsgewandt – und offen für Veränderungen. Die zurzeit viel diskutierte Abschaffung von Inlands- oder Kurzstreckenflügen hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge bereits vorweggenommen und insbesondere Inlandsstrecken aus dem Flugplan gestrichen, bei denen es von Seiten der Bahn ein konkurrenzfähiges Angebot gibt. Lediglich als Zubringer für Langstreckenflüge, die von den Drehkreuzen Frankfurt und München aus starten, will man auch weiterhin daran festhalten.

Lufthansa offen für Mindestticketpreise

Zustimmung signalisierte die Airline zuletzt auch für die Idee eines Mindestticketpreises, warnte zugleich aber vor zusätzlichen steuerlichen Belastungen. Die Lufthansa als Premiummarke könnte von Mindestpreisen profitieren, weil diese die Konkurrenz potenziell schwächen würden. Dumpingpreise wären so auf Dauer nicht mehr möglich.

Bereits vor der Pandemie war die Lufthansa von zwei Seiten in Bedrängnis geraten: Im Tourismusgeschäft schnappten ihr die Billigflieger die Passagiere weg, im Premium- und Luxussegment waren vor allem Airlines aus dem arabischen Raum stark auf dem Vormarsch. Die Lufthansa war irgendwo dazwischen angesiedelt und musste um die Kundschaft kämpfen.

Lufthansa Aktie mit starkem Wochenplus

Umso reizvoller könnte sich der Post-Corona-Neustart für die Traditionsairline gestalten. Anleger zeigten sich zuletzt optimistisch: Binnen einer Woche konnte die Lufthansa Aktie um gut 8 Prozentpunkte zulegen, ehe zuletzt Gewinnmitnahmen die Kurse wieder etwas nach unten drückten.

Analysten indes raten mit großer Mehrheit zum Verkauf der Lufthansa Aktie, die zuletzt rund 11 Euro wert war. Gleich mehrere renommierte Experten rechnen mit einem Kurssturz auf 7 Euro oder noch weniger, darunter Analysten von UBS, Credit Suisse, Barclays oder auch der Berenberg Bank.

Condor gewinnt neuen Investor

Positive Nachrichten gibt es unterdessen vom Konkurrenten Condor: Der Ferienflieger – ein Überbleibsel aus dem in die Pleite gerutschten Tourismuskonzern Thomas Cook – hat mit Attestor einen neuen Investor gefunden, der 51 Prozent der Anteile übernehmen und frisches Kapital in die Modernisierung der Flotte stecken will. Die gut 4.000 Arbeitsplätze, die nach der umfassenden Sanierung im Schutzschirmverfahren noch verblieben sind, sollen demnach vollständig erhalten bleiben.

Bei Attestor handelt es sich um einen 2012 gegründeten deutschen Fonds, der eigenen Angaben zufolge ein Vermögen von rund 5,5 Milliarden Euro verwaltet. Knapp eine halbe Milliarde Euro an Eigenkapital will der Vermögensverwalter nun in die angeschlagene Airline stecken.