Lukrative Lufthansa-Rettung: Staat macht satten Gewinn

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Die Rettung der Lufthansa durch staatliche Mittel zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat sich für den Steuerzahler als Glücksfall erwiesen. Erst kürzlich hat der Bund seine letzten Anteile an der Airline veräußert – und damit satte Gewinne realisiert.

Bund hielt zeitweise ein Viertel der Anteile

Rückblick: Vor gut zwei Jahren stand die Lufthansa nach Jahren des Höhenrauschs plötzlich vor der Pleite. Die Pandemie hat voll durchgeschlagen, gerade die Tourismus- und Luftfahrtbranche war besonders hart getroffen von den vielfältigen Beschränkungen, die die meisten Länder weltweit erließen.

Um die Traditionsairline nicht in die Insolvenz abgleiten zu lassen, raffte sich die damalige Bundesregierung zu einem beherzten Eingreifen auf: Der Bund kaufte gut 25 Prozent der Lufthansa-Anteile und legte dafür 306 Millionen Euro auf den Tisch. Ergänzt wurde das Rettungspaket durch stille Einlagen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro.

Dreistelliger Millionengewinn für den Steuerzahler

Letztere hat die Lufthansa bereits seit längerem zurückgezahlt. Gestaffelt in mehrere Tranchen wurden die stillen Einlagen abgestottert. Nun ist der Bund auch in Sachen Aktien raus: Verkauft wurden die Anteile in mehreren Schritten für insgesamt mehr als 1 Milliarde Euro. Unterm Strich steht damit für den Steuerzahler ein Gewinn von 760 Millionen Euro.

Geld, das der Staatshaushalt gut gebrauchen kann – immerhin wird in Berlin dieser Tage ein Hilfspaket nach dem anderen geschnürt, diesmal geht es um die Unterstützung von Unternehmen der Energiebranche und die Entlastung von Verbrauchern mit Blick auf die extreme Inflationsentwicklung.

Lehren aus der Commerzbank-Rettung

Dass der Bund derart satte Gewinne aus der Rettungsaktion realisieren konnte, hängt auch mit Lehren aus der Commerzbank-Rettung vor rund 10 Jahren zusammen. Damals war die Regierung der zweitgrößten deutschen Bank zur Seite gesprungen, um das Geldhaus im Kontext der globalen Finanzkrise vor dem Kollaps zu bewahren. Zwar konnte auch die Commerzbank die stillen Einlagen rasch zurückzahlen. Doch einen Teil der Aktien hält der Bund bis heute – ein Verkauf wäre in diesem Fall ein Verlustgeschäft.

Deswegen hat man bei der Lufthansa gleich zu Beginn scharf verhandelt – und die Papiere 2020 zu einem Kurs von nur 2,56 Euro und damit weit unter Marktwert aufgekauft. Veräußert hingegen wurden die letzten Anteilsscheine nun zu einem Kurs von 6,11 Euro.

Großinvestor Kühne stockt Lufthansa-Anteile auf

Einen Teil der vormals staatlichen Anteile hat Investor Klaus-Michael Kühne erworben. Der Unternehmer war mit seiner Kühne Holding AG bereits vor einigen Monaten im großen Stil bei der Lufthansa eingestiegen und hatte gut 15 Prozent der Anteile erworben. Mit der neuerlichen Aufstockung hält die Holding nunmehr 17,5 Prozent an der Fluggesellschaft und ist damit der größte Aktionär der Lufthansa, deren Aktie im Zuge von Pandemie und staatlicher Rettung aus dem Dax in den MDax der mittelgroßen Werte abgestiegen ist.

Kühne blickt optimistisch auf die Lufthansa und ihre weitere Entwicklung. Tatsächlich hat sich die Branche in diesem Jahr erholt – und zwar deutlich schneller, als von den Vorständen erwartet. Obwohl sich bereits zu Beginn des Jahres eine hohe Nachfrage bei den Buchungen für die Sommersaison abzeichneten, wurden Airlines und Flughafenbetreiber in der Hauptreisezeit kalt erwischt vom Personalmangel, den sie während der beiden vorangegangenen Pandemiejahre selbst herbeigeführt hatten. Allein die Lufthansa dünnte die Belegschaft um fast ein Drittel aus, reduzierte die Zahl der Angestellten von rund 138.000 auf nur noch etwa 100.000.

Personalmangel und Warnstreiks: Tausende Flüge in Hauptreisesaison gestrichen

Weil auch an den Drehkreuzen in Frankfurt und München Sicherheitspersonal fehlte, wurden ausgerechnet rund um die Sommerferien tausende Flüge gestrichen. Hinzu kommen bei der Lufthansa auch immer wieder interne Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Beschäftigtengruppen: Erst organisierte ver.di einen Warnstreik des Bodenpersonals, dann folgte die Arbeitsniederlegung der Piloten während der Verhandlungen zwischen Lufthansa und Vereinigung Cockpit.

Während man sich mit den Piloten nach zähen Verhandlungen letztlich einigen konnte, stehen die Tarifgespräche mit dem Kabinenpersonal noch aus. Für den Herbst plant nun die Gewerkschaft Ufo eine neue Tarifrunde für ihre Mitglieder – neue Streiks nicht ausgeschlossen.

Kranich bleibt in Turbulenzen

Nach wie vor befindet sich die Lufthansa also in Turbulenzen, doch die steigende Nachfrage sorgt für zaghaften Optimismus. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die Reiselust für die kommenden Reiseperioden weiterentwickelt. Angesichts der extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten dürfte das Urlaubsbudget bei vielen Kunden deutlich knapper ausfallen als zuletzt. Zudem schlagen sich hohe Energiepreise auch in steigenden Kosten für die Airline selbst nieder, sodass auch die Tickets nicht günstiger, sondern wohl eher (noch) teurer werden.

Die Aktie der Kranich-Airline hat seit Jahresbeginn rund 15 Prozent an Wert verloren und notierte nach einem Kursrutsch um 3 Prozent am vergangenen Freitag zuletzt bei rund 5,70 Euro.

Analysten vorsichtig optimistisch – frische Zahlen Ende Oktober

Positiv reagiert hatten Analysten zuletzt Anfang August auf die Q2-Bilanz der Lufthansa, die besser ausfiel als erwartet und wieder einen operativen Gewinn ausweisen konnte. Damals hoben die Experten der Schweizer Großbank UBS sowie auch der Deutschen Bank ihre Kursziele für die Lufthansa Aktie an von 7,25 auf 7,80 Euro (UBS) beziehungsweise 7,50 auf 8,00 Euro (Deutsche Bank). Beide empfehlen, die Aktie zu halten.

Deutlich schwächer stufte erst am Freitag das US-Analysehaus Bernstein Research die Aussichten für die Lufthansa Aktie ein. Sie bestätigten ihre Verkaufsempfehlung sowie das Kursziel von 4,75 Euro und warnten vor zunehmender Konkurrenz durch Billigairlines wie Ryanair.

Das Zahlenwerk für das in wenigen Tagen zu Ende gehende 3. Quartal wird für den 27. Oktober erwartet.