ProSiebenSat.1 – Sorgenfalten wegen Werbeflaute

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Das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 aus Unterföhring bei München leidet unter der hohen Inflation und der zunehmenden Zurückhaltung der Kunden speziell aus dem Werbebereich. Sinkende Umsätze und ein operativer Gewinnrückgang sind die Folge.

Schwache Werbeerlöse sorgen für niedrigeren Umsatz

Bereits Ende Oktober hatte ProSiebenSat.1 vorläufige Quartalszahlen vorgelegt und die Prognose gekappt. Die offizielle Veröffentlichung bestätigt die vorläufigen Zahlen weitestgehend. Demnach musste der im MDAX notierte Konzern im Ende September abgeschlossenen dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022 bei den Umsatzerlösen im Vorjahresvergleich einen Einbruch um 12,7 Prozent auf 921 Millionen Euro verkraften. Organisch, also bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte, fiel der Rückgang mit 9 Prozent etwas niedriger aus.

Veräußerungen tragen zum Umsatzrückgang bei

In zwei von drei Unternehmensbereichen ging der Umsatz stark zurück. Das Entertainment-Segment hatte im Vorjahreszeitraum noch von pandemiebedingten Nachholeffekten profitiert, nun sorgten erheblich geringere Werbeeinnahmen aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfelds für ein Umsatzminus von 14,7 Prozent auf 621 Millionen Euro. Auch der Verkauf des US-Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios Anfang Juli 2022 sowie des Film-Vertriebs Gravitas Ventures im November 2021 drückten auf die Umsätze. Vor allem dank des wachsenden digitalen Entertainment-Angebots blieben die Werbeumsätze jedoch höher als im gleichen Zeitraum des letzten Vor-Corona-Jahres 2019.

Im Bereich Commerce & Ventures ging der Außenumsatz um 13,9 Prozent auf 170 Millionen Euro zurück, was auch mit der Veräußerung der Unternehmen Amorelie und moebel.de Ende 2021 zusammenhängt. Zudem litt das beliebte Vergleichsportal Verivox unter den hohen Energiepreisen, die für Verbraucher die Wechseloptionen erheblich limitieren. Lediglich die Sparte Dating & Video hielt sich mit einem minimalen Anstieg um 0,7 Prozent auf 129 Millionen Euro stabil, wobei es für die US-Dating-Tochter eharmony besonders gut lief.

Negatives Konzernergebnis, verhaltener Ausblick

Der bereinigte operative Gewinn (adjusted EBITDA) von ProSiebenSat.1 verschlechterte sich im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 26,9 Prozent auf 118 Millionen Euro. Den Löwenanteil zum Gewinn trug mit 91 Millionen Euro trotz eines Rückgangs um 28,5 Prozent die Entertainment-Sparte bei. Das Konzernergebnis rutschte mit minus 247 Millionen Euro deutlich in die Verlustzone, was aber in Abschreibungen und Wertminderungen in Höhe von 360 Millionen Euro begründet liegt (davon alleine eine einmalige, nicht zahlungswirksame Wertminderung von 312 Millionen Euro bei der NuCom Group). Das verwässerte Ergebnis je Aktie fiel dementsprechend auf minus 0,70 Euro (Vorjahr: plus 0,32 Euro).

Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 erwartet das Management einen Umsatz in Höhe von etwa 4,15 Milliarden Euro und ein bereinigtes EBITDA von 650 Millionen Euro. Vor der Ende Oktober verkündeten Korrektur sollte der Umsatz noch rund 4,375 Milliarden Euro erreichen und das bereinigte EBITDA ungefähr 780 Millionen Euro. Mittel- bis langfristig wird weiterhin ein jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 5 Prozent angestrebt.Die ProSiebenSat.1-Aktie liegt im deutschen Vormittagshandel um etwa 1,5 Prozent im Minus bei 8,40 Euro.