Biontech schreibt Verluste – Management bleibt optimistisch

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Die Pandemie ist vorbei. Was Virologen wohl so nicht unterschreiben würden, zeigt sich umso deutlicher in den Bilanzen der börsennotierten Unternehmen.

Gewinner und Verlierer der Pandemie: Zurück zur Normalität?

Etliche Konzerne, die während der Pandemie hohe Zusatzgewinne verbuchen konnten, befinden sich nun auf dem Weg zurück zur Normalisierung und melden reihum rückläufige Zahlen. Dazu zählt unter anderem die Logistikbranche sowie zahlreiche Online-Versandhändler und Lieferdienste: Ihr Angebot war während der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen überdurchschnittlich stark nachgefragt und schwächt sich nun wieder ab.

Umgekehrtes ist in der Reisebranche zu beobachten: Der Tourismus kam während der Hochphase der Corona-Pandemie nahezu vollständig zum Erliegen. Umso größer sind nun die Nachholeffekte: Die Reiselust ist zurück, selbst höhere Preise für Flugtickets oder Hotelübernachtungen werden dafür in Kauf genommen. Die Lufthansa etwa steuert auf eines der besten Jahre ihrer Unternehmensgeschichte zu – wobei im Gegensatz zum vorangegangenen Jahr das Passagiergeschäft boomt, während das Frachtgeschäft zuletzt deutlich eingebrochen ist.

Pandemiegewinner Biontech

Klarer Pandemiegewinner war auch das Mainzer Unternehmen Biontech. Gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer hatten die Forscher um das Gründerpaar Ugur Sahin und Özlem Türeci den ersten zulassungsfähigen mRNA-Impfstoff auf den Markt gebracht und damit entscheidend zur Eindämmung der Pandemie beigetragen.

Das Vakzin, das zwar die Ansteckung nicht vollständig verhindert, wohl aber die Symptome einer Infektion mit dem Virus erheblich milder ausfallen lässt, kommt seither weltweit zum Einsatz und wurde mehrfach auf neue Virusvarianten angepasst. Im September soll die nächste aktualisierte Variante des Impfstoffs auf den Markt kommen.

Stadt Mainz über Nacht entschuldet

Doch so lukrativ der Durchbruch Ende 2020 für das Unternehmen und seine Heimatstadt war, so stark spürt Biontech nun die Sättigungseffekte und damit rückläufigen Gewinne. Nach jahrelangen Verlusten spülte die Pandemie urplötzlich zweistellige Milliardenbeträge in die Unternehmenskasse. Die Stadt Mainz wurde dank der Unternehmenssteuer quasi über Nacht entschuldet.

Nun aber sind die Verluste zurück: Im Zeitraum von April bis Ende Juni verbucht Biontech unterm Strich einen Verlust von gut 190 Millionen Euro – nach einem Gewinn von fast 1,7 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Die Erlöse gingen von 3,2 Milliarden Euro auf knapp 168 Millionen Euro ebenfalls deutlich zurück.

Schwaches Impfstoffgeschäft im 1. Halbjahr

Das Impfstoffgeschäft brachte es im ersten Halbjahr 2023 noch auf einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro – nach mehr als 9,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn brach in den ersten 6 Monaten des Jahres ein von 5,37 Milliarden auf knapp 312 Millionen Euro.

Dennoch zeigten sich die Mainzer insgesamt zuversichtlich. Dabei verwiesen sie auf Zahlungseingänge nach Quartalsende durch aktualisierte Verträge mit der Europäischen Union sowie Auszahlungen des Kooperationspartners Pfizer. Zudem rechnet das Unternehmen mit einer wieder steigenden Nachfrage nach Corona-Vakzinen in der anstehenden Herbst- und Wintersaison. Das für September in Aussicht gestellte Präparat soll zudem für Kinder ab 6 Monaten zugelassen werden.

Nasdaq: Biontech Aktie verliert knapp 8 Prozent

Darüber hinaus treiben die Mainzer ihre Forschungen im Bereich Onkologie voran und haben die Investitionen in die Entwicklung individualisierter Krebstherapien zuletzt noch einmal aufgestockt. Neue, mRNA-basierte Ansätze zur Krebstherapie bilden das eigentliche Kerngeschäft von Biontech – der Corona-Impfstoff war eher ein Nebenprodukt, wenn auch ein äußerst lukratives.

Anleger zeigten sich weit weniger optimistisch als die Unternehmensführung. Die an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistete Biontech Aktie gab am Montag um knapp 8 Prozentpunkte nach und fiel hinter die Schwelle von 100 Dollar zurück.