Dax im Minus: Industrie schwächelt, Autobauer unter Druck

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Ernüchternde Zahlen aus der deutschen Wirtschaft haben Anlegern in Frankfurt heute Kopfzerbrechen bereitet und den Dax in die Verlustzone geschickt. Am Ende stand ein Minus von 1 Prozent.

Industrie verzeichnet schwächere Auftragslage

Alarmierend wirkten vor allem neue Daten aus der Industrie: Diese verzeichnete im Mai einen deutlichen Rückgang bei den Auftragseingängen, der zudem heftiger ausfiel als erwartet. So verzeichnete das verarbeitende Gewerbe 3,7 Prozent weniger Auftragseingänge als noch im April.

Damit ist zwar nach wie vor eine deutliche Erholung im Vergleich zu den Vormonaten erkennbar, die stark durch die Pandemie eingetrübt waren. Doch die rückläufige Auftragslage weist auf schwächere Geschäfte in der Zukunft, sodass sie von Anlegern besonders empfindlich aufgenommen wird.

ZEW: Stimmung gut, Aussichten schlecht

Auch vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragte Finanzexperten zeichnen ein ähnliches Bild: Demnach ist die aktuelle Lage gut, während sich die Zukunftsaussichten zuletzt weniger rosig entwickelten.

Das vom ZEW erhobene Stimmungsbarometer, das die Konjunkturerwartungen abbildet, fiel im Juli auf 63,3 Punkte und damit deutlich drastischer als gedacht. Experten hatten lediglich mit einem geringfügigen Rückgang auf 75,2 Zähler gerechnet.

Kurzarbeiter kehren an Arbeitsplätze zurück

Die Beurteilung der aktuellen Lage fällt allerdings erstmals seit Beginn der Pandemie wieder positiv aus. Den Eindruck vermittelt auch ein Blick auf den Arbeitsmarkt: Dort ging die Zahl der Kurzarbeiter zuletzt spürbar zurück. Vor allem in den von den Schließungen besonders betroffenen Branchen wie Einzelhandel und Gastronomie kehrten viele Angestellte an ihre Arbeitsplätze zurück.

Zwar kann von einer Normalisierung noch keine Rede sein, da sich nach wie vor ein erheblicher Teil der Beschäftigten in Kurzarbeit befindet und viele Minijobs, die gerade in den genannten Bereichen vielen Studierenden einen Nebenverdienst ermöglichen, ersatzlos weggefallen sind. Doch die Tendenz zeigt aufwärts.

Autobranche ächzt unter Chipmangel

Einen Dämpfer hingegen muss die für Deutschland so wichtige Automobilbranche hinnehmen, hier stieg die Zahl der Kurzarbeiter zuletzt wieder an. Schuld sind jedoch nicht mangelnde Aufträge, sondern vielmehr die Lieferengpässe der Chiphersteller, die das Tempo der weltweiten Konjunkturerholung unterschätzt hatten und nun mit der Produktion der Halbleiter kaum hinterherkommen.

Da moderne Fahrzeuge aber ohne die Chips nicht mehr auskommen, führt der Angebotsengpass auf dem Halbleitermarkt nun immer wieder zu einem Stocken der Produktion bei den Autobauern. Das schlägt sich auch in den Aktienkursen nieder: Mit Verlusten von rund 3,8 bis knapp 4 Prozent zählten die Papiere von BMW, Daimler und Volkswagen heute allesamt zu den schwächsten Titeln im Dax. Zulieferer Continental rauschte mit fast 4,3 Prozent sogar noch tiefer ins Minus und ergatterte damit die unrühmliche „rote Laterne“.

Aktien der Autobauer seit Wochen unter Druck

Damit setzt sich ein Abwärtstrend fort, der die Aktien der Autobranche bereits seit einigen Wochen belastet. Auf Monatssicht ist die Conti Aktie um gut 6 Prozentpunkte abgerutscht, Papiere von Daimler und BMW haben jeweils rund 8 Prozent an Wert verloren und die Vorzugsaktie von Volkswagen notiert auf Monatssicht sogar fast 15 Prozent schwächer.

Glaubt man den Stimmen der Analysten, könnte sich der Rücksetzer allerdings als Einstiegschance erweisen. Zumindest für Volkswagen und Daimler sieht eine Mehrheit Kurspotenzial und rät zum Kauf.

Die Kursziele variieren dabei von 95 Euro (Jefferies) bis 115 Euro (Barclays) für die Daimler Aktie, die zuletzt für 73 Euro zu haben war. Für die VW Vorzugsaktie liegt die Kurszielspanne der aktuellen Analysen zwischen 245 Euro (JP Morgan) und 300 Euro (UBS), das Papier kostete zuletzt rund 205 Euro.