HHLA – Kein Schiff wird kommen …

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Der Zeitpunkt für die Vorlage der Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 des Hamburger Hafenbetreibers HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) hätte kaum ungünstiger sein können. Ein Warnstreik der Lotsen legt den Schiffsverkehr in der Hansestadt weitgehend lahm, und die Hängepartie über den Einstieg des chinesischen Konzerns Cosco dauert an. Dafür konnten allerdings die Zahlen einigermaßen überzeugen.

Schiffsstaus trieben die Lagererlöse nach oben

Trotz erheblicher Probleme übertrafen sowohl die Umsätze als auch die Gewinne die Erwartungen des Managements und der Analysten. Die Umsatzerlöse verbesserten sich um 7,4% auf 1,54 Milliarden Euro. Und das, obwohl der konzernweite Containerumschlag um 7,9% zurückging.

Die geringere Zahl der Container hing zum Teil auf den Ausfall des Russland-Geschäfts nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs und die Sperrung des ukrainischen Hafens Odessa zusammen. Hinzu kamen noch erhebliche  Störungen der internationalen Lieferketten.

Die zeitweise massiven Schiffsstaus hatten allerdings auch positive Auswirkungen auf das Zahlenwerk des Hafenbetreibers. Die Container lagerten im Durchschnitt länger in den Terminals der HHLA in Hamburg, Tallin und Triest – und das schlug sich in stark erhöhten Lagergelderlösen nieder. Das schob die Umsätze nach oben.

Ergebnis je Aktie fällt um über 20 Prozent

Bei den Gewinnen  machten sich die höheren Einnahmen aufgrund der längeren Verweildauer der Container und Schiffe zwar auch positiv bemerkbar; aber dem standen kräftige Kostensteigerungen gegenüber. Die höhere Lagerbelegung erforderte zusätzliche Personal- und Materialaufwendungen.

Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nahm deshalb um 5,2% auf 201,6 Millionen Euro ab. Im Vergleich zu den Prognosen fiel das EBIT aber deutlich besser aus, denn die Erwartungen hatten laut HHLA bei 160 bis 195 Millionen Euro gelegen.

Unter dem Strich ging es beim Jahresüberschuss aber viel stärker zurück als beim EBIT: Er gab um 20,4% auf 82,1 Millionen Euro nach und in gleichem Ausmaß das Ergebnis je Aktie, das von 1,43 Euro auf 1,13 Euro absackte.

Dennoch hält die HHLA die Dividende stabil. Der Hauptversammlung werden wieder 0,75 Euro je A-Aktie vorgeschlagen. Für 2023 ist der Ausblick des Vorstands recht verhalten. Das liegt vor allem daran, dass die Lieferkettenprobleme nachgelassen haben und damit die  Lagergelderlöse wieder zurückgehen.

Im Konzern erwartet HHLA lediglich unveränderte Umsatzerlöse, und das operative Ergebnis (EBIT) soll nur noch eine Bandbreite von 160 bis 190 Millionen Euro erreichen.

Noch keine Entscheidung über den Einstieg der chinesischen Cosco

HHLA hatte zwar schon im Januar von einer kurz bevorstehenden Einigung über den Einstieg des chinesischen Hafenbetreibers Cosco  berichtet, aber eine Übereinkunft hat es immer noch nicht gegeben. Cosco hatte ursprünglich 35% Anteil an der HHLA angestrebt und wollte  Hamburg zum bevorzugten Umschlagplatz für Europa aufwerten.

Aufgrund einer so genannten Teiluntersagung der Bundesregierung wurde der mögliche Anteilserwerb jedoch auf 24,9% reduziert. Allerdings ist immer noch nicht sicher, ob Berlin den Einstieg eines chinesischen Konzerns am Hamburger Hafenbetreiber überhaupt zulassen wird. Die HHLA-Aktie kletterte nach den Zahlen im Vormittagshandel minimal auf Kurse um 11,30 Euro, hat sich damit aber immer noch nicht weit vom Zwölfmonatstief von 10,90 Euro entfernt. Im Vergleich zum Zweijahreshoch vom Mai 2021 hat sich die Notierung halbiert. Damals hatte die HHLA-Aktie noch bis zu 22,56 Euro gekostet.