Auto-Aktien: Mercedes schlägt Tesla – doch es gibt Risiken!

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Wenn Sie die Berichtssaison zum ersten Quartal 2023 verfolgt haben, dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass gerade die Autokonzerne durchaus starke Zahlen abgeliefert haben – trotz aller Belastungsfaktoren. In einer neuen Studie hat die Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) nun die wichtigsten Kennziffern der größten Autobauer zusammengetragen.

Das Ergebnis kurzum: Bei der Profitabilität  gab es in Q1 eine beachtliche Machtverschiebung – zugunsten eines deutschen Herstellers. Gleichzeitig mussten die Experten vor sinkenden Margen im laufenden Jahr warnen.

Neue EY-Studie: Wer war in Q1 2023 der Auto-Umsatzkönig?

Doch von vorne: Laut EY haben die 16 größten Autokonzerne der Welt im Auftaktquartal insgesamt 494 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von rund 19 Prozent und einem neuen Rekordwert. Der Absatz hingegen stieg kumuliert nur um knapp vier Prozent.

Umsatzkönig in Q1 war erneut der deutsche Mehrmarkenkonzern Volkswagen – mit Erlösen von 76 Milliarden Euro. Dahinter folgten Toyota (68) und Stellantis (47). Und auch beim Gewinn lagen die Wolfsburger an der Spitze – mit immerhin 5,7 Milliarden Euro. Auf dem Gewinnertreppchen folgten mit Mercedes-Benz (5,5) und BMW (5,4) die beiden anderen großen deutschen Auto-Börsenkonzerne.

Gewinnmarge: Wachablösung – Mercedes überholt Tesla

Interessant ist derweil der Blick auf die Profitabilität – genauer gesagt die EBIT-Marge. Diese gibt an, wie viel operatives Ergebnis vom Umsatz hängenbleibt. Zuletzt hatte Tesla unter den 16 von EY analysierten Konzernen hier stets die Nase vorne. Doch in Q1 2023 gab es offenbar eine Wachablösung. Laut den Marktforschern entfiel die höchste EBIT-Marge nun nämlich auf Mercedes-Benz.

Bildquelle: Mercedes-Benz verstärkt Aufsichtsrat | Mercedes-Benz Group > Unternehmen > News

Die Stuttgarter haben demnach eine Marge von 14,7 Prozent erreicht und waren damit so profitabel wie keines der anderen untersuchten Unternehmen. Auf Platz 2 folgte indes BMW (14,6). Tesla war übrigens mit einer Marge von nur noch 11,4 Prozent weit abgeschlagen (-7,8 Prozentpunkte).

Der Grund: Die Kalifornier hatten in Q1 wegen Überkapazitäten und des anziehenden Wettbewerbs im Elektrobereich die Preise für ihre Stromer teils drastisch gesenkt, was auf die Profitabilität drückte. Mercedes hingegen setzt derzeit immer stärker auf höherpreisige Luxusmodelle, deren Margen traditionell sehr lukrativ sind.

Auf welche Risikofaktoren EY hinweist

Und genau an dieser Stelle offenbart die neue EY-Studie den ersten Risikofaktor gerade für die deutschen Hersteller. Denn: Die relativ hohen Gewinnmargen von Mercedes und BMW waren vor allem durch das Geschäft mit Benzinern und Dieseln bedingt. So lagen die Gewinnmargen der Verbrenner bei den deutschen Konzernen deutlich höher als die der Elektroautos. Angesichts des allgemein forcierten Hochlaufs der Elektromobilität lässt das durchaus Zukunftssorgen aufkommen.

Aber das ist nicht alles: EY konstatierte, dass die Gewinne branchenweit zum ersten Mal seit Anfang 2021 längst nicht mehr so stark stiegen wie der Umsatz. Die Experten begründen das unter anderem damit, dass sich die Engpässe bei den Neuwagen auflösten, weshalb es den Unternehmen schwerfalle, höhere Preise durchzusetzen. „Die Zeit der Traummargen“ werde für einige Unternehmen bald vorüber sein, so die Marktforscher.

China ist kein Selbstläufer mehr

Hinzu kommt das Problem China: Der weltgrößte Auto-Einzelmarkt ist für die westlichen Hersteller längst kein Selbstläufer mehr. So sank der kumulierte Absatz der 16 größten Autobauer in der Volksrepublik in Q1 um satte 22 Prozent. EY zufolge verkaufte zum Beispiel Volkswagen 15 Prozent weniger Fahrzeuge im Reich der Mitte. Der Anteil Chinas am Gesamtabsatz der Wolfsburger ging somit um 8 Prozentpunkte auf 33 Prozent zurück.

Tatsächlich mussten sämtliche ausländischen Autokonzerne in China zuletzt ein Verkaufsminus hinnehmen – mit Ausnahme von Mercedes-Benz. Der China-Absatz der Stuttgarter erhöhte sich im Auftaktquartal immerhin um marginale 1 Prozent.

Die Situation in der Volksrepublik sei aktuell sehr schwierig, so ein weiteres Fazit der EY-Studie. Der Markt sei für ausländische Akteure längst kein Boom-Markt mehr. Vor allem einheimische Hersteller gewännen kräftig Marktanteile, gerade im Elektro-Segment. Die Karten würden deshalb neu gemischt werden, betonte EY-Experte Constantin M. Gall.

Auto-Aktien: mein Fazit für Sie

Alles in allem hat sich die Autobranche im ersten Quartal 2023 gut geschlagen. Vor allem die Hersteller, die beim Absatz deutliche Abstriche machen mussten, konnten sich bei der Profitabilität behaupten. Auf der anderen Seite steigerte zum Beispiel Tesla seinen Absatz um starke 36 Prozent, musste bei der Marge allerdings ordentlich Federn lassen.

Konzernboss Elon Musk hatte mehrfach betont, dass die Marktanteile für Tesla derzeit wichtiger seien als die Gewinne. Auf langfristige Sicht könnte der Milliardär damit tatsächlich recht behalten.

Gerade für die deutschen Hersteller gilt es nun meiner Meinung nach, im Bereich der Elektroautos nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten. Damit das gelingen kann, müssen die Unternehmen die Herstellungskosten für die Stromer signifikant reduzieren, um sich insbesondere mit Blick auf die teils wesentlich günstigeren chinesischen Wettbewerber langfristig über Wasser halten zu können.

Schauen Sie: Die Elektroautos müssen zum einen für den Kunden möglichst erschwinglich sein – vor allem bei den Volumenmarken – und zum anderen lukrative Gewinne abwerfen. Bis dato ist das zumindest bei den deutschen Autogiganten aber noch Zukunftsmusik. Behalten Sie diesen Zusammenhang als Anleger unbedingt auf dem Schirm, vor allem wenn Sie langfristig an der Branche interessiert sind.