VW und Co.: 20 Prozent weniger Autoverkäufe

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Der Deutschen liebstes Spielzeug hat sich während der Pandemie nicht gut verkauft: Die deutschen Autobauer verzeichneten am Heimatmarkt einen Rückgang der Neuzulassungen um rund 20 Prozent.

Kein Wunder: In Zeiten von Unsicherheit im Hinblick auf pandemiebedingte Lockdown-Maßnahmen und somit auch auf die eigene finanzielle Existenz haben sich viele vorerst gegen die Anschaffung eines Neuwagens entschieden, sondern sich auf das Lebensnotwendige fokussiert.

Mehrwertsteuer-Effekt im Dezember

Erst gegen Ende des Jahres stabilisierte sich die Lage: Im Dezember verzeichnet die Statistik des Kraftfahrtbundesamts sogar einen kräftigen Anstieg um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bei den Neuzulassungen. Gut möglich, dass hier auf den letzten Drücker noch der geringere Mehrwertsteuersatz mitgenommen wurde: Seit dem 1. Januar gelten wieder die 19 Prozent, nachdem in der zweiten Jahreshälfte 2020 ein ermäßigter Satz von lediglich 16 Prozent fällig wurde.

Gedacht war die Absenkung der Mehrwertsteuer als Konjunkturspritze für jedermann: Geringere Preise sollten die Konsumkraft erhalten oder sogar zu vermehrten Käufen führen, um die wirtschaftlichen Folgen wochenlanger Zwangsschließungen finanziell abzufedern. Tatsächlich hat sich die Maßnahme insgesamt eher als teure Luftnummer erwiesen, doch in Sachen Autoverkäufe könnte sich hier zumindest zum Jahresende hin doch noch ein Kaufanreiz bemerkbar gemacht haben.

Firmenwagen top, Privatfahrzeuge flop

Von den 2,9 Millionen Fahrzeugen, die im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassen wurden, entfielen rund zwei Drittel auf gewerbliche Zulassungen. Dass Firmenwagen angeschafft wurden, während private Autokäufe eher zurückgingen, zeigt sich auch beim Blick auf die einzelnen Hersteller: BMW und Daimler mit seiner Hauptmarke Mercedes-Benz – beide im Premiumsegment angesiedelt und somit als Dienstwagen besonders gefragt – verzeichneten im Verhältnis einen geringeren Rückgang in den Verkaufszahlen.

So wurden 10,6 Prozent weniger Mercedes-Benz zugelassen als im Vorjahr, bei BMW belief sich das Minus auf 13,7 Prozent. Weitaus härter traf es Volkswagen mit seinen vielen, vor allem bei Privatkunden beliebten Klein- und Kompaktwagen: Die Wolfsburger verzeichneten einen Rückgang um mehr als 20 Prozent. Noch kräftiger abwärts ging es für asiatische Importfahrzeuge, deren Verkaufszahlen hierzulande zum Teil um die Hälfte einbrachen.

Skepsis gegenüber Elektroautos

Insgesamt haben sich bei den Neuzulassungen die Trends der Vorjahre fortgesetzt: Nach wie vor sind SUVs stark nachgefragt, gefolgt von Kompakt- und Kleinwagen. Die Mehrheit der Deutschen vertraut zudem weiterhin auf Verbrennungsmotoren, etwa drei Viertel aller 2020 neuzugelassenen Pkw läuft mit Benzin- oder Dieselmotor.

Die Gründe hierfür sind vielfältig, sie reichen von der Ladeinfrastruktur über die Reichweite bis hin zum Kaufpreis. Wenn schon Elektro, dann setzen viele bislang auf Hybridfahrzeuge, die bei Bedarf auch auf den Verbrenner zurückgreifen können: Gut 18 Prozent der Neufahrzeuge verwenden diesen Dualantrieb.

Reine Elektrofahrzeuge machten lediglich 6,7 Prozent der Neuzulassungen 2020 aus. Wer zum E-Auto greift, setzt zudem häufig auf den Pionier im Premiumsegment: Tesla konnte seine Verkaufszahlen in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um mehr als 55 Prozentpunkte steigern.

Unterm Strich hält die Statistik der Kfz-Neuzulassungen 2020 somit wenig Überraschungen bereit: Privatkunden hielten sich während Corona zurück, im Dezember machte sich der Mehrwertsteuereffekt bemerkbar, SUVs sind weiterhin beliebt und gegenüber Elektrofahrzeugen herrscht die bekannte Skepsis.

VW Aktie unter Druck, Daimler stark

Am Parkett geriet vor allem Volkswagen unter die Räder: Auf Jahressicht hat die im Dax gelistete  Vorzugsaktie der Wolfsburger rund ein Fünftel an Wert verloren, während der Leitindex insgesamt rund um den Jahreswechsel neue Rekordhöchststände verzeichnen konnte.

Glimpflicher kam BMW davon, hier bewegt sich das Jahresminus im einstelligen Bereich, und das auch erst seit kurzem. Dank einer Rally im November lag das Papier zeitweise über seinem Vorjahreswert.

Kräftig zulegen konnte unterdessen die Daimler Aktie: Sie hat sich seit dem Corona-Crash im März kontinuierlich aufwärts bewegt und war zuletzt rund 17 Prozent mehr wert als noch vor einem Jahr. Analysten sehen bei Daimler und auch bei Volkswagen klares Kurspotenzial und raten mehrheitlich zum Kauf, etwas verhaltener sieht die Stimmung mit Blick auf die BMW Aktie aus. Hier lautet das aktuelle Votum der meisten Analysten lediglich „halten“.