Daimler Truck AG: Börsenstart rückt näher – das müssen Sie jetzt wissen!

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Es ist der Anfang vom Ende einer Ära: Jahrelang galt die Daimler AG als feste Instanz der Autobranche. Doch nun ist der Konzern Geschichte – zumindest in seiner bisherigen Form.

Seit dem 1. Dezember ist die Aufspaltung der Nutzfahrzeugsparte wirksam. Das heißt: Nun gibt es einen weiteren Daimler-Aktienkonzern, nämlich die „Daimler Truck AG“. In dieser ist das Geschäft mit LKWs und Bussen der Stuttgarter gebündelt.

Die PKW-Sparte soll erst einmal weiterhin unter dem Namen „Daimler AG“ firmieren, ab dem 1. Februar dann aber in „Mercedes-Benz Group AG“ umbenannt werden. Der Name Daimler verschwindet also aus dem PKW-Bereich und bleibt nur noch im LKW-Geschäft bestehen.

Daimler-Anleger dürften von Truck-Abspaltung profitieren

Für Sie als Anleger ist die bislang größte Umstrukturierung des Stuttgarters Autobauers durchaus von Belang – zumindest wenn Sie in Daimler investiert sind. Am 10. Dezember, also Ende nächster Woche, soll die Daimler Truck AG separat an die Börse gebracht werden.

Davon profitieren die Daimler-Anteilseigner. Denn: Jeder Daimler-Aktionär bekommt zusätzlich zu seinen bisherigen Anteilsscheinen neue Aktien der Daimler Truck AG. Die Zuteilung erfolgt im Verhältnis 2:1. Wer also bislang 20 Daimler-Aktien besitzt, erhählt zehn Papiere von Daimler Truck.

Experten rechnen jedenfalls damit, dass der Börsenwert der beiden getrennten Aktiengesellschaften höher sein wird als die Bewertung von Daimler derzeit. Kein Wunder also, dass das Spin-Off von den Aktionären mit einer überwältigenden Mehrheit von 99,9 Prozent abgesegnet wurde.

Doch der Anfang könnte holprig werden

Wie das PKW-Geschäft ist auch die LKW-Sparte der Stuttgarter im Strudel der Chip-Krise. Das musste nun der Chef der Daimler Truck AG, Martin Daum, gegenüber der „Automobilwoche“ einräumen.

Demnach rechnet der Manager für 2021 mit großen finanziellen Einbußen durch fehlende Halbleiter-Chips. Man werde eine mittlere fünfstellige Zahl an Fahrzeugen weniger verkaufen als ursprünglich gedacht. Bei einem angenommenen Durchschnittspreis von 100.000 Euro pro Fahrzeug gingen somit mehre Milliarden Euro an Umsatz flöten.

Hinzu kämen die unfertigen LKWs. Man habe momentan viele Fahrzeuge im Werk stehen, wo nur ein Teil fehle. Jene Auslieferung habe oberste Priorität, da diese LKWs bereits verkauft seien, so Daum.

Warnsignal an Aktionäre

Und auch für 2022 rechnet der Truck-Boss mit weiteren Einschränkungen. Zwar werde die Nachfrage weiterhin steigen. Das Problem sei aber, dass man jegliche Puffer aufgebraucht habe und derzeit viele Teile um die Welt geflogen würden. Sollte hier eine Störung auftreten, dann schlage das sofort durch.

Das ist ein deutliches Warnsignal in Richtung der künftigen Daimler-Truck-Aktionäre. Dabei konnte die LKW-Sparte im dritten Quartal 2021 ihren Absatz trotz Chip-Krise noch verbessern – um 7 Prozent. Zum Vergleich: Beim PKW-Geschäft der Stuttgarter gingen die Verkäufe um 32 Prozent zurück.

Fragezeichen bei Profitabilität

Es bleibt nun abzuwarten, wie es im laufenden Quartal weitergeht. Experten befürchten indes, dass der Absatz der Truck-Sparte einknicken könnte. Das würde sich jedenfalls mit den Aussagen Daums decken.

Wesentlich entscheidender ist aber die Profitabilität. Hier musste der LKW-Hersteller im dritten Quartal bereits Einbußen hinnehmen. Zwar veröffentlichte Daimler kein Nettoergebnis für die Sparte, allerdings ein bereinigtes Betriebsergebnis (EBIT). Jene Kennzahl fiel in Q3 gegenüber dem Vorjahresquartal um 18 Prozent auf 489 Millionen Euro. Beim PKW-Geschäft belief sich der Rückgang nur auf 10 Prozent.

Mein Fazit für Sie

Der Börsengang der Daimler Truck AG fällt ausgerechnet in eine der größten Krisen der Autobranche. Anleger sollten sich nun auf schmalere Umsätze und rückläufige Absatzzahlen einstellen.

Langfristig aber hat die neue Börsenfirma durchaus Potenzial. Daimler Truck soll ein führender Player der neuen Mobilität werden. Dabei geht es nicht nur um Batterie-LKWs, sondern auch um Brennstoffzellen-Fahrzeuge.

Erst im Oktober hatte Daimler Truck in Deutschland eine Straßenzulassung für den weiterentwickelten Prototyp des Wasserstoff-LKWs „GenH2“ erhalten. Ab 2027 sollen die ersten Serienfahrzeuge an Kunden übergeben werden. In Sachen Elektromobilität ist man da schon weiter. Kürzlich hatte der Hersteller die Serienfertigung seines Batterie-LKWs „eActros“ gestartet.

Daimler Truck will sich mit dieser Doppelstrategie natürlich Optionen offenhalten. Denn im Unterschied zu den PKWs ist es bei den schweren Fahrzeugen noch völlig unklar, welche Antriebstechnik sich am Ende durchsetzen wird. Die Stuttgarter gehen also auf Nummer sicher und investieren sowohl in Elektro- als auch in Brennstoffzellen-LKWs.

Das verschafft im Endeffekt auch der kommenden Aktie eine gewisse Sicherheit.