Commerzbank – Kosten langsam im Griff, höhere Zinsen positiv

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Die Commerzbank kommt mit ihrem Umbau gut voran. Das zeigen die überraschend starken Zahlen für das zweite Quartal 2022. Der Aktienkurs setzt seine Mitte Juli begonnene Erholung fort.  

Erträge wachsen um ein Viertel

Der Vergleich zum zweiten Vierteljahr 2021 ist zwar vor allem bei den Gewinnen mit Vorsicht zu genießen, weil die Commerzbank damals eine Reihe außergewöhnlicher Belastungen ins Zahlenwerk gepackt hatte, die aus dem Konzernumbau, der  so genannten „Strategie 2024“  resultierten. Aber auch gegenüber dem Auftaktquartal 2022 sieht es recht gut aus. Die Erträge kletterten im Vergleich zum Vorjahr um gut ein Viertel auf 2,4 Milliarden Euro.

Da sich die operativen Kosten sehr deutlich verringerten – von 94 % Aufwandsquote auf nur noch 65 % – schnellten die Gewinne deutlich in die Höhe. Bis 2024 peilt die Commerzbank 60 % an. Das Konzernergebnis verbesserte sich im zweiten Quartal 2022 um fast eine Milliarde Euro, von minus 527 Millionen Euro auf plus 470 Millionen Euro.

Das lag auch daran, dass die Risikovorsorge zwar zunahm, aber geringer ausfiel als von Analysten erwartet worden war. Das Risikoergebnis belief sich auf minus 106 Millionen Euro nach minus 87 Millionen im Jahr zuvor. Das spiegelt laut Commerzbank eine geringe Zahl von Kreditausfällen. Analysten hatten im Durchschnitt mit minus 115 Euro gerechnet.

Stellenabbau um 10.000 soll Ende 2022 durch sein

Beim ambitionierten Abbau der Kosten liegt die Commerzbank deutlich über Plan. Der angepeilte Rückgang der Vollzeitstellen um 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werde schon Ende des Jahres weitgehend geregelt sein, hieß es in der Pressemitteilung. Ende Juni war bereits ein Stellenabbau um 7.700 fixiert. Der Abbau der Filialen auf die in der „Strategie 2024“ geplante Zahl von 450 wurde bereits zur Jahresmitte erreicht.

Als Hauptreiber des Gewinns erwies sich erwartungsgemäß der Zinsüberschuss. Er legte aufgrund der höheren Langfristzinsen in Deutschland und deutlicher Zinssteigerungen in Polen, wo die Commerzbank mit der Tochter mBank vertreten ist, um 26 % auf knapp 1,48 Milliarden Euro zu. Der Provisionsüberschuss, der in den Quartalen zuvor maßgeblich zum Ergebnisanstieg beigetragen hatte, erhöhte sich „nur“ um 5 % auf 0,90 Milliarden Euro.

Zinsüberschuss sorgt für steigende Erträge im Gesamtjahr

Für das gesamte Geschäftsjahr behält der Vorstand seinen Ausblick bei. Er rechnet mit steigenden Erträgen, wobei der bereinigte  Provisionsüberschuss in etwa das Vorjahresniveau erreichen soll, der Zinsüberschuss werde dagegen „signifikant höher liegen“.

Der Kurs der Commerzbank kletterte am Mittag um rund 2 % auf Kurse um 6,85 Euro. Das liegt zwar erheblich unter dem 52-Wochen-Hoch von 9,50 Euro, aber mit einem Plus von 18 % auch deutlich über den 5,79 Euro, auf die das Commerzbank-Papier  vor knapp drei Wochen zurückgefallen war.

Nach Bekanntgabe der Zahlen fielen die Reaktionen der Analysten unterschiedlich aus: Die Kursziele von UBS mit 8,90 Euro und von Goldman Sachs sogar mit 11,90 Euro liegen weit über dem aktuellen Niveau. Näher dran liegt die DZ-Bank mit 7,30 Euro, während die britische RBC lediglich 6 Euro für angemessen hält.