Lufthansa und Commerzbank: Trotz schwacher Zahlen auf Kurs?

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Vom Staat gerettet, vom Anleger abgestraft, aus dem Dax abgestiegen – so erging es der Commerzbank in der Folge der globalen Finanzkrise vor einem Jahrzehnt und so ergeht es nun auch der Lufthansa, die von der Corona-Krise hart getroffen wurde.

An beiden Unternehmen hat sich der Staat im Zuge der Rettung beteiligt, Hilfsmilliarden sind geflossen. Im Falle der Commerzbank ist der Bund nun, Jahre später, noch immer investiert. Bei der Lufthansa hingegen sind beide Seiten daran interessiert, die Airline möglichst schnell wieder in die Eigenständigkeit zu entlassen.

Aus Sicht der Lufthansa ist das gleich doppelt wünschenswert: Zum einen verlangte der Bund ein gewisses Mitbestimmungsrecht im Gegenzug zur schnellen Hilfszahlung, zum anderen sind die staatlichen Kredite für die Airline unterm Strich teurer als die üblichen Marktkonditionen.

Lufthansa will Staatsbeteiligung loswerden – und stockt diese auf

Ende September ist Bundestagswahl. Bis dahin will Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr den Staat gerne ausbezahlt haben. Ob das gelingt, ist nach Einschätzung von Beobachtern allerdings fraglich – zumal auch keine zwingende Notwendigkeit hierfür besteht. Vielmehr geht es wohl um den Stolz der Traditionsairline, die kerngesund von der Pandemie überrumpelt wurde. Von jetzt auf gleich kam der weltweite Flugverkehr weitgehend zum Erliegen und auch in diesem Jahr werden wohl nur rund 40 Prozent des Vorkrisenniveaus aus 2019 erreicht, so die Prognose der Lufthansa.

Anstatt die staatliche Beteiligung loszuwerden, wurden die Hilfsgelder im zurückliegenden Quartal sogar noch einmal aufgestockt um 1,5 auf nun 4 Milliarden Euro. Angeboten wurde der Lufthansa eine Hilfestellung in einem Volumen von bis zu 9 Milliarden Euro. Diese kämen größtenteils von der Bundesregierung, zu kleineren Anteilen auch aus Österreich, Belgien und der Schweiz, wo die Lufthansa jeweils Tochtergesellschaften unterhält.

Lufthansa halbiert Halbjahresverlust

Insgesamt fiel die Bilanz für den Zeitraum von April bis Ende Juni erwartbar düster aus – aber immerhin schon deutlich besser als im Vorjahresquartal. Demnach schrieb die Lufthansa im abgelaufenen Vierteljahr einen Verlust in Höhe von 756 Millionen Euro. Für das erste Halbjahr verbucht sie damit einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro nach 3,6 Milliarden im ersten Halbjahr 2020.

Rund 30.000 Stellen hat die Lufthansa inzwischen krisenbedingt abgebaut. Auch hier besteht eine Parallele zur krisengebeutelten Commerzbank, die seinerzeit allerdings – anders als die Lufthansa – durchaus auch selbstverschuldet in die Bredouille geraten war, nachdem man sich an der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hatte, ehe die Finanzkrise noch hinzukam.

Commerzbank rutscht tief in die roten Zahlen – Vorstandschef zuversichtlich

Der Quartalsverlust der Commerzbank summiert sich derweil auf 527 Millionen Euro, wobei insbesondere Stellenkürzungen und die Ausdünnung des bundesweiten Filialnetzes zu Buche schlagen.

Im Gegensatz zur Lufthansa hat sich die Commerzbank damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verschlechtert: Damals hatte noch ein Plus von 183 Millionen Euro in der Bilanz gestanden. Das operative Ergebnis lag mit 32 Millionen Euro deutlich unter den Schätzungen der Analysten, die im Schnitt von einem operativen Ergebnis in Höhe von 56 Millionen Euro ausgegangen waren. Auch der Konzernverlust fiel höher aus als erwartet, die Konsensschätzungen hatten lediglich bei 504 Millionen Euro gelegen.

Zumindest für das Gesamtjahr rechnet die Commerzbank allerdings mit einem operativen Ergebnis im positiven Bereich. Der neue Vorstandschef Manfred Knof, der die Commerzbank seit Beginn des Jahres leitet, zeigte sich mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres zufrieden – sowohl hinsichtlich der finanziellen Lage als auch mit Blick auf den laufenden Umbau des Konzerns. Insgesamt sollen bis Ende 2024 7.500 Vollzeitstellen abgebaut und 340 der bislang 790 Filialen geschlossen werden.

Aktien dämmen anfängliche Verluste ein

Die Reaktionen der Anleger auf die jüngsten Quartalsberichte fielen durchwachsen aus. Die Lufthansa Aktie konnte ihren Kursverlust im Tagesverlauf zwar wieder wettmachen und ging am Donnerstag 2 Prozent fester aus dem Handel, auf Wochensicht hat das Papier allerdings 5 Prozentpunkte eingebüßt.

Ein ähnliches Bild zeigte der Kurs der Commerzbank: Auch hier stand am Ende des Handelstages am Donnerstag ein versöhnliches Plus von gut 1 Prozent, auf Wochensicht aber dümpelt auch die Commerzbank Aktie rund 4,5 Prozent im Minus.

Analysten wenig optimistisch

Analysten zeigten sich zuletzt mit Blick auf beide MDax-Werte deutlich pessimistischer als die jeweiligen Vorstandschefs. Einstufungen wie Kursziele blieben für die Lufthansa Aktie auf dem bereits vorherrschenden Niveau, die meisten Experten raten zum Verkauf der Aktie. Tatsächlich sehen nur wenige das Potenzial, die derzeitigen 9,40 Euro substanziell zu übersteigen, stattdessen warnen die meisten Analysten vor einem Absturz der Aktie in Sphären um 7,50 Euro.

Etwas optimistischer fielen die Analystenstimmen bezüglich der Commerzbank und ihrer gerade vorgelegten Quartalsbilanz aus. Die US-Großbank JP Morgan hat daraufhin ihr Kursziel für die Commerzbank Aktie von 5,80 auf 6,30 angehoben, die Einstufung aber auf „neutral“ belassen. Die NordLB hingegen senkte das Kursziel von 6,00 auf 5,50 Euro, blieb aber ebenfalls bei der Empfehlung, die Commerzbank Aktie zu halten. Am Donnerstag war das Papier mit knapp 5,20 Euro aus dem Handle gegangen.