Warner übernimmt türkischen Streaming-Dienstleister BluTV

Inhaltsverzeichnis

Bevor ich Ihnen mehr zur Übernahme des türkischen Streaming-Dienstes BluTV durch Warner Bros. Discovery (WBD) erläutere, möchte ich mit einem kurzen Rückblick auf die weltweiten Übernahme- und Fusionsgeschäfte (M&A) des vergangenen Jahres beginnen.

Auch wenn ich Ihnen in 2023 regelmäßig spektakuläre Übernahme-Deals präsentieren konnte, hat das weltweite M&A-Geschäft im vergangenen Jahr deutlich geschwächelt. So hat die führende Finanznachrichten-Agentur Bloomberg das Jahr 2023 als „das schlechteste Jahr für Fusionen und Übernahmen seit einem Jahrzehnt“ bezeichnet.

So ist der Gesamtwert aller weltweit getätigten Fusionen und Übernahmen in 2023 laut Bloomberg um etwa ein Viertel auf 2,7 Billionen Dollar gesunken. Das ist der niedrigste Jahreswert seit 2013. Grund für diesen deutlichen Rückgang sind die zögerliche Haltung der Kreditgeber und die zahlreichen geopolitischen Unruhen.

Nichtsdestotrotz habe ich auch in der nachrichtenarmen Zeit zwischen den Feiertagen eine interessante Übernahme für Sie finden können.

Warner Bros. Discovery übernimmt BluTV vollständig

Der führende US-amerikanische Medienkonzern Warner Bros. Discovery, Inc. hat am Freitag (29.12.2023) bekannt gegeben, dass er den türkischen Streaming-Dienst BluTV vollständig übernommen hat. WBD besaß bereits seit 2021 35% der Anteile des in Privatbesitz befindlichen türkischen Streaming-Dienstes.

Was WBD für die vollständige Übernahme auf den Tisch blättern musste, wurde jedoch nicht mitgeteilt. Bevor ich näher auf die Hintergründe des Deals eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Medienunternehmen kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

Der in Istanbul ansässige Streaming-Dienst BluTV wurde 2015 unter dem Dach der Doğan Holding gegründet. BluTV bietet seinen vornehmlich türkisch- und arabischsprachigen Abonnenten Live-Fernsehsendungen sowie türkische und ausländische Inhalte an.

Seit dem Beginn der strategischen Partnerschaft mit WBD im Jahre 2021 können auch Inhalte von Discovery Channel, HBO und Cartoon Network über BluTV abgerufen werden.

Warner Bros. Discovery, Inc. ist ein weltweit führender Medien- und Unterhaltungskonzern mit Sitz in New York. Das Unternehmen beschäftigt etwa 37.500 Mitarbeiter, die in 2022 einen Jahresumsatz von 33,8 Mrd. US-Dollar (USD – etwa 30,8 Mrd. Euro) und einen operativen Gewinn (EBIT) von -7,18 Mrd. USD (etwa -6,55 Mrd. Euro) erzielt haben.

WBD will Portfolio erweitern und setzt dabei auf Streaming

Durch den Deal will WBD seine Präsenz im türkisch- und arabischsprachigen Raum ausdehnen, wie der für den Mittleren Osten und der Türkei zuständigen WBD-Generalmanager Jamie Cooke betont:

„Die Türkei ist seit über 20 Jahren ein wichtiges Investitionsgebiet für uns. Mit der Übernahme von BluTV haben wir den ersten lokalen Streaming-Anbieter der Türkei in unser Portfolio aufgenommen.“

Neben der sprachlichen bzw. räumlichen Expansion setzt WBD mit der Übernahme auch auf das aufstrebende Streaming-Geschäft. Im Gegensatz zum klassischen linearen Fernsehen können Streaming-Angebote weltweit und zu jeder Uhrzeit abgerufen werden.

Streaming gehört die Zukunft

Erst kürzlich sagte Disney-Boss Bob Igor in einem Interview, dass das lineare TV-Geschäftsmodell „definitiv kaputt ist“. Dies zeigen auch Zahlen des US-Marktforschungsunternehmens Nielsen. Danach haben Netflix, Disney+ und andere Streaming-Dienste bereits im Juli 2022 das traditionelle lineare Fernsehen als häufigste Art des Fernsehens überholt.

Den Wandel vom klassischen (linearen) TV zum Streaming dokumentieren auch zahlreiche Übernahmen des letzten Jahres. So trennte sich RTL kurz vor dem Jahresende von seiner niederländischen TV-Gruppe RTL Nederland.

Auch Disney-Boss Bob Igor gab in einem Interview bekannt, dass er einige TV-Sender aus dem linearen Programm verkaufen will. Nur wenige Wochen später teilte Disney mit, dass es den US-Streaming-Dienst Hulu komplett übernommen hat.

So reagierte die Börse

Die Bekanntgabe der Übernahme von BluTV durch WBD am vergangenen Freitag kam bei den Anlegern nicht gut an. So verlor der Kurs der WBD-Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq -2,65% und lag bei Börsenschluss nur noch bei 11,38 USD.

Der Deal muss noch durch die zuständigen Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Darüber, wann die Übernahme abgeschlossen werden wird, machten beide Unternehmen keine Angaben.