BlackBerry – Abschied vom Smartphone zahlt sich allmählich aus

BlackBerry – Abschied vom Smartphone zahlt sich allmählich aus
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Der krisengeplagte kanadische Softwarehersteller BlackBerry meldet in seinen jüngsten Quartalszahlen einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe – der allerdings zum Großteil auf einen 2013 begonnenen Rechtsstreit zurückgeht.

Der einstige Börsenstar ist tief gefallen

Die besten Zeiten des Smartphone-Pioniers BlackBerry sind lange vorbei, wie man beispielhaft am Aktienkurs ablesen kann. Von ihrem Höchststand Ende Mai 2008 bei etwas über 90 Euro stürzte die BlackBerry-Aktie innerhalb von vier Jahren auf 5 Euro ab, mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde im März 2020 ein Tiefststand bei unter 3 Euro erreicht.

Letztes Jahr geriet die BlackBerry-Aktie allerdings ins Visier der Reddit-Trader, die sich via Internet zusammentaten, um einzelne Aktien zu pushen – vor allem solche mit hohen Leerverkaufsquoten. Primäre Ziele der Kleinanleger waren die Kinokette AMC und die Videospiele-Handelskette GameStop, deren Aktien bis heute weit über den Kursen aus der Zeit vor dem Auftauchen der organisierten Reddit-Trader gehandelt werden.

Auch BlackBerry profitierte von diesem Aufstand der Kleinen, der Kurs explodierte Ende Januar 2021 innerhalb weniger Tage von etwa 5 auf über 22 Euro. Anders als AMC und Gamestop verlor die BlackBerry-Aktie diese Gewinne inzwischen jedoch vollständig und wird wieder bei rund 5 Euro gehandelt. Ein organischer Aufwärtstrend der Aktie lässt trotz einer Umstrukturierung des Unternehmens noch auf sich warten.

Leichter Umsatzrückgang und hoher Verlust im ersten Quartal

Im am 31. Mai 2022 beendeten Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2023 erreichte BlackBerry einen Umsatz von 168 Millionen US-Dollar, im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 6 Millionen Dollar oder knapp 3,5 Prozent. Beim Betriebsergebnis fiel nach GAAP-Berechnung ein hoher Verlust von 177 Millionen Dollar an, eine Verdreifachung gegenüber dem Verlust von 58 Millionen Dollar im Vorjahresquartal.

Der bereinigte Non-GAAP-Verlust beläuft sich jedoch lediglich auf 27 Millionen Dollar, da sich mit 165 Millionen Dollar ein Großteil des GAAP-Verlusts auf die im April erfolgte Beilegung eines seit 2013 laufenden Rechtsstreits nach einer Sammelklage der Aktionäre wegen des BlackBerry 10-Smartphones zurückführen lässt. Der verwässerte Verlust je Aktie erhöhte sich im Vorjahresvergleich von 11 auf 35 Cent.

Umstrukturierung trägt erste Früchte

Trotz dieser insgesamt negativen Quartalszahlen verweist BlackBerry-CEO John Chen auf erste sichtbare Erfolge der Umstrukturierung des Konzerns, der im Februar 2022 seinen endgültigen Abschied aus dem Smartphone-Geschäft bekanntgab und sich verstärkt auf Services im digitalen Bereich konzentriert. Das scheint sich auszuzahlen, denn im ersten Quartal stieg der Umsatz des Segments „Internet of Things” um 19 Prozent auf 51 Millionen Dollar, während der Cybersecurity-Bereich um 6 Prozent auf 113 Millionen Dollar zulegte.

Die Anleger scheinen sich vorerst Chens Interpretation der Zahlen anzuschließen, denn seit der Bekanntgabe der Quartalszahlen nach Börsenschluss am Donnerstag stieg die BlackBerry-Aktie um bis zu 8 Prozent auf aktuell knapp 5,50 Euro.