Endlich Durchatmen: TeamViewer macht den Befreiungsschlag!

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Die Anleger waren stocksauer: Im März 2021 hatte sich die deutsche Firma TeamViewer beim englischen Fußballclub Manchester United (ManU) als Sponsor eingekauft. Dabei hatte das Softwareunternehmen aus Göppingen den Deal damals tatkräftig beworben.

Durch ihr Logo auf den Trikots der prominenten Kicker wollte die Firma ihre Reichweite massiv erhöhen. Hinzu kam eine operative Kooperation, mit der TeamViewer zeigen wollte, wie Konnektivitätslösungen die Fan-Erlebnisse und den IT-Support des Clubs verbessern können.

TeamViewer hatte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt

Doch an der Börse sorgte der Deal für Unverständnis. Der Grund: Im Unterschied zu den meisten anderen Sponsoren sehr erfolgreicher Fußballvereine ist TeamViewer finanziell gesehen ein kleines Licht. Medienberichten zufolge kostete der Vertrag rund 50 Millionen Euro pro Jahr. Für andere große Fußballgeldgeber wie Emirates, Etihad, Accor oder die Deutsche Telekom sind solche Summen Peanuts. Für TeamViewer eben nicht.

Das Unternehmen erzielte 2021 einen Umsatz von 501 Millionen Euro. Etwa ein Zehntel der Erlöse flossen also in den Sponsoring-Vertrag mit ManU. Die Aktionäre sahen in dem Deal deshalb eine Gefahr für die finanzielle Zukunft der Softwarefirma und ließen die Aktie nach Bekanntgabe nach unten rauschen.

Softwarefirma will als ManU-Hauptsponsor zurücktreten

Nun hat TeamViewer nach etwa anderthalb Jahren der lautstarken Kritik endlich Einsehen gezeigt. Wie die Firma kürzlich bekannt gab, habe man eine Ausstiegsmöglichkeit aus dem teuren Vertrag ausgehandelt. Demnach kann Manchester United die Rechte am Trikot-Sponsoring zurückkaufen und sich einen neuen Hauptsponsor suchen.

TeamViewer erwartet, dass man so schnell wie technisch möglich aus der Rolle des Hauptsponsor aussteigen kann. Komplett Lebewohl wollen die Göttinger dem englischen Club jedoch nicht sagen. Das Unternehmen will bis zum Ende des ursprünglichen Vertrags „mit angepasstem Umfang“ Teil des Partnernetzwerks von Manchester United bleiben. Der Vertrag war im März 2021 mit einer Laufzeit von fünf Jahren geschlossen worden.

Wie will TeamViewer am Ball bleiben?

Das abgespeckte Engagement soll das Volumen der Partnerschaft auf einen einstelligen Millionen-Dollar-Betrag verkleinern – mit einem deutlichen positiven Effekt auf die Profitabilität, so TeamViewer.  „Mit dem angepassten Umfang der Partnerschaft wäre es TeamViewer weiterhin möglich, seine Markenbekanntheit mithilfe der herausragenden Reichweite von Manchester United auszubauen und dabei gleichzeitig einem veränderten makroökonomischen Umfeld Rechnung zu tragen“, schreibt die Göttinger Firma.

Was genau das heißen mag, gab die Firma allerdings nicht preis. Gut möglich, dass TeamViewer die operative Komponente der Kooperation fortsetzen wird.  So nutzt zum Beispiel das Medienteam von ManU die TeamViewer-Software, um aus der Ferne und in Echtzeit auf die Computer von Fotografen zuzugreifen. Aber auch der IT-Backend-Betrieb des Fußballclubs läuft inzwischen zu großen Teilen über die Fernwartungssoftware.

Mein Fazit für Sie

Man sollte nicht lange um den heißen Brei herumreden: TeamViewer hat sich mit dem Sponsoring-Vertrag schlicht überhoben. Das Unternehmen hatte von der Corona-Pandemie und dem Homeoffice-Trend profitiert und sah sich wegen dieser Sonderkonjunktur stark genug, um mit den ganz Großen mitzuspielen. Das aber war ein Trugschluss, der an der Börse gnadenlos abgestraft wurde.

Dass TeamViewer jetzt die Belastungen durch den Vertrag reduzieren wird, ist prinzipiell ein positives Signal für die Aktie. Es bleibt abzuwarten, wie die restliche Zusammenarbeit mit dem englischen Fußballclub konkret aussehen wird – und wie genau TeamViewer damit positive Effekte in Sachen Profitabilität generieren will.

Ohnehin hatte der Anbieter von Fernwartungssoftware zuletzt erfreuliche Zahlen veröffentlicht. So stiegen die Billings (abgerechnete Umsätze) im dritten Quartal 2022 um 15 Prozent auf 144,6 Millionen Euro. Damit lag man knapp über dem Analystenkonsens. Das operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich gar um 43 Prozent auf 60,1 Millionen Euro. Die EBIDTA-Marge pendelte sich somit bei durchaus lukrativen 41,6 Prozent ein.

Ebenfalls positiv sind die Technologiepartnerschaften zu bewerten. TeamViewer forscht unter anderem mit SAP und Hyundai an Möglichkeiten zur weiteren Digitalisierung der Industrie. Dabei geht es beispielweise um Produktionsprozesse auf Basis der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR). Hier offenbart sich für die Softwarefirma mit Blick auf den Zukunftstrend „Industrie 4.0“ starkes Potenzial.

Das alles soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Corona-Boost ausgebrannt ist und TeamViewer prinzipiell kleinere Brötchen backen muss. Als Anleger sollten Sie also keine neuen Wunder erwarten und sich eher auf gemäßigteres Wachstum einstellen – auch wegen der aktuellen konjunkturellen Probleme in vielen Volkswirtschaften.