Ohne Aluminium keine Zukunft: Das müssen Sie jetzt wissen

Ohne Aluminium keine Zukunft: Das müssen Sie jetzt wissen
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Es war ein Paukenschlag. Bestimmt erinnern Sie sich noch: Im März hatte die EU den sogenannten Critical Raw Materials Act (CRMA) vorgelegt. Dieses Gesetzespaket soll Europa bei strategischen Rohstoffen, die zum Beispiel wichtig für die Energiewende, die Digitalbranche, den Luft- und Raumfahrtsektor oder die Rüstungsindustrie sind, unabhängiger von externen Lieferanten machen.

Das heißt: Brüssel will, dass die Förderung, Raffination, Verarbeitung und das Recycling solcher Rohstoffe künftig verstärkt in Europa vonstattengeht. Gleichzeitig sollen die EU-Staaten ihre Rohstofflieferanten diversifizieren. Also nicht mehr nur auf einzelne Exportstaaten wie China setzen, sondern alternative Partnerschaften mit anderen Ländern forcieren.

Aber welche Rohstoffe stufte die EU eigentlich als strategisch ein?

Im Folgenden sehen Sie die im März veröffentlichte Liste:

  • Wismut
  • Bor – metallurgische Qualität
  • Kobalt
  • Kupfer
  • Gallium
  • Germanium
  • Lithium – Batteriequalität
  • Magnesium-Metall
  • Mangan – Batteriequalität
  • Natürlicher Graphit – batterietauglich
  • Nickel – Batteriequalität
  • Metalle der Platingruppe
  • Seltene Erden für Magnete (Nd, Pr, Tb, Dy, Gd, Sm und Ce)
  • Silizium-Metall
  • Titan-Metall
  • Wolfram

Bekannte Energiewendemetalle wie Kupfer, Kobalt, Nickel und Lithium, aber auch Rohstoffe, die für die Computerindustrie wichtig sind wie Gallium, Germanium, Silizium und die Seltenen Erden sind laut der EU also von besonderer Relevanz.

Aluminium fehlt: Brüssel reagiert

Doch die Zusammenstellung hat auch blinde Flecken. Denn die EU berücksichtigte bei weitem nicht alle für die Zukunft Europas wichtigen Rohstoffe. Zum Beispiel fand sich im März in der Liste der strategischen Rohstoffe kein Bauxit. Wie Sie sicherlich wissen, ist Bauxit der Grundstoff von Aluminium. Experten hatten deshalb die EU scharf kritisiert und eine Aufnahme von Bauxit und Aluminium gefordert.

Und tatsächlich: Vor einigen Wochen hat Brüssel eingelenkt und sowohl Bauxit als auch Aluminium und Aluminiumoxid in die Liste der strategischen Rohstoffe integriert. Schaut man sich die Bedeutung dieses Werkstoffes für die Energiewende und die ökonomische Sicherheit der europäischen Volkswirtschaften an, ist die Aufnahme längst überfällig gewesen.

Warum Aluminium so wichtig ist

Aluminium ist schon heute wegen seines hervorragenden Festigkeits-Gewichts-Verhältnisses nach Stahl der zweitwichtigste Werkstoff der Welt. Und das Leichtmetall wird noch wichtiger werden. Aluminium ist nach Angaben der Weltbank ein essenzieller Bestandteil vieler kohlenstoffarmer Technologien wie Batterien, Solaranlagen, Windturbinen und Kohlenstoffspeicher.

Zudem ist Aluminium wegen seines geringen Gewichts ein Effizienz-Beschleuniger. Beispiel: Elektromobilität. Die E-Fahrzeuge sind wegen der riesigen Batterien deutlich schwerer als vergleichbare Verbrenner. Um die Reichweite und die Energieeffizienz der Stromer zu verbessern, muss die Autobranche die Elektrofahrzeuge also an anderer Stelle leichter machen. Und genau hier ist Aluminium die Lösung.

In E-Autos muss also wesentlich mehr Aluminium verbaut werden als in Verbrennern. Je nach Modell ist der Aluminium-Anteil in den Stromern bereits heute bis zu 6-mal höher als in Diesel- oder Benzinwagen. Laut Experten dürfte diese Diskrepanz in den kommenden Jahren weiter zunehmen, einfach weil die Autobranche ihren Stromer-Kunden möglichst viel Reichweite und Leistung bieten muss.

Prekäre Lage für Europa

Kein Wunder also, dass Aluminium eine glorreiche Zukunft prophezeit wird. Nach einer Studie im Auftrag des International Aluminium Institute (IAI) wird der globale Aluminiumbedarf unter anderem wegen der Elektromobilität bis 2030 einen neuen Rekordwert erreichen. Demnach müssen Aluminiumhütten bis Anfang der 30er Jahre insgesamt 119,5 Millionen Tonnen des leichten Werkstoffs pro Jahr hervorbringen. Das wären etwa 40 Prozent mehr als im Jahr 2020.

Für Europa ist das allerdings ein gravierendes Problem. Denn: Die Aluminium-Primärproduktion ist in den EU-Staaten laut Daten aus Brüssel in den letzten Jahren sukzessive zurückgegangen – wohl auch wegen der hohen Energie- und Personalkosten. Die EU wird also beim Aluminium immer abhängiger von externen Lieferanten.

Im Bild sehen Sie die Entwicklung der Importe, der Primärproduktion und des Recyclings von Aluminium in der EU – veröffentlicht vom Branchenverband European Aluminium.

Ein Bild, das Text, Diagramm, Karte enthält.

Automatisch generierte Beschreibung

Quelle: European Aluminium (https://european-aluminium.eu/about-aluminium/aluminium-industry/)

Die Grafik beinhaltet noch nicht das Jahr 2022, in dem es in Europa wegen der grassierenden Energieinflation zu erheblichen Problemen in der Aluminiumproduktion gekommen war. Besonders bitter: Die EU ist beim Aluminium unter anderem sehr stark von Russland abhängig, was mit Blick auf den politischen Konflikt ein erhebliches strategisches Risiko bedeutet.

Recycling und Klimaschutz: Aluminium muss nachhaltiger werden

Was die Grafik aber auch zeigt: Das Recycling rund um Aluminium ist auf dem Vormarsch. Tatsächlich gilt die Kreislaufwirtschaft als wichtiger Hebel zur Sicherung des europäischen Aluminiummarkts.

Gleichzeitig, und das sollten Sie als Anleger ebenfalls berücksichtigen, muss Aluminium klimaschonender werden. Der konventionelle Herstellungsprozess geht mit hohen CO2-Emissionen einher. Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass das Klimaschutzpotenzial von eigentlich ökologischen Technologien wie Solaranlagen oder Elektroautos ausgebremst wird.

Gelänge es den Herstellern also, den Werkstoff klimaschonender zu produzieren bzw. zu recyceln, würde das die Energiewende enorm unterstützen. Der Bedarf an nachhaltigem Aluminium dürfte in den nächsten Jahren daher massiv zunehmen.

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Und genau hier gibt es meiner Meinung nach für Sie als Anleger sehr gute Chancen, um sich langfristige Renditen zu sichern.

Ein Beispiel ist der Bergbaukonzern Rio Tinto. Das Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, mit dem der CO2-Fußabdruck der Aluminiumherstellung nach eigenen Angaben um satte 70 Prozent reduziert werden kann. Rio Tinto nutzt hierfür unter anderem Wasserkraftbetriebe als Energieversorger sowie recyceltes Material.

Der britisch-australische Konzern kooperiert in dieser Sache übrigens mit dem US-Aluminiumgiganten Alcoa. Alcoa wiederum ist über seine umfangreiche Produktion in Norwegen einer der wichtigsten Lieferanten der EU. Auch wenn Norwegen nicht Teil der EU ist, ist das Land Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und der Europäischen Freihandelszone (EFTA) und als solches ein enger Partner Brüssels. Alcoa dürfte also im Rahmen des Critical Raw Materials Acts eine herausragende Rolle zugkommen.

Mein Fazit für Sie

Unterschätzen Sie niemals Aluminium. Der Werkstoff ist von essenzieller Bedeutung für die Energiewende und die Hochtechnologie als Ganzes. Entsprechend wird die Nachfrage in den nächsten Jahren zunehmen und wohl auch der Marktpreis.

Achten Sie als Anleger besonders auf jene Aluminium-Konzerne, die künftig auf eine nachhaltige Produktion setzen. Hier gibt es gigantisches Potenzial für deren Gewinnmargen und nicht zuletzt für Ihre Renditeperspektive.