Goldminen-Aktien – auf den Hebel achten

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In US-Dollar gerechnet marschiert der Goldpreis strammen Schrittes auf sein All- Time-High zu. In Euro wurde der historische Höchststand bereits geknackt. Solange Putin gegen die und in der Ukraine wütet, dürfte der Preis für die Feinunze Gold weiter steigen. Nicht wenige Investoren erwägen eine Spekulation auf einen noch höheren Goldpreis durch den Kauf von Goldminenaktien. Entscheidend dafür, wie stark die Aktienkurse der Schürfer vom festen Preis des gelben Metalls profitieren, ist der sogenannte Hebel.

Physisches Gold oder Goldminen Aktien?

Bevor wir uns nun gemeinsam anschauen, was es mit dem Hebel bei Goldminen Aktien auf sich hat, die für viele Anhänger des Krisenmetalls Gold wohl wichtigste Frage: Soll man physisches Gold, also die sogenannten Bullion Coins – Anlagemünzen – kaufen? Oder doch besser die Aktien von Minenunternehmen?

Vorteil von Krügerrand, Eagle, Maple Leaf & Co. ist neben dem haptischen Vergnügen meist die Überzeugung, im Handumdrehen auf eine Eiserne Reserve zurückgreifen zu können. Man hat also etwas Handfestes. Wobei sich die ideale Aufbewahrung – daheim unter dem Kopfkissen oder im Banksafe – oft als problematisch oder aber als kostspielig entpuppt.

Der mit Abstand größte Nachteil aber von physischem Gold ist die teils happige Differenz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis – das Agio somit. Faustformel: Je kleiner die Goldeinheit, desto höher das Aufgeld. Ein paar Beispiele, die dieses spürbare Manko skizzieren.

Happige Aufgelder machen kleinere Goldmünzen selten rentabel

Das mit Abstand geringste Aufgeld – in Prozent – fällt beim Kilobarren Gold an. Hier beträgt die Spanne zwischen 0,2 und 0,3 Prozent. Bei einer einem Bullion Coin, der eine Feinunze wiegt, beträgt das Agio bereits mindestens 1,5 Prozent. Die Differenz zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis einer Goldmünze kann aber in der Spitze sage und schreibe bis zu 30 Prozent betragen – vorzugsweise bei Bullions mit einem Gewicht von einer 1/10 Unze.

Oft gilt hier also: außer Spesen nichts gewesen. Dann doch lieber Aktien von Minenunternehmen kaufen, weil diese die Aufwärtsbewegung des Goldpreises mitmachen? Keine schlechte Idee! Zu beachten ist aber, dass die Anteilsscheine von Schürfern nicht eins zu eins auf die Entwicklung des Goldpreises reagieren. Da kommt es entscheidend auf den sogenannten Hebel an.

Hebel bei Goldminen Aktien – was ist das?

Ausschlag gebend für den Hebel bei Goldminen Aktien sind die „All-in-Sustaining Costs“ (AISC). Dieser Parameter wurde von der Branchenorganisation World Gold Council eingeführt und gibt letztlich die Produktionskosten einer Minengesellschaft – für 1 Unze Gold und auf Dollarbasis – an. Faustformel: Je höher die Produktionskosten, desto größer der Hebel. Und je größer der Hebel, umso sensibler reagieren die Aktien von Minenwerten auf Veränderungen des Goldpreises –nach oben und auch nach unten.

So hoch sind die AISC (in US-Dollar/ Feinunze Gold), die ausgesuchte Minengesellschaften für das Jahr 2020 veröffentlicht haben:

  • Agnico-Eagle Mines 775
  • Kirkland Lake Gold 800
  • Newcrest Mining 862
  • Barrick Gold 967
  • Newmont 1045

Die fünf genannten Goldminen Unternehmen repräsentierten im Jahr 2020 eine Fördermenge von rund 16 Millionen Feinunzen Gold.

Wie wirkt der Hebel auf die Kurse von Goldminen Aktien

Klar scheint, dass der Hebel mehr oder weniger großen Einfluss auf die Profitabilität eines Minenunternehmens hat. Zumindest in der Theorie, weil viele Schürfer Preissicherungsgeschäfte, sogenanntes Hedging, betreiben.

Wir unterstellen beispielhaft, dass die Fantasiemine „Golden Sunshine“ die Feinunze Gold für 1.000 Dollar aus der Erde holt. Bei einem Preis je Feinunze von 1.200 Dollar bleibt ein netter Gewinn je Unze von 200 Dollar. Legt der Preis um 300 Dollar auf 1.500 Dollar zu, ist dies ein ansehnliches Plus von 25 Prozent. Unsere Mine „Golden Sunshine“ aber kann den Gewinn je Feinunze Gold um 150 Prozent steigern, der Hebel beträgt demnach 6.

Es versteht sich von selbst, dass dieser Hebel auch in die andere Richtung wirkt. Fällt der Goldpreis, verlieren die Schürfer mit vergleichsweise hohen Produktionskosten überproportional an Gewinn (= Hebeleffekt), Minengesellschaften mit niedrige(re)n Schürfkosten weniger. Was sich entsprechend auf die Kursentwicklung der Aktien auswirkt.

Hoher Hebel, niedriger Hebel – was tun?

Ein hoher Hebel bedeutet auch bei Goldminen Aktien eine vergleichsweise hohe Volatilität und ein entsprechend großes Risiko. Risikofreudige Spekulanten setzen auf Schürfer mit hohen Produktionskosten und entsprechend üppigem Hebel. Wer als Goldinvestor mit gebremstem Schaum agieren möchte, macht es genau umgekehrt. Tipp: Die Geschäftsberichte der Minenunternehmen kommunizieren in der Regel ihre Produktionskosten je Feinunze Gold.