Ölpreise bullisch dank OPEC-Förderkürzung

Grafische Darstellung der Ölpreisentwicklung
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Die OPEC+ will die Ölförderung kürzen, um 1,66 Millionen Barrel pro Tag. Die Hauptlast schultern dabei Russland mit einem Rückgang um 500.000 Barrel pro Tag und Saudi-Arabien mit ebenso viel weniger an Output. Von Russland war es ja nicht anders zu erwarten, nachdem ihnen sanktionsbedingt die Abnehmer wegbrechen, aber was ist mit Saudi Arabien los (und dem Rest der OPEC)?

Sehen wir uns zunächst einmal an, wie die Ölpreise auf die Ankündigung der Förderkürzung am vergangenen Wochenende reagiert haben:

OPEC+-Förderkürzung: Brent-Ölpreis steigt weiter

Quelle: stockcharts.com

Die Ölpreise sind gestiegen – weiter gestiegen!

Biden sauer: Ja spinnt denn der Bin Salman?!

Joe Biden, der für seine Amerikaner gerne niedrigere Kraftstoffpreise hätte, war von dem Vorgehen der Saudis wohl nicht sehr angetan.

Andere, wie James Bullard von der US-Notenbank Fed, zittern vor dem inflationären Effekt, den steigende Ölpreise mit sich bringen. Und die nächsten haben dann schon wieder Angst vor stärkeren Zinsanhebungen und den Auswirkungen auf die Konjunktur.

Und nicht wenige Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Saudis schon mal vorsorglich eine schwächere Erholung in China, sowie ein generelles schwächeres globales Wirtschaftswachstum antizipieren.

Ich behaupte, die Saudis (bzw. die OPEC) handeln aus einem einzigen Grund: Weil sie höhere Ölpreise brauchen.

Kronprinz bin Salman hat ein hehres Ziel: Er will aus Saudi Arabien ein besseres Dubai machen und verfolgt dafür überaus ambitionierte Bauprojekte, wie die 170 km lange Bandstadt The Line. Überhaupt soll Saudi Arabien ja für die Zukunft fit gemacht werden und auch ohne Öl, aber zum Beispiel mit Solarenergie weiter leben. All das kostet Geld.

Darüber hinaus hat Saudi Arabien, wie ich schon mehrmals schrieb, zunehmend Probleme auf seinen besten Ölfeldern noch günstig zu produzieren. Ghawar mag das größte Ölfeld der Erde sein, aber die Saudis haben schon seit Jahren Probleme damit, auf Ghawar die ehrgeizigen Förderziele zu erreichen, von denen einst die Rede war.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass die OPEC vielleicht schon im Vorfeld ihrer Förderkürzung zu dem Schluss kam, dass wir es in diesem Jahr möglicherweise mit einem Angebotsdefizit zu tun haben würden. Zumindest hatte die OPEC erst im Februar ihre Nachfrageprognose für dieses Jahr angehoben. Da ging die Energy Information Administration (EIA) noch von einem Überschuss in Höhe von 570.000 Barrel pro Tag aus. Diese Prognose wird die EIA wohl noch einmal überdenken müssen.

Schlussendlich hat die OPEC+ jetzt nichts anderes getan, als sich stabile Preise zu sichern und  – wenn alles glatt läuft – ein Angebotsdefizit zu kreieren. Meiner Einschätzung nach dürfte dieses mindestens (und unter der Voraussetzung, dass China nicht abschmiert) bei 1 Mio. Barrel pro Tag für 2023 liegen.

Was noch für weiter steigende Ölpreise spricht

Rohstoffe werden an Terminbörsen gehandelt, deshalb müssen Sie sich immer die Terminkurve eines Rohstoffs ansehen. Diese zeigt die aktuelle Preisstruktur für die Zukunft an. Sie zeigt also auf, ob die Preise in naher Zukunft höher sind, als die in späterer Zukunft. Wenn das der Fall ist, nennen wir dieses Szenario eine Backwardation. Diese ist immer die perfekte Ausgangslage für ein Long-Investment, weil sie keine Rollverluste bedeutet. Eine Backwardation zeigt auch, dass der Rohstoff aktuell tatsächlich knapp ist. Im Falle von Rohöl wird er nach der Förderkürzung auch längerfristig knapp bleiben, was sich aber noch nicht in der Terminkurve widerspiegelt.

Voila, eine Backwardation im Ölmarkt: Perfekt für einen Long-Einstieg

Die Positionierung der Marktteilnehmer ist ein weiteres bullisches Signal

In den Rohstoffmärkten ist die Positionierung der Marktteilnehmer ein weiterer wichtiger Hinweisgeber dafür, wohin der Hase laufen könnte. Ich beobachte dabei immer besonders die Positionierung der großen Spekulanten, des Managed Money, im Markt. Im folgenden Chart sehen Sie nach der WTI-Öl-Kursentwicklung im mittleren Verlaufsbild die Positionierung der Spekulanten in grün und im unteren Verlaufsbild in blau. Wie Sie unschwer erkennen können, haben die Spekulanten ihre Netto-Long-Position zuletzt deutlich abgebaut.

Dies ist oft ein starkes Signal für eine Trendwende nach oben. Wie Sie erkennen können, waren die großen Spekulanten in den letzten Jahren nur zweimal mit so einer geringen Netto-Long-Position vertreten. Beide Male führte dies schließlich zu einer Trendwende und einem deutlichen Anstieg der Ölpreise.

Fazit: Die Ölpreise werden noch weiter steigen

Die Ölpreise sind bereit für weitere Anstiege. Wichtig ist nur, dass China weiterdampft, damit uns die globale Konjunktur nicht abschmiert. Spannend sind aktuell auch die Aktien von Ölunternehmen. Diese haben noch weiteres Aufholpotenzial gegenüber dem Ölpreis.