Abbvie übernimmt Cerevel Therapeutics für 8,7 Mrd. Dollar

Inhaltsverzeichnis

Erst vor wenigen Tagen habe ich Ihnen berichtet, dass der US-Pharmakonzern Abbvie stolze 10,1 Mrd. US-Dollar (USD –– etwa 9,3 Mrd. Euro) für die Übernahme des US-Biotech-Unternehmens Immunogen geboten hat. Jetzt hat Abbvie schon wieder zugeschlagen.

Am Nikolaustag (06.12.2023) gab der in North Chicago/Illinois (60 km nördlich von Chicago) ansässige Konzern bekannt, dass er eine weitere Übernahmevereinbarung unterzeichnet hat. Abbvie will nun auch das auf die Entwicklung neurologischen Medikamente spezialisierte US-Startup Cerevel Therapeutics Holdings Inc. übernehmen.

Abbvie bewertet Cerevel mit rund 8,7 Mrd. Dollar

Laut Übernahmevereinbarung hat sich Abbvie bereit erklärt, den Cerevel-Anteilseignern für jede ausstehende Aktie 45,00 USD in bar zu zahlen. Mit diesem Übernahmeangebot bewertet Abbvie Cerevel Therapeutics, einschließlich Schulden, mit etwa 8,7 Mrd. USD.

Diese Offerte beinhaltet eine Übernahmeprämie von guten 21,9% auf den Schlusskurs der Cerevel-Aktie vom 06.12.2023 und ist ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk für die Anleger, die in Cerevel-Aktien investiert haben. Doch bevor ich Ihnen weitere Details zur Übernahme präsentiere, möchte ich die beteiligten Unternehmen kurz skizzieren.

Die Unternehmen im Kurzporträt

Die erst 2018 gegründete und in Cambridge/Massachusetts (Großraum Boston) ansässige Cerevel Therapeutics Holdings Inc. ist ein Biotechnologie-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Präparaten zur Behandlung neurowissenschaftlicher Erkrankungen spezialisiert hat.

Cerevel Therapeutics hat zwar keine Produkte am Markt, dafür aber eine breit gefächerte Entwicklungs-Pipeline, die 5 in der klinischen Phase befindliche Prüfpräparate und mehrere präklinische Wirkstoffe umfasst. Mithilfe dieser Präparate sollen Krankheiten wie Schizophrenie, Alzheimer-Psychose, Epilepsie, Panikstörungen und die Parkinson-Krankheit behandelt werden.

Die gut 300 Cerevel-Mitarbeiter haben im Geschäftsjahr 2022 keinen Umsatz erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) beläuft sich auf -407 Mio. USD.

Abbvie Inc. (eigene Schreibweise: AbbVie) entstand 2013 als Spin-off des Pharmakonzerns Abbott Laboratories. Das Pharma- und Biotechunternehmen ist vornehmlich in den Bereichen Immunologie, Onkologie, Neurologie und Virologie tätig.

Abbvie beschäftigt weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter an Standorten in mehr als 70 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen in Wiesbaden, Ludwigshafen und Berlin vertreten.

Im Geschäftsjahr 2022 hat der Pharmariese einen Umsatz von gut 58 Mrd. USD erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 18,8 Mrd. USD.

Abbvie will Neurosparte ausbauen

Bei Abbvie sind die Patentrechte für den Kassenschlager Humira, ein Präparat zur Behandlung von chronischer Plaque-Psoriasis, ausgelaufen. Daher investiert das Unternehmen verstärkt in neue, erfolgversprechende Präparate.

So will Abbvie durch die Übernahme von Cerevel sein Angebot an neurowissenschaftlichen Präparaten ausbauen, um mittelfristige Einnahmequellen zu sichern, wie Abbvie-Chef Richard A. Gonzalez in einem Statement zur Übernahme bestätigt:

„Unser bestehendes neurowissenschaftliches Portfolio und unsere kombinierte Pipeline mit Cerevel stellen eine bedeutende Wachstumschance bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein dar.“

So reagierte die Börse

Am Tag nach Bekanntgabe der Übernahme stieg der Kurs der Cerevel-Aktie um 11,4% auf 41,13 USD. Damit blieb der Kurs allerdings deutlich unter den von Abbvie gebotenen 45 USD.

Auch der Kurs der Abbvie-Papiere legte am 07.12.2023 zu und stieg um 1% auf 147,97 USD. Die Investoren sind offensichtlich davon überzeugt, dass die kostspielige Übernahme ein gutes Investment ist.

So soll es weiter gehen

Abbvie rechnet damit, dass die Transaktion bis Mitte 2024 abgeschlossen werden kann. Zuvor müssen noch die Cerevel-Aktionäre der Transaktion zustimmen und auch die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen grünes Licht für die Übernahme geben.