Reality-Check für Amazon – Bilanz Q1 2022

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Die gestrige Veröffentlichung der Bilanz für das erste Quartal des Internetgiganten Amazon glich einem Schockmoment. Nach jahrelangen Gewinnsteigerungen musste Amazon einen Nettoverlust von 3,8 Milliarden Euro in den ersten vier Monaten des Jahres – der erste Quartalsverlust seit 2015 – verzeichnen. Die Reaktion am Börsenmarkt folgte zugleich mit einem Kursverlust pro Aktie von 7,56 US-Dollar.

Was dahinter steckt und wieso Anleger wohl auch in Zukunft auf die Amazon Aktie bauen werden können, lesen Sie hier.

Opfer des eigenen Erfolges

Einer der Hauptgründe für den Gewinneinbruch ist paradoxerweise Amazons rapides Wachstum während der Pandemiejahre 2020 und 2021. Steigende Preise drücken die Kauflaune der Kunden des Unternehmens, welches nun aber wiederum auf den zusätzlich angemieteten Lagerhallen und eingestellten Mitarbeitern festsitzt. Während Mitarbeiter – vor allem unter der laxen US-amerikanischen Arbeitsmarktregulierung – sehr schnell entlassen werden könnten musste Amazon für die Warenlager längerfristige Verträge mit bis zu 18 Monaten Bindungsfrist eingehen. Diese Überkapazität drückt nun auf die Rentabilität, sollte sich aber im Laufe des Jahres wieder einpendeln, so das Management.

Lieferkettenprobleme mal anders

Ein weiterer – im weitesten Sinne – pandemiebedingter Verlust kam über Amazons Beteiligung am E-Autobauer Rivian, welcher zuvor wegen Lieferkettenproblemen seine Produktionszahlen für 2022 drastisch reduziert hatte. Der Rivian Aktienkurs reagierte prompt, was Amazon einen Verlust von 7,6 Milliarden US-Dollar bescherte.

Take me to the Cloud above

Während die Verluste eindrücklich klarmachen, dass auch die Amazon Retail Sparte nicht gegenüber makroökonomischen Trends immun ist, konnten andere Geschäftsbereiche aufhorchen lassen. Amazon Webservices verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 37 Prozent gegenüber dem letzten Jahr mit einem Umsatz von 18,4 Milliarden US-Dollar. Speziell Amazons Cloud Division konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen.

Preissteigerung für Gratislieferungen?

Dennoch drücken die erhöhten Personalkosten – eine Folge des momentan sehr kompetitiven US-amerikanischen Arbeitsmarkts – und die Inflation auf die Stimmung. Vor allem der Hauseigene Lieferservice kämpft mit den hohen Spritpreisen. Sozusagen als eine Art kleiner ad hoc Geldspritze, hat sich das Amazon Management deshalb entschlossen, die Preise für seine amerikanischen Prime Mitglieder von 119 US-Dollar auf 139 US-Dollar zu erhöhen und einen 5-prozentigen Spritaufschlag auf Eigenlieferungen einzuheben.

Fazit: Mehr Licht als Schatten

Während der Gigant aus den verschiedensten Gründen leicht schwankt, zeigt die Diversifizierungsstrategie Amazons abermals sehr positive Resultate. Vor allem die Berichte aus dem Amazon Webservices Bereich, der zu den Marktführern in on-demand Cloud Computing Plattformen zählt, sollten zukunftsorientierte Anleger milde stimmen. Mein Fazit: Die Amazon Aktie gönnt sich eine wohlverdiente Verschnaufpause, aber die Reise sollte weiterhin nach oben gehen.