Apple, Dell, HP: PC-Krise in Q1 2023 – wie geht es weiter?

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Haben Sie sich im letzten Jahr einen neuen PC gekauft? Tatsächlich haben viele Menschen 2022 vor einer solchen Anschaffung Abstand genommen. Nach dem coronabedingten Boom ist der globale PC-Markt deshalb deutlich eingebrochen.

Q1 2023: So stark ging es für den PC-Markt abwärts

Eine Entwicklung, die sich auch 2023 fortzusetzen scheint, wie nun die Marktforscher der International Data Corporation (IDC) in einer neuen Studie konstatieren.

Kurzum: Laut IDC lieferten die größten Hersteller im ersten Quartal 2023 insgesamt 57 Millionen Personal Computer aus. Das entspricht einem Rückgang von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Besonders bitter: Die Absatzzahl lag somit insgesamt auch signifikant unter dem Vor-Corona-Niveau aus 2019. So hatten die Hersteller in Q1 2019 noch 59,2 Millionen PCs abgesetzt.

Warum die Branche Abstriche machen muss

Bevor wir uns anschauen, welche Aktien davon betroffen sind, zunächst ein paar Worte zu den Hintergründen. IDC weist auf mehrere Faktoren hin, die für den Einbruch des Marktes verantwortlich sein dürften. Demnach belastet das schlechtere makroökonomische Klima die Konsumstimmung der Verbraucher und drückt auf die Nachfrage. Schließlich müssen viele Menschen wegen der hohen Inflation und der gestiegenen Lebenshaltungskosten ihr Geld zusammenhalten und schrecken daher von eher teureren Anschaffungen zurück.

Gleichzeitig hatten viele Verbraucher und Unternehmen während der Hochzeit der Pandemie ohnehin schon in die Modernisierung ihrer IT investiert, was nun – auch unabhängig von der Inflation – in einer gewissen Sättigung und einer niedrigeren Nachfrage resultiert.

Hersteller sitzen auf hohen Lagerbeständen

Das zeigt sich laut IDC auch anhand der hohen Lagerbestände der Hersteller. Bereits im letzten Jahr hatte es Berichte gegeben, wonach manche PC-Hersteller auf Ware im Wert einer halben Jahresproduktion sitzen würden.

Immerhin: IDC registrierte in Q1 2023 eine sukzessive Verringerung der Lagerbestände. Diese lägen aber immer noch weit „über dem gesunden Niveau“, so IDC-Forschungsleiter Jitesh Ubrani. Selbst wenn die Hersteller nun massive Preisnachlässe forcierten, sei damit zu rechnen, dass die hohen Bestände bis zur Jahresmitte oder bis in Q3 hinein die Absätze ausbremsen würden.

PC-Aktien: Apple verzeichnet größten (prozentualen) Einbruch

Interessant ist der Blick auf die einzelnen Hersteller. Denn tatsächlich musste der eigentlich als relativ krisenresistent geltende Mega-Konzern Apple den größten Rückschritt hinnehmen. Apple verkaufte in Q1 2023 laut IDC nur 4,1 Millionen Geräte. Das ist ein Minus von satten 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Bild sehen Sie übrigens das neue „MacBook Pro“ von Apple.

Bildquelle: Apple (14″ MacBook Pro und 16″ MacBook Pro – Apple (DE))

Aber auch die anderen großen Player gaben im zweistelligen Prozentbereich nach. Im Folgenden sehen Sie die Top 5 und deren Verkaufszahlen in Q1 2023 (via IDC).

Lenovo: 12,7 Millionen Geräte (-30,3 %)

HP: 12,0 (-24,2 %)

Dell: 9,5 ( -31,0 %)

Apple: 4,1 (-40,5 %)

ASUS: 3,9 (-30,3 %)

Betroffen von der Misere sind freilich nicht nur die genannten PC-Aktien selbst, sondern auch die davon abhängigen Titel. So leiden auch Hardware-Ausrüster wie Nvidia oder AMD unter dem schwachen Markt – ebenso wie die Software-Anbieter. Microsoft etwa hatte bereits im letzten Jahr einen erheblichen Einbruch seines Windows-Geschäfts einräumen müssen.

Aber wie geht es jetzt weiter?

IDC ist tatsächlich eher optimistisch gestimmt. Die Marktforscher erwarten für das nächste Jahr wieder eine Belebung der PC-Nachfrage. Laut der Studie dürfte die Weltkonjunktur in 2024 wieder deutlicher anziehen, was Verbrauchern sowie Unternehmen mehr finanziellen Spielraum ermöglichen würde. Zudem betont IDC, dass die während Corona angeschaffte Hardware etwa in Schulen, Privathaushalten und Büros dann bereits wieder veraltet sei, weshalb es einen neuen Modernisierungsschub geben dürfte.

IDC jedenfalls sieht in der derzeitigen Flaute auch eine Chance. Den Experten zufolge verschaffen sich viele PC-Hersteller durch die schwache Nachfrage ausreichend Zeit, um ihre Produktionsstrategie zu überdenken. Demnach prüfen die Konzerne derzeit intensiv neue Fertigungsstandorte außerhalb Chinas.

Apple beispielsweise will künftig mehr Geräte in Indien produzieren (lassen), um sich unabhängiger von China zu machen. Und auch Dell und HP streben verstärkt nach Indien – ganz zum Wohlgefallen der Regierung in Neu-Delhi. Laut Medienberichten lockt Indien die großen PC-Konzerne mit lukrativen Investitionshilfen an.

Mein Fazit für Sie

Dass der Corona-Boom auf dem PC-Markt nicht ewig anhalten würde, war schon vor Jahren abzusehen. Doch die hohe Inflation und die Konjunkturängste haben den Einbruch des Marktes nun befeuert.

Besonders kurios: Während der Pandemie hatte der Markt unter massiven Problemen in den Lieferketten gelitten, was noch höhere Verkaufszahlen verhinderte. Und jetzt, einige Zeit später, hat sich das Ganze umgekehrt. Die Lieferketten funktionieren zwar wieder deutlich besser – die Nachfrage allerdings ist eingebrochen. Die Hersteller sitzen derzeit also förmlich auf ihren Produkten.

Wichtig für Sie als Anleger: Der PC-Markt ist traditionell eher schwankungsaffin. Das heißt, es ist nicht ungewöhnlich, dass die Branche durch Flauten gehen muss. Vor allem in den Zehnerjahren hatte sich das mehrmals gezeigt.

Entsprechend kommt die von IDC geschürte Hoffnung auf eine neue Belebung des Marktes nicht von ungefähr. Die Perspektive der genannten Aktien in diesem Geschäftsbereich ist also meiner Meinung nach gar nicht so schlecht – wenngleich es abzuwarten gilt, wann genau der Markt den Turnaround schaffen kann.

Prinzipiell positiv ist zudem die zunehmende Abkehr von China zu bewerten. Gerade im Technologiebereich verhärten sich die Fronten zwischen Washington und Peking massiv. Um nicht ins Sanktions-Kreuzfeuer zu geraten, müssen westliche PC-Hersteller ihr Engagement in China reduzieren. Das geht natürlich mit hohen Investitionen einher, dürfte auf langfristige Sicht aber fast schon unausweichlich sein.