EBIT, EBITDA, Cashflow & Co.: Kennen Sie den Unterschied?

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Langeweile kommt für Sie als Aktionär aktuell nicht auf: Die Berichtssaison 2023 wird erst in diesen Tagen abgeschlossen, da starten die ganz schnellen Unternehmen bereits den Zahlenreigen für das 1. Quartal 2024.

Auf Basis der Jahres- und Quartalszahlen entscheiden Sie als Aktionär, ob es sich lohnt, eine Aktie zu kaufen oder zumindest zu halten, oder ob Sie sie lieber verkaufen sollten. Aber Achtung, wenn Sie die vermeldeten Gewinne betrachten: Es besteht die Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Die Gewinn-Kennzahlen, welche die Unternehmen verwenden, sind keinesfalls immer einheitlich. Lesen Sie heute, worin sich Jahresüberschuss, EBIT, EBITDA und operativer Cashflow unterscheiden.

Jahresüberschuss: typisch deutsch

Den Jahresüberschuss (Nettogewinn) finden Sie häufig in der Gewinn- und Verlustrechnung deutscher AGs. Er ist leicht zu verstehen. Es handelt sich schlichtweg um den Ertrag eines Unternehmens abzüglich seines Aufwands.

Zu diesem Aufwand gehören auch Abschreibungen für langlebige Wirtschaftsgüter, Zinsen für Fremdkapital (Bankkredite oder Anleihen) und genauso Steuern. Zwei Nachteile hat diese Kennzahl: Erstens: Es werden darin nicht nur die Erträge aus der operativen Geschäftstätigkeit berücksichtigt, sondern auch beispielsweise einmalige Erträge aus dem Verkauf einer Firmenbeteiligung oder Tochterfirma. Das aber kann die wahre Situation des betreffenden Unternehmens verschleiern. Zweitens: Zinsen und Steuern sind von Staat zu Staat unterschiedlich. Sind beide in der Gewinn-Kennzahl eines Unternehmens enthalten, erschwert das den internationalen Vergleich.

EBIT: international üblich

Die Abkürzung EBIT steht für „Earnings before Interest and Taxes“, übersetzt: „Gewinn vor Zinsen und Steuern“. Der zweite oben angeführte Nachteil ist hier eliminiert: Zinsen und Steuern werden als Aufwendungen nicht berücksichtigt. Damit eignet sich diese Gewinn-Kennzahl besser für den Vergleich mehrerer Aktiengesellschaften aus verschiedenen Ländern. Denn schließlich geht es darum, die Ertragskraft unabhängig vom Standort zu beurteilen. Aber der erste Nachteil bleibt bestehen: Auch im EBIT können Effekte enthalten sein, die nichts mit der laufenden Geschäftstätigkeit zu tun haben.

EBITDA: Hier sollten Sie vorsichtig sein

EBITDA ist die Abkürzung für „Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation“. Das heißt auf Deutsch: „Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibung auf materielle und immaterielle Vermögenswerte“.

Herausgerechnet wird hier also nicht nur, was an Fremdkapitalgeber und Finanzamt geht, sondern auch, was das Unternehmen aufs Jahr heruntergerechnet aufwendet, etwa für seine Produktionsanlagen und Fuhrparks (materielle Vermögenswerte) sowie zum Beispiel für Patente, Schutzrechte und Lizenzen (immaterielle Vermögenswerte).

Das EBITDA ist eigentlich dazu gedacht, Unternehmen in verschiedenen Phasen der Entwicklung miteinander zu vergleichen. Angenommen, ein sehr junger Telekommunikations-Anbieter muss noch enorm investieren in seine Netze, Mobilfunkmasten und sonstige Infrastruktur. Das Geld dafür muss er irgendwie erwirtschaften. Und angenommen, Sie möchten dieses sehr junge Unternehmen vergleichen mit einem alten Hasen, der die wesentliche Infrastruktur schon hat. Da könnte man argumentieren: Der Vergleich ist nicht fair, weil das junge Unternehmen die ganzen Investitionen stemmen muss, und das ältere nicht.

Tatsächlich aber wird das EBITDA oft verwendet, um vorhandene Defizite zu verschleiern. Vorsicht ist also angebracht, wenn Ihnen längst etablierte Unternehmen keine andere (positive) Gewinn-Kennzahl präsentieren außer dem EBITDA. Da ist häufig etwas faul!

Operativer Cashflow: aussagekräftig, aber nicht branchenübergreifend vergleichbar

Ich schaue bei der Fundamentalanalyse gerne auf den operativen Cashflow. Das ist das Geld, das wirklich nur aus der operativen Geschäftstätigkeit des jeweiligen Unternehmens hereinkommt.

Alles was nicht zum operativen Geschäft gehört bzw. keine Zahlungsströme verursacht, bleibt unberücksichtigt. Diese Kennzahl ist nicht so leicht manipulierbar. Das macht sie ausgesprochen aussagekräftig. Einen kleinen Nachteil gibt es aber doch: Unternehmen aus verschiedenen Branchen lassen sich nicht mithilfe dieser Kennzahl vergleichen.

Mein Rat: Schauen Sie sich genau an, welche Gewinn-Kennzahl ein börsennotiertes Unternehmen ausweist. Dann wissen Sie auch, wo es möglicherweise tricksen könnte. Vorsicht ist vor allem beim EBITDA angebracht. Beim Jahresüberschuss oder EBIT sollten Sie zumindest berücksichtigen, inwiefern Sondereffekte aus dem nicht-operativen Geschäft diese Zahlen verfälschen.