Der Glücksspielkonzern FDJ will Kindred übernehmen

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Zum Wochenbeginn legten die Kurse der europäischen Glücksspielanbieter La Francaise des Jeux (FDJ) und Kindred kräftig zu. Grund für diesen Kurssprung war – wie so oft – die Bekanntgabe eines Übernahmeangebots.

So bestätigte der Vorstand des in Malta registrierten Online-Glücksspielanbieters Kindred Group plc am frühen Montagmorgen ein Übernahmeangebot vom französischen Mitbewerber La Francaise des Jeux SA erhalten zu haben und empfahl seinen Aktionären, das Angebot anzunehmen.

Durch die Übernahme würde der zweitgrößte Anbieter im europäischen Glücksspielsektor entstehen. Bevor ich jedoch auf die konkreten Inhalte der Übernahmeofferte eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Glücksspielunternehmen kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

Kindred Group plc (ehemals Unibet Group plc) wurde 1997 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Sliema, Malta. Das Unternehmen bietet Online-Glücksspiele (z.B. Poker, Casinospiele und Bingo) vornehmlich in Europa, Australien und Nordamerika an. Darüber hinaus ist Kindred ein führender Sportwettenanbieter.

Am 15. März 2022 verzeichnete Kindred weltweit rund 30 Mio. registrierte Kunden. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 2.500 Mitarbeiter. Die Kindred-Aktie ist an der Nasdaq Stockholm notiert.

Im Geschäftsjahr 2022 hat Kindred einen Umsatz von gut 1 Mrd. britischen Pfund (GBP – entspricht 1,25 Mrd. Euro) erzielt. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 132,7 Mio. GBP (155 Mio. Euro).

Frankreichs führender Glücksspielanbieter La Francaise des Jeux SA wurde bereits 1933 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Boulogne-Billancourt (Großraum Paris). Das Unternehmen bietet Glücksspiel in Form von Lotteriespielen (Ziehungen und Sofortspiele), Sportwetten, Pferdewetten und Online-Glücksspiele (Poker) an.

Die Aktie der FDJ Group ist am geregelten Markt der Euronext Paris notiert. Gut ein Fünftel der FDJ-Aktien werden vom französischen Staat gehalten. Die gut 3.100 FDJ-Mitarbeiter haben in 2022 einen Jahresumsatz von 2,46 Mrd. Euro und ein EBIT von 427,8 Mio. Euro erzielt.

Übernahmeofferte im Detail

FDJ bietet den Kindred-Aktionären 130 schwedische Kronen (SEK) in bar für jede Aktie. Damit beinhaltet das Angebot eine Übernahmeprämie von 24% bezogen auf den Schlusskurs der Aktie vom 19.01.2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots.

FDJ wird die Akquisition zu einem großen Teil aus seinem Barvermögen und den Rest durch einen Überbrückungskredit bei führenden französischen Banken finanzieren.

Unter dem Strich bewertet die Übernahmeofferte Kindred mit einem Unternehmenswert von 2,6 Mrd. Euro. Fünf Hauptaktionäre von Kindred, die zusammen 27,9% des Kapitals halten, haben sich unwiderruflich verpflichtet, die Transaktion zu unterstützen und ihre Aktien anzudienen. FDJ hat eine Übernahmeschwelle von mindestens 90% des Kapitals festgelegt.

Durch die Übernahme des Mitbewerbers will FDJ sein Portfolio vor allem im Bereich der Online-Sportwetten und -Spieleaktivitäten ausbauen. „Die Kombination beider Unternehmen wird zu einer stärkeren strategischen Positionierung und einer bedeutenden Wertschöpfung zum Nutzen unserer Aktionäre und breiteren Interessengruppen führen“, so Stéphane Pallez, Vorsitzende und CEO der FDJ Group.

So reagierte die Börse

Wie bereits angedeutet, konnten die Kurse beider Unternehmen am gestrigen Börsentag deutlich zulegen. So sprang der Kurs der Kindred-Aktie an der Stockholmer Börse um 16,7% auf 121,90 SEK und lag damit nur noch knapp unter dem Übernahmeangebot. Die Anleger gehen offensichtlich davon aus, dass der Deal problemlos über die Bühne gehen wird.

Auch der Kurs der FDJ-Aktie verzeichnete gestern deutliche Gewinne. Er stieg an der Pariser Börse um 6,2% auf 36,50 Euro. Eine derart positive Kursentwicklung ist bei einem übernehmenden Unternehmen eher ungewöhnlich. Die FDJ-Investoren sind offensichtlich von dem Zukauf mehr als überzeugt.

So soll es weitergehen

Das Übernahmeangebot wird offiziell am 19. Februar 2024 für einen Zeitraum von maximal neun Monaten auf den Markt gebracht. Wird in diesem Zeitraum die Übernahmeschwelle von 90% des ausgegebenen Kapitals erreicht, müssen nur noch die üblichen Bedingungen erfüllt und die Genehmigungen der zuständigen Aufsichtsbehörden erteilt werden, damit die Transaktion abgeschlossen werden kann.

Die Übernahme wird aller Voraussicht nach gegen Ende des laufenden Jahres abgeschlossen werden.