Amazon: Starke Quartalszahlen mit Makel

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Die Quartalsberichtsaison ist im vollen Gange. Zahlreiche große Technologiewerte liefern besser als erwartete Zahlen ab. Doch nicht immer reicht dies aus, um die Anleger zufrieden zu stellen. Dies gilt auch für die überraschend guten Ergebnisse von Amazon.

Quartalsergebnisse deutlich über Prognosen

Nachdem der Quartalsbericht zuvor negativ überraschte, lief es im ersten Quartal 2023 wieder deutlich besser: Amazon steigerte seinen Umsatz trotz ungünstiger Wechselkurse um knapp 10% auf gut 127 Mrd. US-Dollar, das sind rund 3 Mrd. US-Dollar mehr als im Vorfeld erwartet.

Außerdem gelang die Rückkehr in die Gewinnzone. Der Gewinn fiel mit 3,1 Mrd. US-Dollar oder 0,31 US-Dollar pro Aktie deutlich höher aus als erwartet (0,21 US-Dollar).

Während der Pandemie zu schnell gewachsen

Während der Pandemie hatte Amazon etwas zu aggressiv expandiert und rudert nun zurück. Mit seinen Kosteneinsparungs-Bemühungen kommt der Konzern aber inzwischen gut voran, wie die Zahlen zeigen. Aus einigen Geschäftsbereichen, die auf absehbare Zeit keine Gewinne abwerfen, hat sich der Amazon komplett zurückgezogen, beispielsweise die physischen Buchläden, das Fitnessband Halo und der virtuelle Gesundheitsdienst Amazon Care. Der Fokus auf E-Commerce und Cloud dürfte die Gewinnmargen in den nächsten Jahren wieder steigen lassen.

Warnung vor weniger Wachstum der Cloudsparte enttäuscht die Anleger

Nachdem der Aktienkurs im nachbörslichen Handel nach der Bekanntgabe der Ergebnisse kurzzeitig um 10% nach oben gesprungen war, sorgte eine Aussage von Amazon-Finanzchef Brian Olsavsky für eine kalte Dusche: Olsavsky warnte vor einem Rückgang der Wachstumsraten bei Amazons Cloud-Geschäft.

Das verdarb den Anlegern umgehend die Stimmung, sodass die Aktie unterm Strich sogar leichte Verluste nach dem Quartalsbericht verbuchte.  

Cloud-Tochter AWS ist das Kronjuwel des Konzerns

Keine Frage: Die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) ist das Kronjuwel des Amazon-Imperiums. Das erklärt auch die enttäuschte Reaktion der Anleger nach einem eigentlich starken Quartal. AWS ist sowohl der größte Wachstumstreiber als auch der Garant für schwarze Zahlen auf Konzernebene.  

Immer mal wieder kommen Diskussionen auf, ob Amazon AWS an die Börse bringen soll. Aus meiner Sicht wäre dies eine gute Entscheidung. Ein Börsengang von AWS hätte für Amazon gleich zwei Vorteile: Zum einen könnte man damit den Forderungen nach stärkerer Regulierung des Internet-Giganten den Wind aus den Segeln nehmen.

Und zum anderen zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass die Summe der einzelnen Teile eines Unternehmens in aller Regel deutlich mehr wert ist. Ein Börsengang von AWS würde die Aktie zu einem der begehrtesten Technologiewerte machen.

Den perfekten Zeitpunkt für den Börsengang von AWS hat Amazon allerdings verpasst. Mit geringeren Wachstumsraten dürften in Zukunft nicht mehr so eine hohe Bewertungen für AWS abrufbar sein.