Bayer Aktie weiter tiefrot: Vorstand fokussiert operative Verschlankung

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Sportlich läuft es dieser Tage rund für Bayer: Die Werkself aus Leverkusen ist drauf und dran, die Serie des Rekordmeisters zu brechen und die laufende Spielzeit der Fußball-Bundesliga zu gewinnen. Mit dem Sieg im „kleinen Derby“ gegen den Lokalrivalen aus Köln am vergangenen Wochenende konnte Bayer Leverkusen seine Tabellenführung behaupten, die Münchener rangieren mit einem ordentlichen Abstand von 10 Punkten auf dem Konto auf dem zweiten Platz.

Seit Monsanto-Übernahme: Bayer verliert drei Viertel seines Börsenwerts

Doch so glänzend die Erfolge auf dem Rasen auch sein mögen – dem Konzern steht das Wasser bis zum Hals. Noch immer darbt das Unternehmen nach der umstrittenen Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto. Wegen dessen Düngemittel RoundUp, der auf Basis von Glyphosat funktioniert, liefern sich die Leverkusener seit Jahren tausende teure Gerichtsverfahren in den USA und anderswo. Immer geht es um Schmerzensgeld und Schadensersatz, weil Kläger ihre Krebsleiden auf das Düngemittel zurückführen. Nicht selten haben sie Erfolg vor US-Gerichten, immer wieder muss Bayer finanzielle Polster bilden, um die Rechtsstreitigkeiten finanzieren zu können.

Seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2016 für stolze 60 Milliarden Euro hat Bayer an der Börse massiv an Wert verloren. Gerade mal ein Viertel der einstigen Marktkapitalisierung ist noch übrig, die Aktie befindet sich seit Jahren im freien Fall und hat erst vor wenigen Wochen den heftigsten Tagessturz in ihrer Geschichte verzeichnen müssen: An nur einem einzigen Handelstag büßte das Papier mehr als 20 Prozentpunkte ein.

Herber Rückschlag im Pharma-Segment

Hintergrund war dabei ein Hoffnungsträger in der Medikamentenpipeline, der in einem weit fortgeschrittenen Forschungsstadium eingestampft werden musste. Die Ergebnisse der klinischen Studien waren nicht zufriedenstellend, nun fehlt es an einer alternativen Cash Cow im Portfolio – und das umso dringender, als in den kommenden Jahren gleich mehrere lukrative Patente auslaufen.

Vor diesem Hintergrund ist die Meldung zu interpretieren, die zum Wochenauftakt die Runde machte: Demnach sichert sich Bayer die exklusiven Vermarktungsrechte in Europa für ein neues Herzmedikament, das von einem US-Biotechnologieunternehmen entwickelt wurde und kurz vor der Zulassung steht. Dem Wirkstoff wird Blockbuster-Potenzial zugeschrieben – und das könnte Bayer wahrlich gut gebrauchen.

Kapitalmarkttag in London: Anderson stellt Weichen für Bayer-Zukunft

Denn am heutigen Dienstag veranstaltete der Chemieriese seinen mit Spannung erwarteten Kapitalmarkttag in London. Dort präsentierte CEO Bill Anderson nicht nur die Geschäftsergebnisse des Vorjahres, sondern auch seine Zukunftspläne für den Bayer-Konzern. Abspaltungen oder der Verkauf einzelner Sparten, den Anleger lange gefordert hatten, soll es demnach vorerst nicht geben. Ausgeschlossen wird ein solcher Schritt für die Zukunft allerdings ausdrücklich nicht.

Stattdessen sollen die einzelnen Geschäftsbereiche zunächst auf Vordermann gebracht und die interne Struktur gestrafft werden. Konkret hat das Unternehmen bereits vor einigen Wochen einen umfassenden, aber noch nicht näher bezifferten Stellenabbau angekündigt, wobei insbesondere Einsparungen im mittleren Management vorgesehen sind. Dadurch sollen neben Personalkosten auch bürokratische Abläufe reduziert werden.

Bayer macht Milliardenverlust: Geschäftszahlen im Rahmen der gesenkten Prognose

Die Reorganisation des operativen Geschäfts hat für Anderson Vorrang vor einem strukturellen Umbau, der möglicherweise als weiterer Schritt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts anstehen könnte, akut aber nicht zur Debatte steht.

Die frischen Geschäftszahlen fallen düster aus. Nachdem die Leverkusener 2022 noch einen Gewinn von gut 4,1 Milliarden Euro erwirtschaften konnten, steht für 2023 ein dickes Minus von fast 3 Milliarden Euro unterm Strich. Der konzernweite Umsatz ging um 1,2 Prozent zurück auf 47,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn lag mit 11,7 Milliarden Euro mehr als 13 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt hat Bayer damit seine selbstgesteckte, aber bereits abgesenkte Prognose erreicht.

Anleger frustriert: Dividende gekürzt und Aktie im Keller

Anleger bekommen die schlechte Entwicklung nicht nur über den Aktienkurs zu spüren, der sich auf einem 20-Jahres-Tief eingependelt hat. Auch an der Dividende wird kräftig gespart: Hier sollen pro Anteilsschein nur noch 0,11 Euro ausgezahlt werden. Für 2022 hatte die Ausschüttung noch bei 2,40 Euro je Aktie gelegen.

Für das laufende Jahr geht Bayer von einem Umsatz zwischen 47 und 49 Milliarden Euro aus, beim Ebitda rechnet der Konzern mit einer Spanne von 10,7 bis 11,3 Milliarden Euro. Anleger quittierten das Zahlenwerk und die Ankündigungen des Vorstands mit erneuten Abschlägen: Bis zum Nachmittag gab die Bayer Aktie um mehr als 5 Prozentpunkte nach.