Bayer Aktie crasht: Historischer Kursverlust nach 2 Hiobsbotschaften

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Ein rabenschwarzer Wochenstart war es für den Leverkusener Bayer-Konzern: Gleich zwei Hiobsbotschaften ließen die Aktie am Montag crashen. Um fast ein Fünftel brach der Kurs im Handelsverlauf ein – der heftigste Absturz seit mehr als 3 Jahrzehnten.

Klinische Studie abgebrochen – Hoffnungsträger im Eimer?

Hintergrund war in erster Linie der vorzeitige Abbruch einer klinischen Studie zum Gerinnungshemmer Asundexian. Das Medikament befand sich bereits in der Phase-III-Studie und galt als gewinnträchtiger Hoffnungsträger in der Pipeline. Nun wurde das Projekt wegen schlechter Wirksamkeit gestoppt, zumindest hinsichtlich des Einsatzes als Gerinnungshemmer. Eine andere Phase-III-Studie mit dem Wirkstoff zur Schlaganfallprävention läuft jedoch zunächst weiter.

Die Markteinführung des Medikaments hatte Bayer ursprünglich für 2026 angepeilt und mit jährlichen Umsätzen von gut 5 Milliarden Euro gerechnet. Asundexian galt als Hoffnungsträger für die Pharma-Sparte, denn in den kommenden Jahren laufen zwei wichtige Patente aus und reißen ein Loch in die Konzernkasse.

Neues Monsanto-Urteil schlägt zusätzlich auf den Magen

Die ist ohnehin nicht mehr so prall gefüllt wie in früheren Zeiten. Mit der Übernahme des US-Düngemittelherstellers Monsanto haben sich die Leverkusener ein massives Problem ins Haus geholt: Glyphosat. Zahlreiche US-Klagen gegen das mutmaßlich krebserregende Mittel sind nach wie vor anhängig. Erst in der vergangenen Woche erlitt Bayer erneut eine juristische Niederlage im US-Bundesstaat Missouri: Ein Gericht sprach drei Klägern Schadensersatz in Höhe von über 1,5 Milliarden Dollar zu, die Monsanto – also Bayer – zu zahlen hat.

Das Unternehmen kündigte erwartungsgemäß an, das Urteil anfechten zu wollen. Damit geht das juristische Nervenduell in die nächste Runde. Da fällt es kaum noch ins Gewicht, dass auf europäischer Ebene fast zeitgleich die Zulassung für Glyphosat um weitere 10 Jahre verlängert wurde, was eigentlich eine gute Nachricht aus Sicht des Konzerns ist.

Negativer Doppel-Wumms aus Leverkusen

Für Rechtsstreitigkeiten in den USA hat Bayer insgesamt rund 16 Milliarden Dollar zurückgestellt. Kritiker – und etliche Anleger – hatten bereits im Zuge der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 Zweifel geäußert, ob man sich mit der 63-Milliarden-Dollar-Akquisition wirklich einen Gefallen getan hat. Bisherige Bilanz: eher nicht.

Anleger reagierten umgehend auf den negativen Doppel-Wumms: Schlechte Nachrichten sowohl in der Agrar- wie auch der Pharmasparte sorgten dafür, dass sie die Bayer Aktie am Montag fallen ließen wie eine heiße Kartoffel. Mit unter 33 Euro rauschte das Papier zwischenzeitlich auf den tiefsten Wert seit 2006.

Analysten entsetzt über Studienabbruch

Während Anleger und Analysten in Sachen Glyphosat inzwischen einiges gewohnt sind und immense Schadensersatzurteile bereits oftmals im Nachgang deutlich reduziert werden konnten, wurden sie vom Stopp der Asundexian-Studie kalt erwischt.

So reagierten auch zahlreiche Experten entsetzt auf die Neuigkeiten und senkten den Daumen für die Bayer Aktie. Die britische Barclays Bank etwa reduzierte das Kursziel deutlich von 65 auf 40 Euro und kassierte die Kaufempfehlung, neue Bewertung: equal weight. Auch das Analysehaus Jefferies vollzog die Abstufung von „buy“ auf „hold“ und senkte das Kursziel ähnlich drastisch von 60 auf 37 Euro.

Günstige Gelegenheit oder fallendes Messer?

Andere Analysten sind derzeit noch weniger pessimistisch. Die DZ Bank geht nach bislang 59 Euro nunmehr noch von einem Kursziel von 56 Euro aus, bestätigte jedoch die Kaufempfehlung. Andere Experten behielten nicht nur ihre Kaufempfehlung, sondern auch das jeweilige Kursziel für die Bayer Aktie bei, darunter etwa die Schweizer UBS (90 Euro) oder auch das Analysehaus Bernstein Research (60 Euro).

Ob es sich beim aktuellen Kurssturz nun um eine günstige Kaufgelegenheit handelt oder um ein fallendes Messer, von dem Anleger tunlichst die Finger lassen sollten, darüber gehen die Meinungen auseinander. Am Dienstag jedenfalls konnte sich das Papier nicht nennenswert fangen: Es ging zwar nicht weiter bergab, aber auch nicht wirklich bergauf. Vielmehr pendelte der Kurs weiterhin um die Schlussmarke vom Montag von rund 34 Euro.