Bayer: Taumelnder Gigant aus dem DAX

Bayer: Taumelnder Gigant aus dem DAX
Bruno Coelho / stock.adobe.com
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Das war auch für mich vergangene Woche ein zweites Mal eine Überraschung, dass ein DAX-Wert an einem Tag zweistellige Kursverluste hinnehmen musste. Ich hatte Ihnen bereits einen Überblick über den Kurssturz bei Bayer verschafft, heute aber noch einmal ausführlich zu den Hintergründen, und was bei Bayer aktuell alles im Detail los ist.

Studie für Hoffnungsträger vorzeitig beendet

So mussten die Leverkusener offenbaren, dass sie vorzeitig eine Studie zum Gerinnungshemmer „Asundexian“ vorzeitig beenden mussten, heißt das die Phase 3 des Medikamentes wegen schlechter Wirksamkeit vorzeitig beendet werden musste.

Dabei sollte „Asundexian“ bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko eingesetzt werden und gerade dieses Medikament galt als Hoffnungsträger für Bayer und sollte bereits ab 2026 marktbereit und einsatzfähig sein.

Große Enttäuschung nach vorherigen Ankündigungen

Geht man dabei ein wenig in die Vergangenheit, so hatte der Bayer Konzern immer wieder auf die Bedeutung des Präparates hingewiesen, besonders hinsichtlich eines erwarteten Umsatzes von 5 Mrd. Euro – jährlich! Das wäre dann tatsächlich mehr als der Pharmagigant mit jedem anderen Medikament bisher verdient hätte.

Verständlich also, dass die Enttäuschung bei Anlegern wie Analysten groß war und jetzt die Fantasie für ein nachhaltiges Wachstum ohne den erwarteten Blockbuster natürlich fehlt.

Auslaufende Patente voraus

Zudem kommt dann auch noch der Malus hinzu, dass die Patente auf die bisherigen Kassenschlager, dem Gerinnungshemmer „Xarelto“ und auch die des Augenmittels „Eyla“, zu Mitte des Jahrzehnts auslaufen und damit Generikamedikamente hier ihren Platz finden.

Umso wichtiger wäre es für Bayer gewesen „Asundexian“ mit Erfolg abzuschließen und auf den Markt zu bringen, denn ansonsten hat das Pharmageschäft von Bayer in Zukunft nicht mehr allzu viel zu bieten und nur mit „Aspirin“ allein, wird das Unternehmen keine Wachstumsfantasie erzeugen können.

Neue Klagen: Glyphosat-Skandal nimmt kein Ende

Letztlich auch immer wieder Rückschläge in den USA, in Bezug auf Schadenersatzklagen hinsichtlich des Unkrautvernichters Glyphosat auftreten.

So wurden die Leverkusener erst jüngst von einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri dazu verpflichtet hinsichtlich der Bayer Tochter Monsanto, eine Schadenersatzklage in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar an drei Geschädigte zu entrichten, die ihre Krebserkrankung ursächlich auf Glyphosat zurückführen.

Rückblickend hatte Bayer den Glyphosat-Hersteller Monsanto im Jahr 2018 für 63 Mrd. Dollar übernommen und wird seitdem von einer Vielzahl von Klägern mit Schadenersatzforderungen überhäuft.

Im Kern sollen es an die 160.000 mutmaßliche Geschädigte sein, wobei 113.000 Verfahren bislang abgeschlossen sein sollen. Allein für diese Verfahren hat Bayer Rückstellungen von 16 Mrd. Dollar getätigt.

Resümierend ist also die Reaktion der Anteilseigner und Analysten durchaus verständlich, sich nach so vielen „bad news“ und den wenig guten Aussichten von der Aktie zu trennen.

Lag die Aktie im Februar dieses Jahres noch bei 62 Euro, so ging sie am vergangenen Freitag bei nur noch 32,69 Euro aus dem Handel.

Positive Impulse notwendig – Dividende weiter attraktiv

Fraglich wie es jetzt beim Pharma- und Chemiegiganten weitergeht, denn Investoren brauchen beizeiten auch mal eine gute „Story“, um an ein Unternehmen zu glauben und zu investieren. Die scheint aber bei Bayer aktuell zumindest verloren gegangen zu sein.

Die Aktie bleibt etwas für sehr spekulative Anleger. Die Dividende ist noch ein kostbares Gut im Konzern und für die verbliebenen Aktionäre – womöglich auch für Sie. So zahlte Bayer im Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 2,40 Euro je Aktie. Bei einem Kurs von 32,69 Euro am 24.11.2023 beträgt die aktuelle Dividendenrendite 7,23%.

Das zumindest ist ein Trost und ansonsten helfen beim Blick auf den Kurs nur sehr, sehr viel Aspirin und Geduld!