Appell wegen Energiekrise: Audi-Chef fordert Tempolimit und autofreie Sonntage

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Kommt der autofreie Sonntag zurück? Was angesichts der extrem gestiegenen Energiepreise und drohender Versorgungsknappheit schon seit einiger Zeit wieder vermehrt diskutiert wird, erhält nun Zuspruch von ungewohnter Seite: Mit Audi-Chef Markus Duesmann äußerte sich zuletzt erstmals ein Topmanager der deutschen Automobilindustrie mit entsprechenden Forderungen.

Audi-Chef sorgt für Aufsehen

Die Auswirkungen der hohen Spritpreise seien bereits jetzt am Fahrverhalten der Deutschen zu beobachten, so Duesmann. Doch seiner Einschätzung nach reicht das nicht aus, um die erforderlichen Einsparziele zu erreichen. Er plädierte für autofreie Sonntage, wie es sie während der Ölkrise in den 1970er Jahren schon einmal gegeben hatte – und sprach sich auch für ein allgemeines Tempolimit aus.

Derartige Äußerungen sind aus dem Mund eines Vertreters der deutschen Autoindustrie höchst ungewöhnlich. Üblicherweise pocht die Branche auf freie Fahrt auf den Autobahnen und verweist auf die spritsparenden Modelle der eigenen Fahrzeugflotte. Dass in den vergangenen Jahren vor allem wenig sparsame SUVs neuzugelassen wurden, wird dabei gern ausgelassen.

Setzt in der Autobranche ein Umdenken ein?

Ob es sich bei Duesmann nun um einen Vorreiter seiner Branche handelt und dort tatsächlich allmählich ein Umdenken einsetzt oder ob er ein einsamer Fisch ist, der gegen den Strom schwimmt, wird sich wohl in den kommenden Jahren zeigen. Die politischen Vorgaben stehen jedenfalls ganz im Zeichen einer Ausweitung des Klimaschutzes.

In diese Richtung deutet auch der jüngste EU-Beschluss, wonach ab 2035 keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der Staatengemeinschaft zugelassen werden sollen. Das Aus für Benziner und Diesel gilt als grundlegender Baustein auf dem Weg zum klimaneutralen Kontinent. Dieses Ziel hatte sich die EU-Kommission mit ihrem Programm „Fit for 55“ auf die Fahnen geschrieben, es mit Leben zu füllen ist nun Gegenstand langwieriger Verhandlungen.

EU beschließt Verbrenner-Aus ab 2035

Auch das Verbrenner-Aus ist ein schwieriger Kompromiss. Unter anderem die an der Bundesregierung beteiligte FDP drängt auf eine Prüfung durch die EU-Kommission, inwieweit synthetisch hergestellte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, auch über 2035 hinaus im Straßenverkehr zum Einsatz kommen können.

Kritiker monieren hingegen, dass derartige Kraftstoffe vorrangig im Schiffsverkehr und in der Luftfahrt zum Einsatz kommen sollten, um auch in diesen Bereichen die Klimabilanz nachhaltig zu verbessern. Tatsächlich sind Kreuzfahrten und Flugreisen mit Blick auf die CO2-Bilanz das weitaus größere Problem, allerdings sollen die einzelnen Verkehrssektoren nicht gegeneinander ausgespielt werden. Stattdessen gilt es, sämtliche Transportwege insgesamt klimafreundlicher zu gestalten.

Viel zu tun bis zur erfolgreichen Verkehrswende

In der EU setzt man mit Blick auf den individuellen Straßenverkehr nach wie vor stark auf Elektromotoren. Dass diese sich gegenüber klassischen Verbrennern bislang bei der Kundschaft jedoch kaum durchsetzen, liegt an den offenkundigen Nachteilen: Während sich Diesel- und Benzinfahrzeuge binnen weniger Minuten volltanken lassen und dann über eine Reichweite von meist etwa 500 bis 800 Kilometern verfügen, dauert das Aufladen von E-Fahrzeugen deutlich länger – bei meist erheblich geringerer Reichweite. Was im Stadtverkehr kein Problem ist, wird auf der Langstrecke zur echten Herausforderung – geschickte Routenplanung inklusive, denn nicht überall steht eine entsprechende Ladeinfrastruktur bereit.

Es ist also noch viel zu tun für die Verantwortlichen in Deutschland und Europa, damit die Verkehrswende 2035 tatsächlich wie gewünscht umgesetzt werden kann. Von Seiten der Hersteller sind seit Jahren entsprechende Signale zu vernehmen: Bereits im laufenden Jahrzehnt planen zahlreiche Autobauer, ihre Fahrzeugflotten vorrangig oder vollständig auf Elektromobilität umzustellen.