Dax Ausblick: Berichtsaison nimmt noch mal Fahrt auf

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Die zurückliegende Handelswoche war dominiert von den Sitzungen der Notenbanken. Diesseits wie jenseits des Atlantiks entschieden sich die Währungshüter zu einer weiteren Anhebung der Leitzinsen um jeweils 0,25 Prozent. Damit lagen die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank im Rahmen der Erwartungen.

EZB kündigt weitere Zinsschritte an

Vielbeachtet wurde vor allem die Kommentierung der Entscheidungen durch die Notenbankvorsitzenden: Während sich in den USA ein Ende der Zinsanhebungen abzeichnet und die Fed eine Pause einlegen dürfte, betonte EZB-Chefin Christine Lagarde, dass in Europa der Zinsgipfel noch nicht erreicht sei und stellte weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten in Aussicht. Da die EZB erst Monate nach der Fed damit begonnen hatte, die Zinswende einzuleiten, ist das unterschiedliche Tempo nun nur folgerichtig.

Daneben befindet sich die Berichtsaison weiterhin in vollem Gange. Ein Großteil der in den wichtigsten Indizes gelisteten Unternehmen hat inzwischen Zahlen für die ersten 3 Monate des Jahres vorgelegt – und konnte überwiegend punkten. Rund zwei Drittel der Konzerne konnten mit ihren Quartalsergebnissen die Erwartungen von Analysten und Marktbeobachtern in den Schatten stellen.

Q1-Berichtsaison: Unternehmen schneiden besser ab als erwartet

Zwar verbuchten etliche Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Gewinneinbußen – diese fielen im Schnitt aber wesentlich moderater aus als zunächst befürchtet. Dennoch ist die Rezessionsgefahr noch nicht gebannt. Obwohl die Zinspolitik allmählich Wirkung zeigt und der Inflationsdruck zuletzt leicht nachließ, stehen die Verbraucherpreise weiter im Fokus. Noch immer steigen vor allem die Preise für Lebensmittel deutlich, trotz Lohnerhöhungen lässt die Kaufkraft spürbar nach. Frische Inflationsdaten aus den USA werden in dieser Woche am Mittwoch vorgestellt und könnten neue Impulse liefern.

Für Anleger, die in Dax-Titel investiert sind, hat die neue Handelswoche zudem eine ganze Reihe weiterer Quartalsberichte zu bieten: Am Dienstag stellen Fresenius und Daimler Truck ihre Bilanzen vor, am Mittwoch folgt ein wahrer Zahlenreigen mit Heidelberg Cement, Siemens Healthineers, Eon, Brenntag und Continental, gefolgt von Merck, RWE, Bayer, Hannover Rück und Deutscher Telekom am Donnerstag sowie der Allianz am Freitag.

Dax-Autobauer mit jeweils eigenen Herausforderungen

Zuletzt haben die US-Technologieriesen mit ihren Ergebnissen überzeugt: Nach Alphabet, Microsoft, Meta und Amazon hat in der vergangenen Woche auch Apple ein solides Zahlenwerk vorgelegt, das insgesamt über den Markterwartungen lag. In Frankfurt standen vor allem die Automobilkonzerne im Fokus, deren Quartalsbilanzen Licht und Schatten zu bieten hatten, wobei BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen mit jeweils ganz eigenen Herausforderungen zu kämpfen haben.

So wird BMW zwar für seine Elektrooffensive gelobt, zugleich aber dafür kritisiert, daneben auch an weiteren Antriebstechnologien wie Wasserstoff oder auch Verbrennern festzuhalten. Volkswagen hat vor allem in China mit regionalen Konkurrenten zu kämpfen und bekommt im wichtigen Elektrosegment im Reich der Mitte keinen Fuß auf den Boden. Bei Mercedes-Benz scheint hingegen die Strategie aufzugehen, sich vermehrt auf das Luxussegment zu konzentrieren und besonders margenträchtige Modelle voranzutreiben. Analysten sehen bei den Stuttgartern insgesamt das größte Potenzial.

Industrie: Auftragseingänge brechen dramatisch ein

Bereits zum Wochenauftakt gab es Konjunkturdaten aus Deutschland, doch die machen wenig Hoffnung. Die Industrieproduktion ist im März deutlich stärker eingebrochen als erwartet. Gegenüber dem Vormonat ging die Produktion um 3,4 Prozent zurück. Experten hatten lediglich einen Rückgang um 1,5 Prozent erwartet.

Der Einbruch verteilt sich über alle Branchen: Die Chemie-Industrie verzeichnet einen Produktionsrückgang um 2,0 Prozent, der Maschinenbau um 3,4 Prozent. Besonders hart trifft es die Automobilindustrie, dort lag die Produktion im März 6,5 Prozent unter dem Niveau vom Februar. Weil sich die Industrie in den ersten beiden Monaten des Jahres jedoch robust zeigte, steht für das erste Quartal unterm Strich ein Produktionsplus von 2,5 Prozent.

Ernüchternde Industriedaten schüren Rezessionsängste

Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Einbruch der Auftragseingänge für die Industrie um mehr als 10 Prozent für Aufsehen gesorgt. Nach einer starken Auftragsentwicklung zum Jahresauftakt dämpfte das abrupte Ausbremsen im März die Stimmung und sorgte im Gesamtquartal für ein minimales Plus von 0,2 Prozent.

Während zuletzt häufiger Hoffnungsschimmer auf eine Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte aufblitzten – unter anderem das Bundeswirtschaftsministerium zeigte sich vergleichsweise zuversichtlich –, schüren die schwachen Industriedaten nun wieder vermehrt die Sorge vor einem Abgleiten der deutschen Wirtschaft in eine Rezession. Diese liegt technisch gesehen dann vor, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen das Bruttoinlandsprodukt zurückgeht. Im Winter war Deutschland knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt, weil die Wirtschaftsleistung im Auftaktquartal überraschend nicht zurückging, sondern stagnierte.