Pandemiefolgen längst nicht ausgestanden: Globale Lieferketten unter Druck

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Im Alltag entspannt sich die Corona-Pandemie allmählich. Mit steigender Impfquote fallen immer mehr Beschränkungen. So bleiben Geschäfte und Schulen geöffnet, auch Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen können unter bestimmten Auflagen wieder stattfinden.

Doch die Krise hat tiefe Spuren hinterlassen – und zwar auch in den Wirtschaftszweigen, die grundsätzlich weiterarbeiten durften. Besonders eindringlich hat nun die internationale Transportbranche Alarm geschlagen.

Dachverbände der Transportbranche schlagen Alarm

In einem gemeinsamen Brief an die Uno-Vollversammlung warnen der internationale Luftfahrtverband IATA, die Internationale Schifffahrtskammer, der Weltdachverband der Straßentransportwirtschaft (IRU) sowie die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) davor, dass sich in direkter Folge der Pandemie der Arbeitskräftemangel in der Branche erheblich verschärfen könnte.

Bereits jetzt fehlen zigtausende Mitarbeiter, die Fracht per Schiff, Schiene, Straße oder Flugzeug von A nach B befördern und somit die globalen Lieferketten am Laufen halten. Von denen, die bislang in dem Bereich tätig sind, könnten viele nun ihrem Arbeitgeber den Rücken kehren und sich nach alternativen Karrierewegen umsehen, warnen die Dachverbände.

Schlechte Arbeitsbedingungen wurden während Pandemie noch schlimmer

Sie verweisen auf die Arbeitsbedingungen in der Branche während der Pandemie: Zeitweise konnten Crews von Handelsschiffen monatelang nicht von Bord gehen, Lkw-Fahrer mussten tagelang an verschlossenen Grenzübergängen ausharren, Angestellte der Luftfahrtbranche sahen sich mit häufig wechselnden und weltweit unterschiedlichen Vorschriften hinsichtlich Test- und Impfvorgaben oder Quarantäneregelungen konfrontiert.

Kurzum: Die Arbeit in dem ohnehin schon als nicht gerade komfortabel geltenden Transportsektor wurde während der Pandemie für die Beschäftigten noch eine ganze Spur schlimmer. Die Lage könnte sich mit Blick auf das anstehende Weihnachtsgeschäft in Kombination mit einer bereits anrollenden vierten Infektionswelle des Corona-Virus noch einmal verschärfen.

Autobranche wartet auf Halbleiter

Wie empfindlich die gesamte Weltwirtschaft auf Probleme in den globalen Lieferketten reagiert, zeigt sich seit Monaten besonders deutlich in der Automobilbranche. Die Hersteller warten sehnsüchtig auf Mikrochips, die zuhauf in modernen Fahrzeugen verbaut werden, doch der Weltmarkt ist weitgehend leergefegt, es herrscht Halbleitermangel allerorten.

Das wiederum führt dazu, dass etliche Autobauer ihre Produktion zeitweise drosseln oder auch befristet komplett herunterfahren müssen, weil schlichtweg der Nachschub an Bauteilen fehlt. Auch im Oktober sind wieder zahlreiche Beschäftigte der Automobilbranche in Kurzarbeit, manche Werke haben bereits angekündigt, bis Ende des Jahres auf Sparflamme zu produzieren.

Bis zu 11 Millionen Fahrzeuge weniger wegen Chipmangel

Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge werden allein wegen der fehlenden Chips bis zum Ende des Jahres bis zu 11 Millionen Fahrzeuge weniger produziert, und das trotz steigender Nachfrage. Daneben sind auch weitere benötigte Rohstoffe und Bauteile knapp, was zu weiteren Verzögerungen führt.

Beobachter rechnen damit, dass sich die Engpässe bis weit ins kommende Jahr hinein erstrecken und die Autobranche – wie auch andere Wirtschaftszweige – weiterhin stark belasten werden. Die Hersteller haben indes Wege gefunden, ihre Gewinne trotz alledem hoch zu halten: Die wenigen Chips, die vorhanden sind, werden zunächst in die margenträchtigsten Modelle verbaut. Kunden müssen sich unterdessen auf höhere Kaufpreise und längere Wartezeiten einrichten.

Aktien deutscher Autobauer trotz Krise stabil

Dementsprechend stabil zeigten sich in diesem Jahr auch die Aktienkurse der deutschen Autobauer. Zwar notieren die im Dax gelisteten Papiere von BMW, Daimler und Volkswagen zurzeit niedriger als zur Hochphase im Frühsommer, doch auf Jahressicht liegen alle drei Aktien deutlich im Plus. Den stärksten Anstieg verzeichnet dabei die Daimler Aktie, die binnen 12 Monaten um satte 60 Prozentpunkte zulegen konnte. Doch auch die VW Vorzugsaktie kann sich mit einem Plus von rund 40 Prozent sehen lassen, und auch Anleger, die auf BMW gesetzt haben, können sich auf Jahressicht über einen Wertzuwachs von etwa 30 Prozent freuen.

Mit Blick auf die Münchener zeigten sich Analysten zuletzt allerdings zurückhaltend, wohingegen die Kommentare bezüglich Aktien von Volkswagen und Daimler nahezu durchweg positiv ausfielen. Immerhin: Nachdem BMW seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr jüngst angehoben hat, haben Analysten von Warburg Research sowie der Deutschen Bank ihre Kursziele jeweils erhöht von 116 auf 120 Euro beziehungsweise von 115 auf 125 Euro. Experten beider Analysehäuser bestätigten zudem ihre Kaufempfehlungen für das Papier, das zuletzt für knapp 85 Euro zu haben war.