Öl bleibt teuer für länger

Erdöl
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Die Ölpreise steigen gekonnt und erklommen zuletzt die Marke bei 90 US-Dollar pro Barrel nach oben. Aktuell handelt Brent bei über 93 US-Dollar das Fass. Für Saudi-Arabien bietet ein Preislevel von 90 US$ +/- Stabilität und Gleichgewicht, wobei es auch Marktbeobachter gibt, die davon ausgehen, dass das Land einen Ölpreis von 100 US-Dollar pro Barrel bräuchte, um die ehrgeizigen Projekte des Kronprinzen zu finanzieren.

Aber im aktuellen Umfeld mit Rezessionssorgen und inflationärem Aufwärtsdruck durch hohe Ölpreise, dürfte sich der globale Ölproduzent Nummer 2 durchaus auch mit einem niedrigeren Niveau zufriedengeben.

Öl bricht nach oben aus

Quelle: stockcharts.com

Weshalb wir weiterhin mit höheren Ölpreisen rechnen müssen

Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds, liegt der Break-Even für die erdölproduzierenden Länder in den «hohen 70ern», wobei der Spitzenproduzent Saudi-Arabien erst ab 79,20 US$ Geld mit seinem Öl verdient.

Beim aktuellen Preisniveau bietet sich Saudi-Arabien also schon eine nette Marge, die umso wichtiger, da das Königshaus ja steigende Haushaltsausgaben hat.

Als der Ölpreis unter die 80-US-Dollar-Marke fiel, kündigten Saudi-Arabien und Russland (das auch höhere Preise gebrauchen kann) an, dass sie die Öl-Pumpen länger als erwartet abstellen würden. Im Juli erklärten sie, dass sie die Fördermengen weiter drosseln bzw. die bestehenden Kürzungen im August verlängern würden.

Inzwischen hat man der Welt mitgeteilt, dass man die Ölförderkürzungen bis zum Ende dieses Jahres verlängern wird. Um 1,3 Millionen Barrel Rohöl wird man den Weltmarkt ganz konkret «entlasten».

Und inzwischen zeigen die Bemühungen auch Erfolg. Der Ölpreis zischt ab wie eine Rakete und die Internationale Energieagentur (IEA) warnt vor einer erheblichen Versorgungslücke.

Denn allen Unkenrufen zum Trotz steigt zum Beispiel Chinas Ölnachfrage weiterhin.

Die IEA geht deshalb nun davon aus, dass der Markt in der zweiten Jahreshälfte ein Defizit von 1,24 Millionen Barrel pro Tag aufweisen wird.

Hinzu kommt ein massiver Rückgang der globalen Ölbestände. Diese sind im August auf ein 13-Monats-Tief gesunken. Besonders stark ist der Abbau der Bestände auf See.

Fazit: Die hohen Ölpreise könnten noch viele auf dem falschen Fuß erwischen

Aktuell hat die IEA noch Hoffnung, dass die Ölnachfrage im kommenden Jahr wieder sinken wird. Als Grund dafür gibt sie das Wachstum der Elektrofahrzeuge und ein Stocken der wirtschaftlichen Erholung an. Mit der zweiten Aussage könnte sie recht haben, aber vermutlich eher deshalb, weil die Ölpreise auf einem hohen Niveau verharren werden.

Das heizt die Inflation wieder an und führt dazu, dass die Notenbanken so schnell nicht ihre Zinsen senken können. Das wiederum führt dann endgültig auch in den USA in die Rezession. Das Nachfragewachstum nach den Elektrofahrzeugen, würde ich für das kommende Jahr noch nicht als Zünglein an der Waage betrachten. In Zeiten globaler Konjunkturabschwünge tendieren die Menschen eher weniger dazu teure Elektroautos zu kaufen.

Ein weiterer wichtiger Grund für ein übergeordnet hohes Ölpreisniveau sind die globalen niedrigen Lagerbestände. Und irgendwann müssen auch die USA ihre strategische Reserve wieder auffüllen. Darauf wird der Markt schon im Vorfeld bauen.

Für mich ergibt sich daraus vor allem ein Fazit: Ein höheres Ölpreisniveau von über 90 US-Dollar pro Barrel ist von Seiten der Produzenten gewünscht und wird mit Sicherheit verteidigt – wenn es sein muss auch ins kommende Jahr hinein.

Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer wieder steigenden Inflation und als Folge aus der dann weiterhin restriktiven Geldpolitik entstehenden US-Rezession so hoch wie zu keinem anderen Zeitpunkt in diesem Jahr. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem global leere Lagerbestände die Nachfrage aufrecht erhalten werden. Na, Prost Mahlzeit. Aber immerhin gibt es ja glücklicherweise noch günstige Öl- und Öltransportaktien.