Turbulenzen am Ölmarkt: Was dahinter steckt

Inhaltsverzeichnis

Tanken macht aktuell alles andere als Spaß, weil die Spritpreise unverändert hoch sind. Und wer als Anlegerin und Anleger auf Öl gesetzt hat, brauchte in den letzten Wochen ebenfalls starke Nerven, da heftige Turbulenzen auf der Tagesordnung standen.

Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine explodierte der Ölpreis zunächst. Am 7. März stieg der Preis der Nordseesorte Brent auf 137 Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit 14 Jahren. Auf das Hoch folgte jedoch wenige Tage später der Ausverkauf. Der Brent-Preis stürzte zeitweise um acht Prozent ab, fiel auf 97,50 Dollar je Barrel und damit fast auf Vorkriegsniveau.

Gewinne, die nach dem russischen Überfall realisiert worden waren, verpufften also sogleich wieder. Nach dem rasanten Absturz folgte dann zunächst eine Gegenbewegung, aber die Kursgewinne waren nur von kurzer Dauer und pendelten sich vorerst auf einem Niveau von knapp 100 Dollar ein. Dann kletterte der Preis wieder nach oben und gab erneut nach. Inzwischen hat sich der Kurs auf einem höheren Niveau stabilisiert. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 117,28 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel auf 110,52 Dollar.

Welche Auswirkungen der Embargo-Verzicht hat

Experten erwarten vorerst keinen Anstieg mehr, weil die EU vorläufig auf ein Embargo verzichtet. Der Importstopp russischen Erdöls ist also vorerst vom Tisch. Damit ist im Augenblick auch die Angst vor einer Verknappung gebannt. Außerdem fielen die Sturmschäden an einem Exportterminal am Schwarzen Meer offenbar nicht ganz so dramatisch aus wie zunächst angenommen. Die Verladung im kasachischen Hafen Noworossijsk konnte schon bald wieder aufgenommen werden.

Die täglichen Preisschwankungen am Ölmarkt bleiben, weil der Krieg in Europa die Unsicherheit der Anlegerinnen und Anleger weiter schürt. Neue Höchststände jenseits der 137 Dollar je Barrel werden allerdings nicht mehr erwartet. Frieden in der Ukraine ist zwar leider noch nicht in Sicht, aber inzwischen haben auch andere Faktoren Einfluss auf den Ölpreis.

Der Iran könnte beispielsweise als Akteur auf den Ölmarkt zurückkehren. Experten gehen davon aus, dass die US-Sanktionen gegen das Land bald zurückgenommen werden könnten. Damit wäre der Weg frei iranischer Ölexporte.

Fracking gewinnt wieder an Bedeutung

Darüber hinaus erlebt das umstrittene Fracking, also die Schieferölproduktion, in den USA ein Comeback. Laut tagesschau.de liegt die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den Vereinigten Staaten aktuell bei etwa 500. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag diese bei über 800. Die US-Energiebehörde EIA rechnet jetzt allein für März mit einer Steigerung der umstrittenen Schieferölproduktion um 109.000 auf über 8,7 Millionen Barrel pro Tag.

Den Ölpreis drücken könnte auch die Null-Covid-Strategie in China. Die Millionenmetropole Shanghai steht beispielsweise vor einem strikten Lockdown. Die Produktion in den Fabriken wird gestoppt, Häfen werden dicht gemacht. Die Nachfrage nach Öl sinkt und damit auch der Preis.