Blockierter Sueskanal sorgt für stark steigenden Ölpreis

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Ein Schiff blockiert den Sueskanal – und schon schnellt der Ölpreis in die Höhe. Nachdem ein Frachter in der wichtigen Wasserstraße auf Grund gelaufen war, bildete sich ein erheblicher Rückstau. Von mehr als 150 Schiffen war jüngst zu hören, die wegen der Blockade einer der meistfrequentierten Handelsrouten der Welt in der Warteschleife hingen.

Der Sueskanal durchläuft Ägypten und verbindet den indischen Ozean mit dem Mittelmeer – eine erhebliche Zeitersparnis für Warentransporte aus dem asiatischen Raum nach Europa und umgekehrt, denn andernfalls wären die Frachter gezwungen, den gesamten afrikanischen Kontinent zu umfahren. Das würde Zeit und Geld kosten.

Zeit und Geld kostet der blockierte Kanal nun auch. Er kommt nicht zuletzt wegen der globalen Halbleiterknappheit zur Unzeit, die Lieferverzögerungen dürften etliche Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen zu spüren bekommen.

Ölpreis schnellt in die Höhe

Auch beim Ölpreis macht sich der Effekt unmittelbar bemerkbar. Waren die Preise je Barrel für die US-Sorte WTI sowie auch für die Nordseesorte Brent am Vortag noch spürbar gefallen, zog der Preis am Mittwoch sprunghaft an. Das Fass WTI kostete zuletzt knapp 60, ein Barrel Brent gut 63 US-Dollar. Beide Sorten haben sich damit durch die Kanalblockade bereits jetzt um rund 6 Prozent verteuert.

Seit Beginn der Corona-Pandemie vor gut einem Jahr hat sich der Ölpreis somit mehr als verdoppelt. Im April 2020 war Brent kurzzeitig für unter 20 Dollar je Fass zu haben, WTI rauschte sogar in den negativen Bereich. Hintergrund war die Verunsicherung durch die kurzfristig beschlossenen, sehr harten Lockdown-Maßnahmen, die damals weite Teile Europas de facto lahmlegten und für einen wirtschaftlichen Einbruch sorgten.

Und heute? Die Pandemie ist noch immer nicht ausgestanden, vor allem Deutschland hangelt sich von einem Lockdown in den nächsten, die Impfkampagne zieht sich länger hin als erhofft und Europa steckt in der tiefsten Rezession seit der globalen Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt.

Erwartete Konjunkturerholung stützt Ölpreisentwicklung

Etliche Ökonomen haben wegen der schleppenden Entwicklung ihre zunächst optimistischen Konjunkturprognosen inzwischen wieder zusammengestrichen, doch tendenziell stehen die Zeichen auf Erholung. Spätestens ab der zweiten Jahreshälfte soll sich die Lage merklich entspannen, bereits für dieses Jahr rechnen Experten etwa für Deutschland mit einem wirtschaftlichen Aufschwung von um die 3 Prozent.

Bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sein wird, dürfte es allerdings noch eine ganze Weile länger dauern – und sämtliche Prognosen stehen unter dem Vorbehalt der weiteren Pandemieentwicklung, wie die Ökonomen nicht müde werden zu betonen.

Opec stimmt sich engmaschiger ab

Die Opec-Staaten haben unterdessen beschlossen, sich nicht mehr wie bislang halbjährlich, sondern deutlich häufiger zusammenzusetzen und auch ihre Verbündeten – die sogenannten Opec+ – einzubeziehen, um Förderstrategien zur Preisgestaltung zu besprechen. Sie stecken seit einigen Jahren in einem Preisdilemma, ausgelöst vor allem durch die erstarkende Fracking-Struktur in den USA: Je höher der Ölpreis, desto rentabler das vergleichsweise teure Fracking. Je rentabler das Fracking, desto mehr Öl wird seitens der Vereinigten Staaten auf den Markt gebracht, was die Preise wiederum sinken lässt.

Da die Volkswirtschaften vieler Opec-Staaten jedoch maßgeblich auf den Erlösen aus dem Öl-Exportgeschäft basieren, gilt es hier, eine gute Balance zu finden. Mit rund 60 Dollar ist der Ölpreis derzeit noch vergleichsweise niedrig. Das erklärte Ziel der Opec+, das auch von Beobachtern für realistisch erachtet wird, ist ein Preisniveau von etwa 80 Dollar je Barrel. Doch bis es soweit ist, muss sich die globale Konjunktur erst einmal umfassend erholen. 2021 ist damit eher noch nicht zu rechnen.

Sueskanal-Blockade wird teuer für Betreiber

Freie Fahrt auf dem Sueskanal dürfte schneller wiederhergestellt werden. Der Frachter soll freigeschleppt werden, der japanische Eigner, die taiwanische Reederei und die ägyptischen Behörden arbeiten unter Hochdruck daran, doch das Unterfangen gestaltet sich schwierig. Das 400 Meter lange Schiff zählt zu den größten Containerschiffen der Welt und steckt quer im Kanal, dabei reicht es von einem Ufer zum anderen, sodass auch ein Umfahren selbst für kleinere Schiffe nicht möglich ist.

Teuer werden dürfte das nicht zuletzt für den Betreiber und dessen Versicherung, schon jetzt ist von möglichen Schadensersatzforderungen im dreistelligen Millionenbereich die Rede – und etwaige Regressansprüche anderer Frachtunternehmen, deren Schiffe seit Dienstag an beiden Enden des Kanals ausharren müssen, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.